Es wird noch teurer: Stadt aktualisiert Planungen für das Naturkundemuseum

Das Drama geht weiter. Nachdem sich die Planungen, das Naturkundemuseum irgendwie preiswert in Halle 7 der Baumwollspinnerei unterzubringen, wegen statischer Probleme zerschlagen haben, waren Stadt und Stadtrat regelrecht euphorisch dabei, das neue Naturkundemuseum im immer wieder auf den Tisch gepackten ehemaligen Bowlingtreff am Wilhelm-Leuschner-Platz unterzubringen. Doch jetzt sorgt der Zustand des Betons dort ebenfalls für eine Kostenexplosion.

Zusätzlich zu den aktuellen Baupreisen. Die Nachricht kam am Donnerstag, 28. September, aus der Dienstberatung des Oberbürgermeisters: Bundesweit drastisch gestiegene Baukosten und neue detaillierte Bauzustandsuntersuchungen erfordern eine erneute Bau- und Kostenkalkulation für das geplante Naturkundemuseum auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz.

Mit einer Änderung im Planungsbeschluss soll die Planung nun weiter vorangetrieben werden. In den vergangenen Monaten waren bei einer genaueren Bauzustandsprüfung des unterirdischen Gebäudes unter anderem große Mängel am Stahlbeton festgestellt und benötigte Mengen präzisiert worden. Auf der neuen Bestandsaufnahme basiert eine überarbeitete Kostenkalkulation, die jetzt eine Bausumme von 76,8 Millionen Euro prognostiziert.

Nach ersten Untersuchungen war von 52,6 Millionen Euro ausgegangen worden, eine allererste Rechnung auf Grundlage lediglich allgemeiner Flächenannahmen hatte 2019 eine Bausumme von rund 38 Millionen Euro aufgezeigt. Mit den Baukosten steigen damit auch die Planungskosten der Entwurfsplanung für das neue Naturkundemuseum – von 2 auf 3,3 Millionen Euro.

Die Stadt stehe trotz der gestiegenen Kosten weiterhin zu dem Neubau auf dem Leuschner-Platz, teilt die Verwaltung mit. Noch in diesem Jahr soll ein Förderantrag im Sächsischen Strukturentwicklungsprogramm gestellt werden. Das geht aus der Dienstberatung des Oberbürgermeisters hervor. Der Stadtrat muss dem geänderten Planungsbeschluss noch zustimmen.

Das Planungsteam arbeite mit Hochdruck an der Fertigstellung der Entwurfsplanung für das komplexe, größtenteils unterirdische Bauvorhaben. Um das Projekt ohne Unterbrechung weiter vorantreiben zu können, wird seitens der Verwaltung nun vorgeschlagen, die weiterführende Planung bis zur Vorbereitung der Ausschreibung beauftragen zu können. Mit dem Fördermittelgeber steht die Stadtverwaltung im engen Austausch.

Hier wurde der voraussichtliche Kostenaufwuchs bereits angezeigt. Der Fördermittelantrag soll wie geplant noch in diesem Jahr gestellt werden. Eine Förderquote von bis zu 90 Prozent sei möglich.

Die Stadtverwaltung sei überzeugt vom innovativem Architektur- und Museumskonzept, welches spannende Einblicke in die Themen der Biodiversität und in regionale Erdgeschichte und Wissenschaftshistorie geben wird, teilt sie mit. Das baudenkmalhistorisch wichtige Gebäude „Bowlingtreff“, mit dem ein großes Interesse der Leipziger Bürgerinnen und Bürger verbunden sei, erfahre mit dem künftigen Publikumsmagneten im Herzen der Stadt eine optimale Nutzung.

Ein 100 Jahre altes Bauwerk

Ursprünglich wurde das rund 15 Meter tiefgehende Bestandsgebäude 1925/26 als Umspannwerk errichtet und 1986/87 zur Freizeitsportstätte „Bowlingtreff“ umgeplant und um das achteckige Eingangsbauwerk (Oktagon) erweitert. Seit 1997 steht es leer. In einem zeitgemäßen Museumskonzept werden zukünftig in der Westhalle die Dauerausstellung und in der Osthalle die Sonderausstellungen untergebracht. In drei Hauptinszenierungen sollen in der Dauerausstellung Aspekte der Leipziger Erdgeschichte, prähistorische Lebenswelten, die Kunst der Präparation sowie das beeindruckende Spektrum Leipziger Wissenschaftshistorie beleuchtet werden.