Neben der Baumaßnahme Landsberger Straße war es im Frühjahr die geplante Ertüchtigung der Zeppelinbrücke, welche die Stadt kurzerhand absagen musste, weil die Angebote der Baufirmen auf die Ausschreibung jeglichen Kostenrahmen sprengten. Im März meldete Leipzigs Verwaltung noch, dass man nun einen Baubeginn im Jahr 2024 anstrebe. Aber in dem Jahr ist Leipzig auch Austragungsort der Europameisterschaft.
Sodass dann wohl inzwischen die Feststellung der Linksfraktion zutrifft, dass „bedingt durch die schon langfristig bekannte Teilnahme Leipzigs an der Fußball-EM 2024 sowie durch das Ausbleiben eines zuschlagsfähigen Ausschreibungsergebnisses“ die geplante Sanierung der Zeppelinbrücke auf den Zeitraum nach der EM geschoben wird – also eher ins Jahr 2025.
Explodierende Kosten sprengen den Rahmen
Aber die Linksfraktion interessierte sich auch dafür, um welche Mehrkosten es eigentlich ging. Denn dass Leipziger Bauprojekte in den letzten Jahren durch steigende Baupreise auch nach Stadtratsbeschluss noch teurer wurden und Nachtragsbeschlüsse gefasst werden mussten, ist ja kein Novum. Neu ist aber im Jahr 2023, dass die Angebote der Firmen den Kostenrahmen derart sprengen, dass Stadt und LVB lieber die Ausschreibung stornieren – auch in der Hoffnung, dass sich die Preisentwicklung in der Baubranche wieder etwas beruhigt.
Die Linksfraktion fragte also direkt nach den Mehrkosten, die bei der Sanierung der Zeppelinbrücke angefallen wären. Aber welche Dimension diese hatten, kann man nur ahnen, wenn das Baudezernat jetzt vorsichtig antwortet: „Die Ausschreibung zur Baumaßnahme wurde aufgehoben, da die Angebote erheblich über den veranschlagten Kosten lagen. Mehrkosten entstehen daher primär nicht durch die Verschiebung, sondern die aktuelle Marktsituation.
Gemäß der vorbereiteten Beschlussvorlage der 1. Änderung des Bau- und Finanzierungsbeschlusses Zeppelinbrücke gehen wir aktuell von Gesamtkosten in Höhe von 10,5 Millionen Euro aus, gegenüber ursprünglich veranschlagten 7 Millionen Euro. Die veranschlagten Mehrkosten von 3,5 Millionen teilen sich auf in 3 Millionen für den städtischen Anteil und 0,5 Millionen für die LVB.
Die konkret entstehenden Kosten ergeben sich bekanntlich erst im Rahmen der erneuten Ausschreibung und letztlich der Baudurchführung.“
Das ist zwar ausweichend geantwortet, denn die originalen Angebote der Baufirmen kann die Stadt ja nicht veröffentlichen. Aber man ahnt, dass diese auch noch deutlich über den jetzt veranschlagten 10,5 Millionen Euro lagen.
Es gibt 3 Kommentare
Man kann natürlich auch die gesamte städtische Infrastruktur vor sich hingammeln lassen, dann braucht man sich keine Sorgen um steigende Preise bei den Angeboten machen.
Dann ist aber auch in ein paar Jahren die Stadt auf einem Level von einem Dorf im hintersten Sibirien
@Uwe
Das wird sehr wahrscheinlich so sein.
Ende März hieß es zur Zeppelinbrücke: “Auf die offene Ausschreibung zur Bauleistung gingen nur zwei Angebote ein, von denen das günstigste im mittleren einstelligen Millionenbereich über den geplanten Baukosten lag.”
Hieraus würde ich schließen, dass das billigste Angebot bei ca. 12 Mio. Euro lag.
Wenn man nun mit gut 10 Mio. Euro rechnet, ist der Kostenunterschied auch nicht so gewaltig, zumal das hier wieder nur ein Wunschbetrag seitens der Stadt ist. Am Ende wird die Sanierung ca. 15 Mio. Euro kosten und 2026 fertig sein – meine Prognose.
Die Hoffnung, dass es irgendwann mal wieder billiger wird, wird sich wohl als trügerisch erweisen. Je weiter man Projekte nach hinten schiebt, desto teurer werden sie, schon allein auf Grund der allgegenwärtigen systembedingten Preissteigerungen. Dann kommt man irgendwann an einen Punkt, wo man gar nix mehr bauen kann…