Immer wieder können Anwohner und Umweltverbände nur ratlos zuschauen, wie Grundstücksbesitzer in Leipzig wertvolle Baumbestände fällen und Tatsachen schaffen, auch wenn ihr Bauvorhaben gegen die verständlichsten Gesetze verstößt. Seit Monaten steht das Bauvorhaben „Wohnpalais Holbeinstraße 6a“ genau wegen solcher Pläne in der Kritik. Doch am Freitag und Samstag, dem 24. und 25. November, wurden am Ufer der Weißen Elster in Schleußig zehn Bäume und mehrere Sträucher gefällt.

Mutmaßlicher Grund für die Rodungen ist das geplante Bauvorhaben „Wohnpalais Holbeinstraße 6a“. Das geplante „Wohnpalais“ ist bei Anwohnern und Umweltverbänden höchst umstritten. Die Planung sieht eine Bebauung bis an das Ufer der Weißen Elster vor, in Anbauten sogar über die Ufergrenze hinaus.

Laut Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und Sächsischen Wasserschutzgesetz (SächsWG) ist jedoch die Bebauung von Uferrändern, Böschungen sowie eines anschließenden fünf Meter breiten Schutzsaumes nicht erlaubt, kritisiert der BUND Leipzig das Bauvorhaben. Ebenso verboten ist, an Ufern wachsende Gehölze zu beschädigen oder gar zu zerstören.

„Und dies aus gutem Grund“, sagt Melanie Lorenz, stellvertretende Vorsitzende beim BUND Leipzig, „Gewässerrandstreifen erfüllen wichtige Aufgaben für den Gewässerschutz und den Naturhaushalt, nicht zuletzt auch als Hochwasserschutz.“

Trotz des gesetzlichen Verbots werden in Leipzig immer wieder Baugenehmigungen für „Filetgrundstücke“ direkt am Flussufer erteilt, so auch in diesem Fall.

„Wir vom BUND nehmen dies nicht hin und haben bereits Widerspruch gegen die behördlich erteilte ‘Befreiung vom Verbot der Bebauung des Gewässerrandstreifens eingelegt“, erklärt Lorenz.

Der Widerspruch hat eigentlich aufschiebende Wirkung. Auch mehrere Anwohner/-innen hatten dem Bauprojekt frühzeitig widersprochen, bisher ohne abschließenden Bescheid. Ungeachtet dessen wurden mit der Rodung der Fläche nun vollendete Tatsachen geschaffen.

Das kahlgeschlagene Ufer an der Stadtelster. Foto: BUND Leipzig
Das kahlgeschlagene Ufer an der Stadtelster. Foto: BUND Leipzig

„Es ist für uns unverständlich, dass die Stadt in völliger Missachtung laufender Verfahren diese Baumfällungen genehmigt hat. Wir erwarten umgehend eine Klärung“, fordert Lorenz.

Die Fällungen konnten am Freitagnachmittag zunächst dank des Eingreifens von Anwohner/-innen gestoppt werden, das Ordnungsamt verhängte einen Fällstopp bis zur Klärung des Sachverhalts durch die Fachämter am Montag.

Dennoch rückte das Fällkommando bereits am Samstagvormittag erneut an und fällte die letzten Bäume. Die Fläche ist jetzt vollständig gerodet, die Bäume liegen zum Teil im Fluss. Laut Augenzeugen wurden bei den Arbeiten elementare Schutzregeln missachtet und auch Boote von Anwohnern beschädigt.

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Es gibt 2 Kommentare

Natur- & Gewässerschutz a la Stadtverwaltung Leipzig 2023 🤢
Hier entsteht in der Holbeinstrasse 6 ein Wohnpalais mit einstelliger Anzahl an Luxuswohnungen 🤮😡
Das muss dieser soziale naturnahe Stadtumbau sein, von dem immer alle reden🤬
Es gibt augenscheinlich im Leipziger Stadtrat nicht den konsequenten Willen, solche Dinge rechtzeitig zu thematisieren und bewusst zu sanktionieren.
Abgesehen von den nun geschaffenen, unumkehrbaren Fakten durch gerodete Gehölze wird der Uferbereich durch die drohenden Bautätigkeiten weiter erheblich geschädigt und der Flusslauf eingeschränkt werden.
Aber anscheinend nimmt das die betreffenden Fachbereiche der Stadtverwaltung in Kauf, solange ein fragwürdiger Investor hier Profit zu Lasten der Allgemeinheit machen kann.
Finde nur ich dieses wiederholt praktizierte Vorgehen mit dem System der Bezugnahme auf bereits genehmigte Bausünden bzw. andere Zuständigkeiten in puncto etwaiger persönlicher Vorteilsname nachverfolgenswert ???

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