Es gibt die Leipziger/-innen, die sich ein anderes Wohnen sehr gut vorstellen können, als es auf dem klassischen Miet- und Eigentumsmarkt möglich ist. Schon 2012 gründeten mehrere Leipzigerinnen und Leipziger ein gemeinsames Wohnprojekt, damals noch in einem Miethaus. Doch der Vermieter hat andere Vorstellungen. Die Zukunft der Wohngemeinschaft, die sich selbst „die Baumis“ nennen und mittlerweile mit zwölf Erwachsenen und acht Kindern in einer Hausgemeinschaft leben, stand in den Sternen.
Also entschieden sie 2021, sich beim Konzeptverfahren für kooperatives und bezahlbares Bauen und Wohnen der Stadt Leipzig zu bewerben und das große Wagnis einzugehen, ein eigenes Mehrgenerationen-Haus für ihre Hausgemeinschaft zu bauen.
Und sie bekamen den Zuschlag. Am Dienstag, dem 21. November, war in der Breitschuhstraße 31 in Großzschocher Grundsteinlegung. Der Keller steht schon. Und einen Namen hat das Hausprojekt auch schon: „Haus im Fluss“.
Das „Haus im Fluss“ soll 2025 das Zuhause der bereits bestehenden Hausgemeinschaft aus Kleinzschocher werden. Die jetzigen zwanzig Bewohner/-innen im Alter von 0 bis 62 Jahren leben bereits gemeinschaftlich zusammen. Das bedeutet, dass sie – neben Küchen und Bädern – auch ihre Freuden und Sorgen im Alltag teilen und sich gegenseitig unterstützen.
Etwas, was für viele Leipziger selten geworden ist in Zeiten zunehmend anonymer Nachbarschaft und dem einsamer werdenden Leben als Single.
Da es für die Gruppe keine langfristige Perspektive in ihrem jetzigen Zuhause gibt, hat die Hausgemeinschaft 2020 die Baugruppe„Haus im Fluss“ gegründet und sich 2021 beim Konzeptverfahren für kooperatives und bezahlbares Bauen und Wohnen der Stadt Leipzig beworben.
Mit ihren Ideen vom nachhaltigen Bauen – das Haus soll vorwiegend aus Holz entstehen, Fotovoltaik auf dem Dach und Wärmepumpe sind geplant – solidarischen Zusammenleben und Engagement in der Nachbarschaft konnte die Gruppe die Jury überzeugen und sicherte sich das Baugrundstück in Großzschocher. Dort entsteht nun ein ökologisches Haus in Holzbauweise, das gemeinsam mit dem Octagon Architekturkollektiv geplant wurde.
„Wir möchten gerne langfristig bezahlbaren Wohnraum schaffen, statt noch mehr Privateigentum. Deshalb werden wir Mieter/-innen in unserem selbstverwalteten Neubau und befinden uns aktuell im Aufnahmeprozess vom bundesweiten Mietshäuser Syndikat“, erklärt Judith Fallert von der Baugruppe „Haus im Fluss“.
Den Spaß an der Grundsteinlegung überließ die Baugemeinschaft dann aber den Kindern, die die Zeitkapsel befüllten, bevor sie eingemauert wurde. Und stellvertretend für die Ratsversammlung, welche die kooperativen Bauprojekte auf städtischen Flächen möglich gemacht hat, war Grünen-Stadtrat und Pfarrer Andreas Dohrn mit dabei, als das „Haus im Fluss“ in die nächste Bauetappe startete.
Die Mitgliedschaft im bundesweiten Mietshäuser Syndikat soll auch verhindern, dass das Haus je wieder gänzlich privat und zum Spekulationsobjekt auf dem Markt wird.
Und auch an nachhaltige Mobilität hat die Gruppe gedacht – sie verzichtet komplett auf Stellplätze im Keller, sondern richtet lieber einen Stellplatz für Carsharing ein, um damit den Bedarf an eigenen Autos zu minimieren.
Es gibt 2 Kommentare
@Darjeeling SFTGFOP1
Nun ja, laut Stellplatzsatzung kann der vorgesehene Carsharing-Platz bis zu fünf vorgeschriebene Stellplätze ersetzten. Nun wissen wir alle nicht, auf wie viele Wohneinheiten sich bei diesem unkonventionellen Projekt die 561 qm Wohnfläche (Quelle: Mietshäuser Syndikat) aufteilen. Fünf, drei oder doch nur eine große für alle? Dann heißt es: ätschi-bätsch Satzung.
Finde ich ja gut, daß die Baugruppe keine Stellplätze braucht und deshalb keine baut, aber verzichtet die Stadt dann auf die AblöseGebühr für die lt. Stellplatzdatzung vorgeschriebenen, aber nicht geplanten Stellplätze?