Es hat gedauert. Eigentlich sollte das Auenentwicklungskonzept schon Ende 2022 vorliegen. Es steht noch aus. Der Abstimmungsprozess war komplex. Eine Menge Partner, die alle irgendwie mit dem Leipziger Auensystem zu tun haben, mussten sich erst abstimmen, was man gemeinsam wirklich umsetzen kann. Doch die Vision einer Rettung des Auensystems nimmt endlich Konturen an, meldet Leipzigs Stadtverwaltung. Und man weiß auch ungefähr, wie viel diese kosten wird.

Die Stadt Leipzig plant gemeinsam mit der Stadt Schkeuditz und in enger Kooperation mit dem Freistaat Sachsen ein Naturschutzgroßprojekt zur Revitalisierung des Auwaldes. Wie aus der Sitzung in dieser Woche der Verwaltungsspitze hervorgeht, sollen im Rahmen des Projektes die Gewässer wieder naturnaher gestaltet und mit den noch vorhandenen Strukturen des ehemals weit verzweigten Gewässernetzes verbunden werden.

Ziel ist ein naturnahes Überflutungsregime für den Auwald, um die biologische Vielfalt zu fördern und den Leipziger Auwald als europäisches Natura 2000-Schutzgebiet zu erhalten.

Blick auf die Weiße Elster bei Wahren. Foto: Ralf Julke
Weiße Elster bei Wahren. Foto: Ralf Julke

„Im Sinne des natürlichen Klimaschutzes wollen wir ein naturnahes und dynamisches Gewässersystem in der Aue entwickeln, das eine ökologische Gewässer- und Auenentwicklung bestmöglich erfüllt“, erläutert Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal das Großprojekt.

„Natürlich wechselnde Wasserführungen und damit einhergehende Überflutungen sollen dazu beitragen, die Wasserstandsdynamik der Oberflächengewässer und des Grundwassers zu erhöhen. In diesem Zusammenhang soll der natürliche Retentionsraum in Teilbereichen wiederhergestellt und damit für Auen typische und dringend notwendige Bedingungen ermöglicht werden.“

13 Jahre Wiederbelebungs-Projekt

Die Gesamtlaufzeit des Projektes wird für 13 Jahre beantragt. Die Planungsphase umfasst drei Jahre und soll in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres starten, teilt Leipzigs Verwaltung mit. Hier könne bereits auf städtische Planungen wie unter anderem das – noch immer nicht veröffentlichte – Auenentwicklungskonzept, das der Stadtrat 2021 beantragt hatte – sowie das Projekt Lebendige Luppe aufgebaut werden.

Im Anschluss an die Planung wird in den folgenden zehn Jahren ein Teil der im Pflege- und Entwicklungsplan vereinbarten Maßnahmen in festgelegten Gebieten umgesetzt.

Die Revitalisierung umfasst das Auensystem der Flüsse Weiße Elster, Luppe, Pleiße und Teile der Parthe, einschließlich des großflächigen Auwaldes. Diese Auenlandschaft durchzieht das Stadtgebiet von Süden nach Nordwesten und umfasst auch Offenlandbereiche, die überwiegend landwirtschaftlich genutzt werden. Es liegt nahezu vollständig im Hoheitsbereich der Städte Leipzig und Schkeuditz (Landkreis Nordsachsen).

Der projektbezogene Planungsraum hat eine Fläche von rund 4.760 Hektar, davon liegen 3.115 Hektar im Stadtgebiet Leipzig. Die zuwendungsfähigen Gesamtausgaben werden in einer ersten groben Kostenschätzung für die Planungsphase mit rund 2,5 Millionen Euro brutto beziffert. Für die weiteren Planungen und den Bau wird dann mit etwa 46 Mio. Euro brutto gerechnet.

Auch die Nahle muss bald wieder auwaldverträglich gestaltet werden. Foto: Ralf Julke
Auch die Nahle muss wieder auwaldverträglich gestaltet werden. Foto: Ralf Julke

Das Naturschutzgroßprojekt zur Revitalisierung des Auensystems fügt sich in den Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (INSEK) Leipzig 2030, Fachkonzept Freiraum und Umwelt, Schwerpunktraum „Sicherung und Entwicklung Auenräume“ ein, erklärt die Verwaltung.

Derzeit bereitet die Stadt Leipzig in Zusammenarbeit mit dem sächsischen Umweltministerium (SMEKUL), dem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, den Behörden des Landkreises Nordsachsen sowie den Landesbetrieben (Landestalsperrenverwaltung und Sachsenforst), eine Antragsskizze vor, die den Beginn und die erste Stufe des zweistufigen Antragsprozesses darstellt.

Nach Bestätigung der Antragsskizze kann der Vollantrag für die Planungsphase beim Bundesamt für Naturschutz eingereicht werden. Vorbehaltlich der Bewilligung soll das Naturschutzgroßprojekt Ende kommenden Jahres starten. Es ist vorgesehen, dass Leipzig und Schkeuditz die Projektträgerschaft übernehmen.

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