Pünktlich zum erfolgten Schuljahresbeginn starten in der Woche ab Montag, dem 28. August, die Arbeiten für einen beleuchteten Fußgängerüberweg vor der Grundschule Gießerstraße in Lindenau, teilt das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) mit. Mit zehn Metern wird er der breiteste Zebrastreifen der Stadt sein. Neben der neuen Straßenmarkierung muss dafür unter anderem ein Lichtmast umgesetzt und eine Leuchte auf der westlichen Straßenseite installiert werden. Die Kosten belaufen sich auf etwa 27.000 Euro.
Seit Schuljahresbeginn besuchen etwa 500 Kinder die Grundschule. Weil sich das Einzugsgebiet größtenteils östlich der Einrichtung befindet, müssen die Schülerinnen und Schüler in der Regel die Gießerstraße überqueren. Da viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, gab es zudem wiederholt gefährliche Fahrmanöver im Eingangsbereich der Schule. Damit die Querung entschärft und die Situation im Eingangsbereich verkehrssicherer wird, wird nun ein Fußgängerüberweg eingerichtet.
Ohne Mitwirkung der Eltern geht es nicht
Der Fußverkehrsverantwortliche der Stadt, Friedemann Goerl, sagt zu diesem Projekt: „Kinder und Jugendliche benötigen in besonderem Maße sichere Fußverkehrsanlagen, um sich ihre Umgebung, ihren Stadtteil oder ihren Weg zur Schule selbstständig erschließen zu können. Durch die Ergänzung eines Fußgängerüberwegs kommen wir hier ein ganzes Stück weiter. Aber es bedarf auch der Mitwirkung der Eltern, damit Probleme beim Bringen und Holen der Kinder durch ‚Elterntaxis‘ gar nicht erst entstehen.“
Der Zebrastreifen geht auf einen Antrag der Stadtbezirksrat Alt-West und eine Bürger-Petition zurück. Zudem war die Situation vor der Grundschule mehrfach bei der Beteiligung zum Fußverkehrsentwicklungsplan als Problemstelle gemeldet worden.
Schon im Dezember 2021 hatte der Stadtbezirksbeirat Alt-West beantragt: „Der Oberbürgermeister lässt prüfen, ob und wie in der Gießerstraße zur Erhöhung der Schulwegesicherheit die Gießerstraße in Höhe des Haupteingangs zur Schule Gießerstraße – Grundschule der Stadt Leipzig der Autoverkehr komplett unterbunden werden kann.
Hilfsweise wird geprüft, ob die Unterbindung des Autoverkehrs zumindest in den Zeiten vor Schulbeginn (6:30 – 8:00 Uhr) und nach Schulschluss (12:30 – 15:00 Uhr) temporär erfolgen kann. In diesem Zusammenhang wird geprüft, ob zusätzlich einen Fußgängerüberweg („Zebrastreifen“) über die Gießerstraße in Höhe der östlich vorhandenen Gehwegvorstreckung erhalten kann, um an den anderen Tageszeiten das sichere Überqueren der Gießerstraße im Vorrang für Fußgänger:innen zu ermöglichen. Dabei ist mit zu untersuchen, ob dieser Fußgängerüberweg (FGÜ) zusätzlich eine Teilaufpflasterung erhält.“
Am Ende ein Prüfauftrag
In der Begründung beschrieb der Stadtbezirksbeirat das Problem: „Das Einzugsgebiet befindet sich größtenteils östlich der Schule, weswegen die Schüler/-innen in der Regel die Gießerstraße überqueren müssen. Deswegen hat der SBB Alt-West bereits durchsetzen können, dass die östliche Gehwegvorstreckung in der Gießerstraße gegenüber des Haupteinganges deutlich verbreitert wurde. Nun zeigen sich die Auswirkungen der verfehlten Verkehrspolitik Deutschlands, die zu einseitig auf das Automobil gesetzt hat.
Im morgendlichen Verkehr vor Schulbeginn drängeln sich die Autos in der Gießerstraße und führen regelmäßig zu einem Verkehrschaos. Diese sogenannten ‚Elterntaxis‘ gefährden die sich aktiv mobil fortbewegenden Menschen massiv. Obwohl es sich nur um eine deutliche Minderheit handelt, ist der Flächenanspruch der ‚Elterntaxis‘ überproportional, sodass die Mehrzahl der zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kommenden Menschen regelmäßig stark gefährdet werden.“
Daraus wurde dann im Folgenden ein Prüfauftrag für die Stadt: „Der Oberbürgermeister lässt prüfen, ob und wie in der Gießerstraße zur Erhöhung der Schulwegesicherheit die Gießerstraße von der östlich vorhandenen Gehwegvorstreckung zum Haupteingang zur Schule Gießerstraße – Grundschule der Stadt Leipzig einen Fußgängerüberweg (‚Zebrastreifen‘) über die Gießerstraße erhalten kann. Gegebenenfalls wird die Anordnung zunächst als Verkehrsversuch nach § 45 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6 der StVO beantragt.“
Prüfen sollte der Oberbürgermeister auch, „ob in der Endersstraße zur besseren Querung für die Schülerinnen und Schüler eine beidseitige Gehwegvorstreckung gebaut werden kann. Die Gehwegvorstreckungen werden nördlich im Bereich Enderstraße 46/48 eingeordnet und südlich vor dem Eckhaus Gießerstraße 2 die Enderstraße verengen. Die Gehwegvorstreckungen werden mit geeigneten Mitteln gegen falschparkende Fahrzeuge geschützt.“
Beschlossen wurde das dann in der April-Ratsversammlung 2023. Und zwar mit einem kurzfristigen Handlungsrahmen für die Verwaltung: „Die Prüfungen erfolgen bis Ende Juni 2023 und die Umsetzung erfolgt bis spätestens zu Beginn des Schuljahres 2023/24.“
Der besonders breite Zebrastreifen vor der Schule wird jetzt das Ergebnis dieser Prüfung.
Es gibt 8 Kommentare
Ich habe etwas vergessen, am Sa 17.8.1996 war ich wenige Meter entfernt auf der Karl-Heine-Straße unweit der Gießerstraße von zwei Autos mit meinem Trabi gestoppt worden, ein wildgewordener 48-jähriger Kadettfahrer rieß meine Tür auf, schrie “Was war das?”, ich versuchte ruhig zu bleiben, Peng, hatte ich einen linken Haken am Kinn, mit Platzwunde, Zähne locker, Krankenwagen, Diakonissenhaus. Den Kadettfahrer, den ich glücklicherweise noch am Abend der Polizei bekannt machen konnte, hatte gestört, daß ich ihm, ein Trabi war damals längst das Letzte, an der Kreuzung nicht den Vortritt gelassen hatte.
Wie ich der LVZ vom Wochenende entnehmen konnte, hat es Sirko Hollas, den man von Verkehrswende Leipzig kennt, geschafft, sich und sein Fahrrad nebst Kindersitz und Kind zum Mehrtürer zu machen. Gab es wirklich keinen Weg der Deeskalation? Gewalt ist nahezu diskussionslos abzulehnen, das allerdings ist sowieso und von vornherein klar, und ich wünsche Herrn Hollas baldige Genesung.
Ein paar Tage vorher, ich radelte durch die unweite Hähnelstraße, kam ein Pizzafahrer, ein Bürschchen von vielleicht 22 Jahren in der Josephstraße, der hupte mich an, ich hielt an, er rief, daß Verkehrsregeln auch für Radfahrer gelten würden. Rief ich zurück, daß ich aber klar vor ihm die Kreuzung befahren hätte. Meinte er, ich sei zu langsam. So einen Dialog muß man aushalten können, gerade auch als Schwächerer. Die Leute drehen reihum durch, da muß man nicht mitmachen oder gar eskalieren.
@Urs
Schülerlotsen wären sicherlich eine gute Idee. Daran hatte ich auch gedacht, bis mir einfiel, dass es sich ja um eine Grundschule handelt und die Kinder noch wohl zu klein sind, um eine solche Aufgabe zu übernehmen.
Gibt es eigentlich noch Schülerlotsen? In der CH nennt man die seltsamerweise Kadetten, das sind Jugendliche, die im Bedarfsfall auch mal den Fahrverkehr stoppen und die Kinder über die Straße lassen.
@Wanderfalke
“Übrigens steht die Schule schon 4 Jahre und ist aktiv im Betrieb. Hat das bei der Erbauung keiner bedacht? …”
Nun 4 Jahre sind es noch nicht, aber dies schmälert natürlich nicht die Problematik. Sie haben absolut recht, erst wird etwas von der Verwaltung gemacht und dann wird im Nachhinein überlegt, ob es sinnvoll war. Ähnlich wie in der Wirtschaft wenn das Motto heißt “Produkt reift beim Kunden”.
Unsere zwei Enkel gehen dort zur Schule und wir bekommen die Problematik hautnah mit. Speziell die heutzutage so beliebten SUVs machen die Sache richtig gefährlich. Da dort wirklich alles vollgeparkt und sehr eng ist, müssen die Kinder immer dringend darauf hingewiesen werden, nicht zwischen den Autos über die Straße zu gehen. Bauartbedingt sieht man die Kinder speziell oft dann nicht, wenn man in diesen dicken Autos sitzt. Wir werden mal beobachten, ob die Elterntaxifahrer dann den Zebrastreifen zum Anhalten missbrauchen. Heutzutage ist alles möglich, leider.
@Wanderfalke
Leider wird so etwas bei der Planung meist nicht bedacht. Lösungen wären i.d.R. recht einfach, aber immer zu Ungunsten des Autoverkehrs. Da sieht man den Stellenwert in unserer Gesellschaft. In Lindenau hat man vor dem Anbau einer Schule immerhin mal einen verkehrsberuhigten Bereich gestaltet. Halbherzig, weil man dort durchfahren kann, was weiterhin entsprechenden Elterntaxi- Verkehr zur Folge haben wird.
Als Elter eines Kindes der Schule: Die Autos sind kaum Elterntaxis (aber auch – vermehrt dann SUVs), sondern vielmehr “Abkürzer”, die von der Lützner auf die Karl Heine durchfahren. Tempo 30 interessiert nur, wenn ein Blitzer da steht, Fahrbahnverengung hat nur zu abwechselnden Autowürsten mit überhöhter Geschwindigkeit gesorgt.
Die Eltern wünschen sich meist entweder eine Spielstraße für Anwohnende, Sperrung durch herausfahrbare Poller – z.B für Lieferverkehr zum Handtaschenkaufhaus – oder wenigstens eine Einbahnstraße PLUS den Zebrastreifen.
Übrigens steht die Schule schon 4 Jahre und ist aktiv im Betrieb. Hat das bei der Erbauung keiner bedacht? Eltern mussten tageweise die Straße (angemeldet) demonstrierend blockieren, damit hier was passiert – was die ach so umwelt- und sozialfreundliche Stadt nicht hinbekommen hat.
Aber: Immerhin geht es jetzt weiter.
Na schön, ein breiter Zebrastreifen ist ja schön, aber wenn kein Polizist direkt daneben steht, ist der für die Elterntaxis nur eine Einladung zum direkt darauf halten und das eigene, superwichtige Kind rauslassen. Und warum wird nur diese eine Grundschule thematisiert? Vor allem anderen ist es genauso schlimm. Muß es erst Tote geben? Es bringt doch garnix wenn Ordnungsamt und Polizei mal an zwei Tagen zum Schuljahresbeginn mal gucken kommen. Am nächsten Tag herrscht wieder das Recht des stärkeren.