Immer mehr Baulücken in Leipzig verschwinden, Brachen werden geschlossen, oft auch gleich noch die Innenhöfe zugepflastert. Immer mehr Grün verschwindet aus der Stadt – und das in einer Zeit des Artensterbens und der zunehmenden Hitzebelastung. Der BUND Leipzig macht jetzt Druck, einen alten Bebauungsplan aus dem Jahr 1996 aufzuheben und ein wichtiges Waldstück in Anger-Crottendorf dauerhaft zu bewahren.
Der Arbeitskreis „Natur- und Artenschutz“ des BUND Leipzig hat deshalb am 23. Juli eine Petition bei der Stadt Leipzig eingereicht, um den veralteten Bebauungsplan eines Waldstücks an der Zweinaundorfer Straße in Anger-Crottendorf neu zu gestalten. Für die rund drei Hektar große Fläche besteht seit 1996 eine Waldumwandlungsgenehmigung, das heißt, die Stadt ist berechtigt, den Wald zu roden und in eine andere Nutzungsart (etwa Wohnnutzung) umzuwandeln.
Doch kann sich die Stadt das Versiegeln von urbaner Waldfläche leisten? Dies fragt der BUND. Eigentlich sei das Ziel der Stadt Leipzig, den Anteil an Waldfläche im Stadtgebiet zu erhöhen, nicht zu reduzieren. Der BUND Leipzig setzt sich deshalb dafür ein, zumindest die Hälfte des mittlerweile schon bewaldeten Grundstückes als urbanen Wald festzusetzen und so den Leipziger Bürger/-innen einen Ort der Lebensqualität und Klimaanpassung zu bewahren.
„Die Ausweisung neuer Wohnflächen in Leipzig darf nicht auf Kosten der Bürger/-innen gehen. Urbaner Wald ist in vielerlei Hinsicht essentiell für Stadtklima und Biodiversität“, erklärt Melanie Lorenz, die stellvertretende Vorsitzende des BUND Leipzig.
Der Wert urbaner Waldflächen in Leipzig sei kaum zu überschätzen. Sie kühlen die Stadt während der heißen Sommer und bieten wertvolle Erholungsorte für ihre Bürger/-innen. In Zukunft werde ihre Bedeutung nur noch zunehmen. Die Stadt Leipzig hat diese Umstände in ihren Verordnungen schon längst zur Kenntnis genommen, stellt der BUND Leipzig fest und fordert, diese aber auch konsequent umzusetzen.
Stadtklimaanalyse und Landschaftsplan
Die Umwandlung des B-Plans ist sowieso schon des längeren fällig, denn das Gebiet wird in anderen Strategieplänen der Stadt längst als schützenswerte Fläche ausgewiesen. Darauf weist der BUND Leipzig in seiner Petition hin.
So ist in der Stadtklimaanalyse (Maßnahmekarten M14 und M9) der östliche Teil des Plangebiets als Grünfläche gekennzeichnet, „deren mikroklimatische Vielfalt erhöht werden sollte durch Baumpflanzungen oder Anlage von Wasserflächen, da sie eine starke Wärmebelastung aufweist (Kennzeichnung: sehr hohe Schutzwürdigkeit), zudem liegt dieser Teil im Kaltluftprozessraum (Kennzeichnung hohe Schutzwürdigkeit).“
Und im Landschaftsplan der Stadt Leipzig ist das Plangebiet „bereits zum großen Teil als ‚Wald‘ innerhalb einer Grünverbindung und Luftventilationsbahn gekennzeichnet. Der Landschaftsplan ist die Grundlage für den Flächennutzungsplan.“
Begrenzt wird das Waldstück im Osten übrigens durch den Parkbogen Ost, den die Stadt zu einem Geh- / Radweg über den Dächern des Leipziger Ostens umgestaltet.
Im Norden grenzt die ehemalige Karl Krause Fabrik an das Wäldchen, die inzwischen für Wohnzwecke umgestaltet wurde. Im Süden streift die Zweinaundorfer Straße das Gelände.
Wo bleibt der Grünerhalt?
Der BUND Leipzig kann mit seiner Petition auch auf mehrere Stadtratsbeschlüsse zum Erhalt von Waldinseln und Grünflächen in Leipzig verweisen, die jedoch von der Stadtplanung bislang nur zögerlich berücksichtigt werden. Aber eine gewisse Zusage aus dem Dezernat Stadtentwicklung und Bau gab es am 15. März schon auf eine Einwohneranfrage des BUND Leipzig zur Schaffung urbaner Waldinseln, worin es hieß: „… die Möglichkeit einer Wegeverbindung am Böschungsfuß und den teilweisen Erhalt und die Anbindung der Sukzessionsstände an den Parkbogen Ost (ist) noch einmal zu überdenken. Eine Berücksichtigung dieser Thematik ist im Rahmen einer B-Plan-Änderung zu prüfen.“
Eine vom Stadtrat bestätigte Petition würde diesem Anliegen deutlich mehr Nachdruck verleihen.
Nicht der ganze entstandene Wald soll langfristig gesichert werden, so der BUND Leipzig. Nur rund 16.000 m² sollen im Bebauungsplan und im Flächennutzungsplan als „Urbaner Wald“ festgesetzt werden.
„Die verbleibende Fläche kann mit Geschosswohnbauten unter modernen ökologischen Standards beplant werden. Dabei sollen mindestens 50 % der Bestandsbäume zum Erhalt festgesetzt und in die Bebauung integriert werden. Es wird eine aktuelle Artenkartierung sowie ein Artenschutzkonzept erstellt“, heißt es in der Petition. Die noch bis Montag, 16. Oktober, mitgezeichnet werden kann.
Man findet sie auf der Petitionsseite der Stadt Leipzig.
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Auch zu dieser Petition wird eine Verwaltungsmeinung erarbeitet.
Biotope aufwerten und erhalten! B-Plan Nr. 359 Lindenauer Hafen Zentraler Bereich anpassen.
https://www.leipzig.de/buergerservice-und-verwaltung/buergerbeteiligung-und-einflussnahme/petition/online-petition/details/petition/biotope-aufwerten-und-erhalten-b-plan-nr-359-lindenauer-hafen-zentraler-bereich-anpassen