Einen haben wir noch. Auch darüber stimmte die Ratsversammlung am 20. September ab. Ohne Diskussion. Ein klares Ja für ein Projekt, das die Radwegeverbindung von Großzschocher Richtung Elsterradweg deutlich verbessert. Die Bahn will die sogenannte Waldbahnbrücke über die Weiße Elster erneuern und hat der Stadt ein richtig gutes Angebot gemacht: Die Stadt bekommt die alte Brücke als Radwegbrücke quasi geschenkt.
Nicht ganz. Geld kostet das Ganze trotzdem. Aber die Brücke ist ja schon da. Sie muss nur ein Stück verschoben und mit einem Radweg verbunden werden. Und das übernimmt auch gleich die Bahn.
Oder im Text der Vorlage: „Die DB Netz AG will ihre Eisenbahnüberführung über die Weiße Elster ersetzen, die unter Denkmalschutz steht. Es ist daher beabsichtigt, dass die DB sie etwas nördlich versetzt und als Geh-/Radwegbrücke für einen Lückenschluss des Leipziger Radwegnetzes herrichtet und sie dann in die Baulast der Stadt Leipzig übernommen wird.“
Und die Stadt war sogleich dafür. Denn: „Die Brücke hat Netzbedeutung im Sinne einer Stadt der kurzen Wege, da eine Querung der Weißen Elster den Stadtteil Großzschocher mit den Naherholungsgebieten Südlicher Auwald und Cospudener See direkt verbindet. Im HauptnetzRad von 2020 ist die Radroute als IR III-Verbindung vorgesehen.“
Von der Küchenholzallee zum Elsterradweg
Und nicht nur die Brücke bekommt die Stadt – sie bekommt auch gleich noch den Weganschluss: „Zusätzlich zur Umsetzung des Überbaus wird von der DB Netz eine Radwegführung entlang der Gleistrasse als Anbindung an das vorhandene Radwegenetz in die Planung aufgenommen. Damit wird eine durchgängige Radwegverbindung von der Küchenholzallee (perspektivisch bis Dieskaustraße) bis zum Bestandsweg Am Teilungswehr hergestellt und es ergibt sich eine weitestgehend autofreie Alternative zur engen Wegeführung in der Brückenstraße und ein wichtiger Lückenschluss im Leipziger Radroutennetz.“
Der natürlich noch mehr Sinn ergibt, wenn die Stadt endlich einmal den Elsterradweg vom Teilungswehr bis zum Schleußiger Weg saniert bekommt. Was jetzt erst einmal wieder offen ist, denn die Pläne der Stadt, den Weg wieder mit einer wassergebundenen Decke zu bauen statt mit Asphalt, wurden am 20. September vom Stadtrat gecancelt. Die Argumente, man könne hier nur sandgeschlämmt bauen, ziehen nicht mehr. Tatsächlich hat die Stadt nun den Auftrag, den Weg mit Asphalt zu bauen. Auch wenn Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal wieder ein Veto aus dem Umweltschutzamt ankündigte.
Da wird dann wohl eher die Radwegverbindung über die Waldbahnbrücke fertig sein. In der Vorlage heißt es dazu: „Dabei ist von der DB Netz für die Brücke eine Ausplattung mit einer nutzbaren Breite von mindestens 3 m zugesagt und es wird eine vorschriftsmäßige Absturzsicherung (Geländer) hergestellt.
Der geplante Radweg entlang der Gleistrasse wird mit Anschluss an die Wendeschleife Eingang Kleingartensparte als sandgeschlämmte Schotterdecke mit min. 2,50 m Breite inklusive notwendiger Stützbauwerke (vorzugsweise Gabionenstützwände) vorgesehen.“
Gebaut wird 2024/2025
Und da das Brückenbauwerk ja schon existiert, bekommt die Stadt so zu relativ guten Konditionen eine fertige Brücke: „Wird die Baumaßnahme entsprechend den Planungsvorschlägen der DB realisiert, entstehen der Stadt Leipzig Investitionskosten in Höhe von 48.000 €. Eine darüber hinausgehende Kostenbeteiligung der Stadt ergibt sich ggf. durch spezifische oder höhere Anforderungen an Umfang und Qualitäten von Bauwerk bzw. Wegeanbindung und kann erst im Rahmen der Planung ermittelt werden.“
Und da die Bahn sowieso schon plant, wann sie ihre neue Brücke im Verlauf der Waldbahn, die von Großzschocher Richtung Markkleeberg quer übers Elsterhochflutbett führt, bauen wird, steht auch schon fest, wann die alte Fachwerkbrücke in ihre neue Nutzung als Rad- und Gehwgbrücke übergehen kann: „Die Baumaßnahme ist im Rahmen der Gesamtbaumaßnahme der DB Netz in den Jahren 2024/25 geplant. Die Einreichung des Planfeststellungsverfahrens erfolgt durch die DB Netz.“
Eine völlig neue Brücke für Radfahrer und Fußgänger an der Stelle hätte die Stadt nach der Kalkulation durch das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) 2,45 Millionen Euro gekostet. Die hätte dann 100 Jahre halten müssen, während der denkmalgeschützten Fachwerkbrücke nur 36 Nutzungsjahre attestiert werden. Aber es fahren ja dann keine Züge mehr darüber. Da dürfte der Nutzungszeitraum mit guter Pflege noch deutlich länger sein.
Es gibt 7 Kommentare
@cx Alles was ihr hier angesprochen habt, ist bei der Vorstellung des Projektes im SBB bereits einmal geäußert worden. Es hat aber keinem interessiert.
@Matthias Molok
Die Kosten ergeben sich aus der Gesetzgebung. Wenn Leipzig einen Geh-/Radweg haben möchte, dann muss sie die Kosten die der Brückenbau dann mehr kostet bezahlen. Die Aufweitung der Eisenbahnbrücke in der Dieskaustraße (4m länger) hat übrigens gleich ein paar Millionen mehr gekostet. Allerdings hat diese der Freistaat Sachsen übernommen. Das ist hier nicht erwartbar.
Ich gehe davon aus, dass man auch weiterhin unter der Brücke durchkommt und dann hat man zukünftig auch einen kürzeren Zugang vom Elsterradweg zum Rittergut Großzschocher.
Sorry richtig ist @Rudi
@cx Wo habt ihr das Wissen zu den Kosten für die Stadt Leipzig her. Die denkmalgeschützte Brücke kann z.B. zur Erschließung des denkmalgeschützten Rittergut Großzschocher verwendet werden.
@cx
Die alte Bahnbrücke ist bereits 5m breit. 3m Fahrweg + je 1m Seitenbereich, wo man dann auch verweilen kann.
@Matthias Malock
Der Kern des Projektes ist der Denkmalschutz. Die alte Brücke steht unter Denkmalschutz und ist an der Stelle zu erhalten (nicht irgendwo). Aus diesem Grund will die Bahn diese Brücke gern verkaufen und unternimmt alles, die Kosten für die Käuferin möglichst gering zu halten. Wenn die DB Netz eine neue Brücke nach dem Beispiel aus Frankreich baut, dann entstehen für die Stadt Leipzig sehr hohe Kosten und die alte Bahnbrücke hätte noch immer keine Nutzung (bzw. einen neuen Eigentümer).
Zur Thematik gibt es eine Einwohneranfrage welche zur Ratsversammlung am 18.12.2023 aufgerufen wird.
Zitat aus der EF Nr.: VII-EF-09165
Innerhalb der SBB-SW Sitzung vom 08.09.2023 wurde die Vorlage VII-DS-08638“Übernahme der Eisenbahnüberführung Waldbahnbrücke über die Weiße Elster durch die Stadt Leipzig“ vorgestellt. Wobei die Zielrichtung ist, diese Brücke nördlich zu versetzen und als Fahrradbrücke mit Anbindung an die Küchenholzallee auszuführen.
Die Deutsche Bahn baut eine Ersatzbrücke auch unter der Beachtung neuer breiterer Wagons.
Es wird von uns BI RGG NPO vorgeschlagen diese Brücke derart zu gestalten, dass an der nördlichen Seite mit Abgrenzung zum Zugverkehr ein Fahrradweg designt wird. Analog einer Ausführung wie in Frankreich die Mauvers-Brücke. Siehe Anlage und https://youtu.be/BFFg4epfuyU
Würde die Verwaltung sich dafür stark machen, diesen Vorschlag gemeinsam mit der BI RGG NPO bei der Deutschen Bahn anzusprechen und durchzusetzen?
Würde die Verwaltung sich dafür einsetzen, dass im Bereich des westlichen Ufers eine Unterführung für Fußgänger realisiert wird?
Dies hätte den Vorteil, dass die Waldbahnbrücke als Fahrrad und Fußgängerbrücke für die geplante Erschließung des Rittergutes Großzschocher zur Verfügung stehen könnte.
Hach ja, die schöne Brücke.
Und wie komme ich dann ab 2024 unter den Brücken weiter mit dem Rad durch?
Außerdem: das wird doch wieder nichts, die Brücke ist dann doch viel zu schmal mit ihren 3,5m und der Weg zur Schleife erst recht! Da wird der Stadtrat sicher noch ein Wörtchen mitreden wollen.
Und wer soll denn die Betonplattenpiste von der KGV Elsteraue zur Küchenholzallee sanieren – die ist doch unfahrbar für den gewöhnlichen Radler?
Das wird noch ein dickes Brett, das da gebohrt werden muss. Ich gehe jede Wette ein, dass zwar 2025 die neue Bahnbrücke steht und die alte dann danebenliegt, aber diese noch auf viele Jahre eine Baustelle bleiben wird, weil alles nicht den Vorstellungen des Stadtrats und den Vorschriften für Geh- und Radwege entspricht.
Schade um die schöne Wegeverbindung, die es ja jetzt ganz unvorschriftsgemäß jetzt noch gibt.