Am Montag, 17. Juli, beginnt im Zentrum Süd der Ausbau der Emilienstraße, kündigt das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) an. Sie wird zwischen dem Peterssteinweg und der Gabelung zur Windmühlen- und Riemannstraße auf etwa 275 Metern Länge für rund 1,4 Millionen Euro saniert und umgestaltet. Damit die Anwohnerinnen und Anlieger nicht zu stark belastet werden, soll die Fahrbahn in zwei zeitversetzten Bauphasen asphaltiert werden – erst im östlichen, dann im westlichen Straßenabschnitt.
Die Fahrbahnsanierung soll künftig Lärmemissionen verringern und die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöhen. Die dann einheitlich 2,50 Meter breiten Gehwege erhalten einen neuen Belag aus Granitplatten, eingefasst in Mosaikpflaster. An fünf Stellen sind Querungen für Fußgängerinnen geplant.
Neben der Fahrbahn werden beidseitig Längsparkplätze angeordnet, zudem werden 21 Fahrradbügel installiert. Auch die Straßenbeleuchtung wird erneuert. Acht neu gepflanzte Bäume sollen zu mehr Kühlung in dem Straßenabschnitt beitragen, außerdem sind sechs Pflanzbeete vorgesehen. Der Asphalt der Fahrbahn wird mit hellen Zuschlagstoffen versehen, damit er sich im Sommer weniger stark aufheizt. An der Gabelung wird zudem ein neuer Aufenthaltsbereich mit einer Bank geschaffen. Die Arbeiten sollen bis Jahresende abgeschlossen sein.
Die Emilienstraße liegt im Sanierungsgebiet „Innerer Süden“, die Arbeiten werden daher aus sogenannten Ausgleichsbeträgen finanziert.
Es gibt 11 Kommentare
@Urs:
“Ist das immer so?”
Nein, die Zonen werden vom Gutachterausschusses bestimmt. Deren Wirkungsweise hinsichtlich der Bestimmung der Zonen ist leider nicht ganz so transparent wie man sich das wünschen würde. Definition der Stadt dazu:
“Der Bodenrichtwert ist der durchschnittliche Lagewert des Bodens für eine Mehrheit von Grundstücken innerhalb eines abgegrenzten Gebiets (Bodenrichtwertzone), die nach ihren Grundstücksmerkmalen, insbesondere nach Art und Maß der Nutzbarkeit, weitgehend übereinstimmen und für die im Wesentlichen gleiche allgemeine Wertverhältnisse vorliegen. Er ist bezogen auf den Quadratmeter Grundstücksfläche eines Grundstücks mit den dargestellten Grundstücksmerkmalen (Bodenrichtwertgrundstück).”.
Für die Bestimmung des Bodenrichtwertes erklärt die Stadt:
“Grundlage für die Ableitung der Bodenrichtwerte bildeten die Kauffälle der unbebauten Grundstücke der letzten Jahre. Sofern für einzelne Zonen keine oder zu wenig Kaufpreise vorlagen, wurden die Bodenrichtwerte mittels Lagevergleich und intersubjektiver Schätzung abgeleitet.”
Alles nachzulesen im Informationsprotal der Stadt, wo diese Erklärungen auch entnommen sind. Stand 2023.
Interessant, lieber User “fra”, auf der Südseite der Emilienstraße mit geraden Hausnummern und schönen Altbauten ist der Wert kleiner als auf der Nordseite mit ungeraden Hausnummern und häßlichen Neubauten. Ist das immer so?
@radograph:
Der Wert von 26€/m² zeigt mir das Sie mich wohl nicht verstanden haben. Der Bodenrichtwert in der Emilienstraße unterscheidet sich einmal in gerade und ungerade Hausnummer und beträgt für die geraden Hausnummer (SU 1900€/m² / SB 1986€/m²) und die ungeraden (SU 2400€/m² / SB 2509€/m²) und wurde laut Information der Stadt:
“Der Gutachterausschuss in der Stadt Leipzig hat am 02.03.2023 die zonalen Bodenrichtwerte zum Stichtag 01.01.2023 für die Stadt Leipzig beschlossen. ” ermittelt.
und ist über das geoportal leipzig arcgis abrufbar.
Natürlich kann man damit die Maßnahme nicht finanzieren. Dafür gibt es das Geld aber jedes Jahr und nicht nur Einmal und was der Hausbesitzer einmal bezahlt, bezahlen die Mieter jedes und jedes Mal stückchenweise.
Die Gesichtslosigkeit der Emilienstraße, lieber User “Kaisen”, von der Sie treffend schreiben, hat was mit den langweiligen Bauten oder Fassaden auf der Nordseite zu tun, darunter den Bauten von Springer / Madsack, jetzt nur noch Madsack. Daß der LVZ-Verlag einige Häuser vorn an der Ecke zum Peterssteinweg hat abreißen lassen, auf daß dort nun Hecken und insbesondere “Kunst am Bau” mit gakeligen Stelen und Streben zu sehen sind, haben es nicht besser gemacht.
Und damit Sie mich nicht mißverstehen: selbstverständlich soll man die Emilienstraße renovieren, so daß dort niemand stürzt oder wegrutscht. Aber nicht ein Schniezchen an Ansehen möche ich denen gönnen, die sich anhand der Emilienstraße mit Weltrettungsphantasien hervortun wollen. Und denen die über hundertjährige Fassung einer Anliegerstraße in der inneren Südvorstadt schnurzpiepegal ist, die nun mit wirklich albernen fünf Querungsstellen dekoriert werden wird.
Ich lese auch immer wieder von Zweimeterfünfzig-breiten Gehwegen (z.B. für die Emilienstraße), schmaler ginge gar nicht, weil man sich als Fußgänger anders nicht begegnen könne. Ich kam vor paar Wochen mit dem Rad vom A.-Bretschneider-Park kommend durch den “Grünen Weg”, um schließlich auf die Gräfestraße zu gelangen. Der “Grüne Weg” ist zum Teil eine Art mit Bretterflächen verschalte schmale Schneise und ist dennoch ein gemeinsamer Rad- und Fußweg und hat eine uneinheitliche Breite, ich schätze, an manchen Stellen sind es weniger als 2m Breite. Ich kam also langgeradelt, und es kamen Fußgänger entgegen, die sich bereits hintereinander aufgereiht hatten. Ich sah sofort, daß ich unbedingt absteigen mußte, anders wäre ich nicht gefahrlos vorbeigekommen. Das ist auch nicht schlimm, es ist halt ein gemeinsamer Geh- und Radweg. Als ich am Ende an die Einmündung zur Gräfestraße kam, traf mich allerdings der Schlag, als ich noch ein hängengebliebenes Wegweiserschild zur vor einigen Wochen auf dem Mockauer Gelände der “Neuen Messe” stattgehabten “Velo-City”-Tagung fand. Mit anderen Worten, der “Grüne Weg”, auf dem an manchen Stellen kein Radfahrer an einem Fußgänger vorbeikommt, war ein hochoffizieller Weg für die Radfahr-Enthusiasten, die sich tagelang in Leipzig aufgebrezelt hatten. Wenn ich nun lese, die Trottoirs auf der Emilienstraße müßten mindestens Zweimeterfünfzig breit werden, denke ich an den “Grünen Weg” in Eutritzsch und weiß: die “Fuß-e.V.”- und “Verkehrswende”-Enthusiasten werden insbesondere dann vernehmlich, wenn es gegen Kfz und MIV und dergleichen geht und legen dann die Gehwegebreiten auf die Goldwaage (und alles umso heftiger, wenn Autos mit einer Radseite sich aufs Trottoir geschwungen haben, wofür Mark Daniel gestern in der LVZ “saftige Strafen” verlangte, und wofür Bertram Weisshaar, der für die hiesige Ortsgruppe von “Fuß e.V.” redet, mehr Bestrafte sehen will, und überall Bezahlsysteme verlangt.) Dort, wo keiner hinguckt, etwa im “Grünen Weg”, der wirklich eng ist, kann man aber bedenkenlos die Radfahrer zur Welttagung des Veloverkehrs durchleiten und den dortigen Spaziergängern zum A.-Bretschneider-Park im Schwarm zumuten.
fra, die ermittelte Bodenwerterhöhung im Sanierungsgebiet im Zonengutachten beträgt 4,7% des 2016er Wertes (26€/m²). Sofern nicht sehr große Grundstücksflächen zum den Wohnungen gehören, beträgt der Einfluss des Bodenrichtwerts auf die Grundsteuer nur einen Bruchteil des “Reinertrags des Grundstückes”. Die durch das Sanierungsgebiet bedingte Steigerung der Grundsteuer über den sanierungsbeeinflussten Bodenrichtwert beträgt also weit weniger als diese 4,7%. Damit lässt sich keine Straßenbaumaßnahme finanzieren. Das haben wir alle zu großem Teil mit unserem allgemeinen Steueraufkommen, welches in die Förderung des Sanierungsgebiet floss und letztlich die nun verwendeten gesammelten Ausgleichsbeiträge begründet, schon getan.
@Kaisen:
“Die Bausünden der letzten Jahrzehnte sind so natürlich nicht wieder gutzumachen.”
Würde wohl eher Jahrhunderte sagen, auf alten Darstellung ist die Straße ziemlich eng und auch schon damals ohne Bäume. Also den grundlegenden Aufbau einer Straße nicht immer der letzten Generationen zuschreiben.
Die Emilienstraße ist eine völlig gesichtslose Schneise ohne jeglichen Wiedererkennungswert. Derzeit gleicht sie einer heruntergekommenen Abstellwüste für Anlieger-Kfz. Da macht auch das Schlackepflaster nichts besser. Ich kann mir nichts vorstellen, was diesen Zustand noch verschlimmern könnte. Schon gar nicht Sitzbänke und ein paar Bäume. Und ja, richtig. Die werden einige Jahre wachsen müssen, bis sie auch Schatten spenden. Aber irgendwann muss man damit ja anfangen. Ich weiß nicht, ob in diesem Zusammenhang an Ihnen, User “Urs”, vorbeigegangen ist, auf welche klimatische Situation wir uns in den nächsten Jahrzehnten zubewegen. Die Bausünden der letzten Jahrzehnte sind so natürlich nicht wieder gutzumachen. Aber diese Fehler werden ja völlig lernresistent und rücksichtslos auch weiter allerorts in dieser Stadt begangen. Da nehme ich doch gern wenigstens das, was noch möglich ist.
Aber das ist natürlich nur meine bescheidene Sicht der Dinge. Aus Perspektive eines Parkplatz-Enthusiasten sieht das u.U. ganz anders aus.
Nein, lieber User “Kaisen”, die eine Sitzbank, die es, wie bereits in diesem Medium im Februar https://www.l-iz.de/politik/brennpunkt/2023/02/asphalt-fahrradbugel-und-baume-emilienstrasse-ausgleichsbetrage-saniert-514247 stand, geben soll, wird gewiß kaum zur Nichtwiederkennung der Emilienstraße beitragen. Und das Schattenspenden der Bäume erhoffen wir uns eher für unsere Nachfahren. Ich nehme an, daß jedem Baum eine Art Gehwegvorsprung spendiert wird? Dumm ist und bleibt, daß man m.W. kein vormaliges baumbestandenes Trümmergrundstück unbebaut gelassen hat.
Im Februar las ich von 1,04M€, jetzt steht was von 1,4M€, die für die grundhafte Umgestaltung der 275m langen Anliegerstraße anfallen sollen, gut fünf Mille für jeden Straßenmeter! Ich habe im Netz leider keine Skizze gefunden, in der etwa die inzwischen fünf (sic!) Querungen für Fußverkehrende (im Februar waren es noch vier) eingezeichnet sind, oder die Orte für die acht Bäume (welche Art?), sowie die Velo-Lehnbügel und der Aufenthaltsbereich.
Daß man die Fahrbahn hat über Jahrzehnte, besonders den letzte dreien, durch immer wieder schlecht verdichtete Buddeleien hat zur Buckelpiste verkommen lassen und notorisch die Gehwegplatten lieblos nach Bauarbeiten zum Teil verkippt zurückgelegt hat, was die hauptsächlichen ggw. Unzulänglichkeiten verursacht, läßt sich das Baugewerbe nun über eine Totalrenovierung noch nachträglich mit einem Riesenbatzen vergüten, oder?
Und das wir die Straße eben kaum wiedererkennen werden, wird am dann fehlenden, markanten Schlackepflaster liegen, dasselbe, was an der Nikolaikirche quasi heiliggesprochen wurde (was ich tatsächlich völlig in Ordnung finde), auch wenn es nach über hundert Jahren meist recht ungriffig geworden ist. Aber derlei hatten wir in anderen Diskussionsspalten dieses Mediums meiner Erinnerung nach breit besprochen. Die Majorität will dort mit Rennpneus auch bei Regen flott Velo fahren, gegen so einen Wunsch fehlen einem alle Argumente.
Noch eine Nebenfrage: wird danach wenigstens noch die Hälfte des Straßenrandes ohne Halteverbote versehen sein?
@Urs: Wie könnte man auch breitere Fußwege, schattenspendende Bäume, Sitzbänke und Fahrradbügel schön finden. Absurd.
“Damit die Anwohnerinnen und Anlieger nicht zu stark belastet werden,”
das finde ich irgendwie lustig. Den wie so informativ im Artikel geschrieben wurde:
“Die Emilienstraße liegt im Sanierungsgebiet „Innerer Süden“, die Arbeiten werden daher aus sogenannten Ausgleichsbeträgen finanziert.”
Die Ausgleichsbeträge werden mit der Steigerung des Bodenrichtwertes begründet, das heißt der Bodenrichtwert steigt und der Bodenrichtwert ist Teil der Ermittlung der Grundsteuer (Grundstückwert). Diese Grundsteuer ist auf die Mieter umlegbar. Willkommen in der neuen Welt.
Wir werden die Emilienstraße nicht wiedererkennen, und sie wird sich zu ihrem schlechten verändern.