Am 20. September wird auch ein Programm auf der Tagesordnung der Ratsversammlung stehen, das das Baudezernat schon im Juni vorgestellt hat: das Aktionsprogramm für den Radverkehr für die Jahre 2023/2024. In den beiden Vorjahren gab es auch schon so ein Programm, weil Leipzig beim Ausbau des Radwegenetzes gewaltig ins Hintertreffen geraten ist. Aber einen Beschlusspunkt möchte die SPD-Fraktion jetzt deutlich geändert haben.

Dass Leipzig praktisch sieben Jahre bei der Entwicklung des Radnetzes vertrödelte, hat mit denselben Phänomenen zu tun, denen die Ausbaupläne auch im Jahr 2023 wieder begegnen: Eine lautstarke Lobby der Autofahrer macht mit allen Instrumenten Stimmung gegen jedes einzelne Stück Radweg, das entstehen soll. Immer wieder mit falschen Argumenten aus der Klamottenkiste der „autogerechten Stadt“.

Und besonders tut sich derzeit die Fraktion der CDU im Stadtrat hervor, für die Stadtrad Claus Uwe Rothkegel schon ganz offiziell die erst 2018 von der Ratsversammlung beschlossene Mobilitätsstrategie 2030 aufgekündigt hat. Und was an Straßenumbauten zugunsten des Radverkehrs passiert, geht ihm einfach zu weit.

Dass aber Radverkehr und ÖPNV deutlich ausgebaut werden müssen, wenn Leipzig auch seine Klimaziele erreichen will, ist da augenscheinlich kein Thema.

Schlechte Noten für die Radverkehrsförderung

Und dabei wurde das erste Aktionsprogramm Radverkehr schon deshalb fällig, weil auch die Verwaltung nach der Ausrufung des Klimanotstands 2019 im Stadtrat feststellte, dass es beim Radverkehr gewaltig klemmt.

Und dass die Radfahrer in der Stadt richtig sauer sind über das Trödeltempo, wurde praktisch parallel klar, als die neuesten BYPAD-Ergebnisse veröffentlicht wurden.

„Eine unzureichende Bewertung der Radverkehrsförderung im BYPAD-Verfahren 2019/20 sowie die Notwendigkeit der Stärkung des Umweltverbunds führten zu einem besonderen Aktionsprogramm für den Radverkehr im Doppelhaushalt 2021/22. Mit dem damaligen Beschluss (VII-DS-00547-NF-01-DS-03) wurde auch die Konzipierung eines zweijährigen Folgeprogramms festgelegt“, schreibt das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) in seiner Vorlage für das Aktionsprogramm 2023/2024.

Wohl wissend, dass das Aktionsprogramm auch ein Loch stopft. Denn eigentlich hätte 2020 schon der neue Radverkehrsentwicklungsplan vorliegen müssen. Aber den gab es nicht. Und die Bilanz, die der ADFC damals zog, war ernüchternd: Nur ein Viertel der Maßnahmen war umgesetzt worden. Viele Strecken, die eigentlich 2012 fest geplant waren, wurden stillschweigend verschoben, weil die Autolobby dagegen polterte und wetterte. Ergebnis: sieben Jahre Fast-Stillstand.

Knapp 5 Millionen Euro für 2023/2024

„Ab 2025 soll die Radverkehrsförderung dann dem Radverkehrsentwicklungsplan 2030+ folgen, der sich derzeit in Erarbeitung befindet“, schreibt das VTA in seiner Vorlage. Knapp 5 Millionen Euro sollen 2023 und 2024 in die Ertüchtigung des Radwegenetzes fließen.

Und darunter befinden sich auch Maßnahmen, die eigentlich schon vor Jahren hätten erfolgen sollen. Eine hat schon im Frühjahr für Aufregung gesorgt, weil die Stadt den Elsterradweg zwischen Schleußiger Weg und Teilungswehr Großzschocher nur in einigen wenigen Abschnitten asphaltieren will. Der Hauptteil soll wieder mit einer wassergebundenen Wegedecke gebaut werden – nicht, wie 2017 vom Stadtrat beschlossen, mit Asphalt. Der Grund sind die Bäume mit ihrem starken Wurzelwerk am Wegrand.

Die Stadt stellt die wassergebundene Wegdecke geradezu als alternativlos dar. So wie sie es auch mit den Wegen im südlichen Auwald getan hat. Aber die SPD-Fraktion glaubt den Begründungen nicht mehr. Sie hat deshalb einen Änderungsantrag geschrieben, in dem dieser Abschnitt des Elsterradwegs als Maßnahme 14 enthalten ist.

Asphalt sollte hier möglich sein

„Der Abschnitt des Elsterradweges südlich vom Schleußiger Weg bis zur Brücke am Teilungswehr ist seit Jahren ein Ärgernis für Radfahrende. Die Strecke ist eine der Hauptrouten in das Leipziger Neuseenland, insbesondere zum Cospudener See und wird täglich von Tausenden Radfahrenden genutzt. Aber auch überörtlich hat der Elsterradweg eine wichtige touristische Funktion und sollte mit einer attraktiven und einladenden Oberfläche Radtouristen anlocken. Südlich ab Teilungswehr ist der Radweg bereits asphaltiert, so dass eine Asphaltierung des Abschnittes, der mit dem Aktionsprogramm Radverkehr 2023/24 nun saniert und ausgebaut werden soll, folgerichtig erscheint“, stellt die Fraktion in ihrem Antrag fest.

Und geht dann auch auf das als alternativlos verkaufte Deckenmaterial ein: „Laut aktueller Studienlage sind Asphaltierungen mit wasserdurchlässigen Oberbelägen besser verträglich als geschlemmte Decken. Die Thematik soll mit der Fortschreibung des Radverkehrsentwicklungsplans (RVEP) durch die Verwaltung weiter erörtert und analysiert werden.“

Und konkret zum Bau dieses Abschnitts des Elsterradwegs beantragt die Faktion: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Maßnahme 14 – Elsterradweg (Am Teilungswehr) als Radwegebau mit einer Asphaltschicht umzusetzen. Der Oberbelag soll dabei mit wasserdurchlässigem Asphalt versehen werden.“

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Es gibt 12 Kommentare

Die Studie aus Mecklenburg liegt beim adfc vor. Auch im Artikel wird vom vta auf diesen wasserdurchlässigen Asphalt verwiesen.

@ Christof Zitat: b) es gibt inzwischen auch wasserdurchlässigen Asphalt, siehe eine Studie dazu aus Mecklenburg,++ Bitte mal die Quelle angeben. Danke

@TLpz Bei mir funktioniert es mit der Untertitelung (UT aktivieren, dann Einstellungen > Untertitel > automatisch übersetzen). Allerdings geht es mir auch mit Übersetzung ähnlich wie Ihnen: ich kann mit dem Inhalt recht wenig anfangen.

@Kaisen
Funktioniert leider nicht mit den Einblendungen. Und ich glaube, dass diese entsprechend wichtig sind. Allerdings kann ich mir aus einem fremdsprachigen Video mit einer Brücke und der (sinngemäßen) Aussage “seid ihr Umweltschützer oder seht ihr nur euer Fahrradproblem” nicht viel zusammenreimen. Außer vielleicht, das Hr. Malok gern weiter auf solchen Wegen fahren und stürzen möchte…

@TLpz: Man kann sich auf Youtube die Videos auch mit automatisch generierten Untertiteln in die gewünschte Sprache übersetzen lassen. Nicht ideal, da es zu einigen sehr kuriosen und auch amüsanten Formulierungen kommt. Aber es reicht durchaus, um den Inhalt wenigstens grob erfassen zu können.

@Matthias Malok
Der französischen Sprache bin ich leider nicht mächtig, kann daher zum Video nichts sagen. Vielleicht könnte man dass auch in einer hier für alle verständlichen Sprache zusammenfassen?

Versuchen wir doch mal bei der Sache zu bleiben. Der Antrag der SPD dürfte eigentlich nicht erforderlich sein und ist dringend zu unterstützen.
Es gibt für die Verwaltung Kriterien zur Abwägung ob geschlämmte Wegedecke, Pflasterung oder Asphalt für Radwege eingesetzt wird. Für den Radweg zum Teilungswehr wird die Durchwurzlungsgefahr als Grund für eine geschlämmte Wegedecke angegeben. Aus meiner Sicht eine sehr fragwürdige Argumentation, denn
a) eine geschlämmte Wegedecke ist genauso regenwasserdicht wie Asphalt, da mit starker Gradiente versehen zum ablaufen des Regenwasser. Und Durchwurzelung genauso möglich, sondern eher wahrscheinlicher, als bei Asphalt.
b) es gibt inzwischen auch wasserdurchlässigen Asphalt, siehe eine Studie dazu aus Mecklenburg,
c.1) am Wege zum Teilungswehr stehen vorrangig alte Linden, deren Wurzeln in den bisherigen 50-80 Jahren nicht das Schotterbett nach oben durchdrungen haben, c.2) es sind alte Linden und Linden sind keine neu gepflanzten Pappeln oder Fichten, die sich mit den Wurzeln neue Lebensräume an der Oberfläche suchen, c.3) Linden vermehren sich außer durch Sämlinge vorrangig über Stockausschlag, also unmittelbar am Stamm, d) es ist eine vielbefahrene Strecke mit Fußgängern, Radfahrern und Sporttreibenden. Der Weg gehört zum Elsterradweg als übergeordneten Landesweiten Radweg. Den Benutzern sollte also eine verschleißfeste Oberfläche für vielfältige Nutzung angeboten werden,
e) es ist ein Hauptweg , der in seiner vergleichbaren Belastung dem Schleußiger Weg entspricht. Da sollte also auch eine langfristig haltbare, jahreszeitlich beständig nutzbare und reinigungsfähige Oberfläche des Weges angeraten sein. Und da hat wasserdurchlässiger Asphalt gravierende Vorteile gegenüber einer geschlämmten Schottterwegedecke und längerfristig gesehen ist auch bei den Betriebskosten Asphalt die kostengünstigere Variante, da geschlämmte Decken uA. immer wieder ausrepariert werden müssen
f ) es ist immer wieder erstaunlich, was ein bei Radwegen desinformierter Amtsleiter beim Amt für Stadtgrün und Gewässer für eine Festlegungshoheit hat, so das sich das Amt selbst gegen Beschlüssen des Stadtparlamentes durchsetzen kann. Was hat da der zuständige Bürgermeister eigentlich noch zu sagen?
g) der adfc befürwortet schon seit mindestens 10 Jahren die Asphaltierung von Hauptradwegen mit wasserdurchlässigem Asphalt auch für vielbefahrene Radwege im Leipziger Auwald. Welche Argumente sprechen für eine wassergebundene Wegedecke?

@Alle Wer von euch ist alles Umweltschützer?🤔 Oder seht ihr nur euer Fahrradproblem?🤔 Auch ich bin leidenschaftlicher Radfahrer und kenne den Weg aus eigener negativen Erfahrung. Sturz wegen Eisfläche und 3 Wochen krank. Beschwerden sind immer noch vorhanden. Ich schrieb schon einmal, es gibt bessere neue Lösungen und sollten nur einmal angegangen werden. Schaut hier: https://youtu.be/BFFg4epfuyU

P.S.: Es muß definitiv mehr lobbyiert werden, besonders im Fahrradverkehrsbereich. Es ist bereits abscheulich genug, daß eine “Autolobby” (Euphemismus für korrupte “Leistungsträger”, die eher gerne “Leistungen” einstecken, um dann mittels regressiv-rechter Ideologie und interessengesteuerter Wunschprojektion unwissenschaftliche und an der Realität vorbeigehende “Wunschprojekte” und Autofetischisten umzusetzen) über Jahrzehnte die Städte mittels Traum- und Wunschkriterien, siehe “Verkehrsfluß” oder “freie Fahrt” zerstört und transformiert hat.
Eventuell hilft eine Neuaufteilung und Reduktion der Automobilität dabei, den so aktiv und vorsätzlich durchbrochenen “natürlichen” Entwicklungsprozeß im Kontext von Urbanisierung und Verkehrsraumzusammenführung wiederaufzunehmen, ohne daß wir auf rechte und regressive Spalter und Hetzer hören.

Möge das Hetz- und Lügenbärchen mit seiner schmierigen Anbiederei doch hier auch bitte schweigen und sich verziehen. Solange keine sachlichen Beiträge kommen, hat es hier nichts zu suchen!

Und Sie glauben ernstlich, lieber Autor, daß CDU-Rothkegel mit seinen Verbündeten auch was gegen Asphalt auf dem o.g. Abschnitt hat? Das wird ihm schnurzpiepegal sein.

Gern würde ich mit Ihnen mal einen Velo-Ausflug machen, lieber Autor. Vielleicht würde mir dann ein Licht aufgehen, wo die besagte Autolobby überall ihr Unwesen treibt. Und Ihnen, wie sehr Sie in Ihrem Denken und Trachten, nur eine Velolobby könnte es sinnvoll richten, irren.

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