In der letzten Zeit sind verstärkt die Stadtplätze in Leipzig in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Jahrzehntelang wurden sie vernachlässigt oder derart lebensfremd gestaltet, dass sie zu Dutzenden wie Nicht-Räume im Stadtbild erscheinen – ohne Aufenthaltsqualität, geradezu abweisend. Oder einfach wild zugeparkt wie der kleine Platz an der Kreuzung Rosa-Luxemburg-Straße/Hofmeisterstraße.

Ein kleiner, dreieckiger Platz mit einem Ahornbaum und einer Wasserpumpe. Ein Nicht-Ort, der eigentlich dringend eine Gestaltung braucht, wie der Stadtbezirksbeirat Mitte fand, nachdem sich mehrere Anwohner dazu gemeldet hatten.

Er beantragte: „In den Ausführungsplanungen für den Knoten zur Rosa-Luxemburg-Straße Ecke Rosa-Luxemburg-Straße/Hofmeisterstraße und den weiteren neu entstehenden Plätzen im direkten Umfeld (Stichwort Krystallpalastplatz), explizit Themen wie Erinnerungskultur und klimatische Anpassung von Stadträumen, zum Beispiel durch mehr Baumpflanzungen, Trinkbrunnen und auch Kunst im öffentlichen Raum zu berücksichtigen.“

Das Anliegen stellte am 15. November in der Ratsversammlung Falk Warnecke für den Stadtbezirksbeirat vor. Denn wenn das neue Krystallpalast-Quartier erst einmal fertig ist, wird das die ganze Gegend verändern.

Klima und Erinnerungskultur

„Für die vorhandenen und neu entstehende Straßen- und Platz-Situationen im Quartier wird der Nutzungsdruck steigen, ebenso die Anforderungen an Aufenthaltsqualität und Grün“, stellte der Stadtbezirksbeirat fest.

„Dem Stadtbezirksbeirat Mitte ist es wichtig, Orte in seinem Gebiet zu gestalten bzw. neu anzulegen, welche die Aufenthaltsqualität für die Anwohnerinnen und Anwohner verbessert. So hat der Stadtbezirksbeirat beispielsweise gemeinsam mit dem Amt für Stadtgrün und Gewässer die Neugestaltung des kleinen Westplatzes in diesem Jahr auf den Weg gebracht.

Insbesondere für die Straßen und kleinen Plätze im Dreiecksbereich der Hofmeisterstraße/Krystallpalaststraße/Brandenburger Straße, sowie an der Rosa-Luxemburg-Straße, wünscht sich der Stadtbezirksbeirat eine sensible und zeitgemäße Gestaltung, die auch Belange der klimatischen Entwicklung berücksichtigt.

So gibt es an der Kreuzung Rosa-Luxemburg-Straße/Hofmeisterstraße einen ausgewachsenen Baum und eine historische Handschwengelpumpe, welche in die Konzeption sinnvoll miteingefügt und durch weitere Pflanzungen ergänzt werden sollten.“

Und die beiden Plätze könnte sich ja gut eignen, zwei besondere Erinnerungspunkte zu setzen – einerseits an den einstigen Krystallpalast, der hier einmal stand, und zum anderen an den Komponisten Hanns Eisler, der in der Hofmeisterstraße seine ersten Lebensjahre verbrachte.

Die Bauherren sind am Zug

Aus der Verwaltung gab es eine wohlwollende Stellungnahme zum Antrag, auch wenn sie die Gestaltung der Plätze erst in näherer Zukunft sieht: So ist das Plätzchen an der Brandenburger Straße eigentlich Bestandteil der Planungen des Krystallpalast-Quartiers. Der Platz muss also vom Bauherren gestaltet werden: „Gegenwärtig liegt der Stadt Leipzig noch keine finale Ausführungsplanung vor. Im Ergebnis der Abstimmungen wird diese jedoch im IV. Quartal 2023 erwartet.“

Und Ähnliches gilt für den Platz an der Ecke zur Rosa-Luxemburg-Straße: „Derzeit vorliegende Überlegungen gerade hinsichtlich der Gestaltung des besagten Platzbereiches basieren auf der Grundlage, dass das Areal östlich der Hofmeisterstraße ‚Quartier Rosa‘ von der Instone Real Estate Development GmbH erworben und entwickelt wird. Im Weiteren befindet sich auch das Bürogebäude ‚City Gate Leipzig‘ im Dreiecksbereich Hofmeisterstraße/Krystallpalaststraße/Brandenburger Straße in Planung und hat somit Einfluss auf die Gestaltung des Straßenplatzes Hanns-Eisler.“

Aber bei einem ist sich die Verwaltung schon mal sicher: Die Plätze müssen grüner werden. „Aufgrund der sich zuspitzenden klimatischen Entwicklungen, wird es in der Ausführungsplanung jedoch noch einmal Anpassungen geben, die Plätze entgegen der 2016 genehmigten Entwurfsplanung grüner und entsiegelter zu gestalten.“

Die Verwaltungsvorlage war so gesehen eher nur informativ. Abgestimmt wurde der Antrag des Stadtbezirksbeirates. Und der wurde am 15. November bei nur neun Gegenstimmen dann auch angenommen.

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