Es ist auf der Karl-Liebknecht-Straße genauso zu beobachten wie auf der Arthur-Hoffmann-Straße: Der Radverkehr hat deutlich zugenommen. Auf der KarLi wird es eng auf den Radfahrstreifen. Auf der Arthur-Hoffmann-Straße gibt es gar keine. Aber dort fährt Thomas Kumbernuß, Stadtrat für Die PARTEI, am liebsten mit dem Rad Richtung Innenstadt. Und mit einem Stadtratsantrag hat er nun tatsächlich Dinge in Bewegung gesetzt, die seit zehn Jahren scheinbar nicht gingen.
Zwar wird die Bernhard-Göring-Straße, die zwischen den beiden Straßen liegt, noch nicht zur Fahrradstraße. Aber das Planungsdezernat hat schon in seiner Stellungnahme zugesagt, dass ein „stadteinwärtiger Radfahrstreifen in der Bernhard-Göring-Straße ab Kurt-Eisner-Straße bis ins Zentrum-Süd“ geprüft werden soll – also entgegen der dort geltenden Einbahnstraßenregelung. Platz ist genug.
Der Verwaltungsstandpunkt zum Antrag von Thomas Kumbernuß „Sicher ins Zentrum“.
Aber das Planungsdezernat sagte gleich noch eine zweite Prüfung zu: „Im Zuge der Vorplanung zur Sanierung der Arthur-Hoffmann-Straße wird im Abschnitt zwischen Kurt-Eisner-Straße und Bayerischer Bahnhof die Einordnung von Radverkehrsanlagen geprüft.“
Das ist zwar noch keine zeitnahe Umsetzung. Aber es ist die Zusage der Stadt, dass auf diesem Teilstück der Arthur-Hoffmann-Straße wenigstens die Anlage von Radverkehrsanlagen geprüft werden soll. Was Thomas Kumbernuß erst einmal völlig genügte. Er stellte deshalb den Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung, als sein Thema am 14. Juni in der Ratsversammlung zum Aufruf kam.
Freibeuter wollen Auswirkungen für Wirtschaftsverkehr prüfen
Er machte aber auch gleich deutlich, dass er sich für den Antrag der Freibeuter-Fraktion lieber eine Ablehnung wünschte. Denn die hatte postwendend eine Prüfung beantragt, was dann in dem genannten Abschnitt mit dem Wirtschaftsverkehr werde. Denn der könne ja unter den derzeitigen Umständen problemlos am Straßenrand halten. Wenn aber Radfahrstreifen eingeordnet sind, dürfte der Wirtschaftsverkehr dort auch nicht mehr halten.
FDP-Stadtrat Sven Morlok warb am 14. Juni für diesen Antrag. Mit dem Ergebnis, dass der Freibeuter-Antrag mit 52:1 Stimmen angenommen wurde, die Sache mit dem Wirtschaftsverkehr also geprüft werden muss.
Den Verwaltungsstandpunkt fand dann der autofahrende Teil des Stadtrates wieder nicht so prickelnd, weshalb es hierfür nur eine Zustimmung von 39:17 Stimmen gab, aber auch der ist damit angenommen. Womit die Stadt jetzt ein paar Prüfaufträge hat, ohne dass klar ist, wann die Arthur-Hoffmann-Straße überhaupt umgebaut wird.
Eigentlich hätte sie schon bis 2020 umgebaut werden sollen. Nun vertröstet die Stadt im Grunde erst einmal auf die Vorplanungen. Das Radfahrerdrama in dieser engen Straße, wo die Radfahrenden oft genug ins Gleis der Straßenbahn ausweichen müssen, weil die Fahrbahnränder zwischen Kohlenstraße und Körnerstraße zugeparkt sind, geht also noch einige Jahre weiter.
Einen Zeitpunkt, bis wann die Prüfungen zu den beantragten Radwegen vorliegen sollen, wollte Baubürgermeister Thomas Dienberg noch nachliefern. Erst dann wird greifbar, wann in diesem verzwickten Stadtquartier tatsächlich etwas zur Verbesserung der Radverkehrsbedingungen passiert.
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Wer hätte das gedacht, dass ich mich einmal über einen sinnvollen Antrag von Herrn Kumbernuß freuen darf. Der Antrag wurde von ihm garantiert in perfekter Gendersprache vorgelegt (so viel Zeit für Spott muss schon sein 😉 ). – Egal: Hauptsache die Verkehrssituation für Radfahrer wird verbessert.
Es sollte auch immer wieder darauf hingewiesen werden, dass einige symbolische Großprojekte vielleicht viel Renommee für offiziell Verantwortlichen der Stadt bringen, die für den Radverkehr zuständig sind. Aber an gefühlt rund einer Million Stellen hakt es aufgrund von unzähligen “Kleinigkeiten”, die in der Summe das Radfahren in Leipzig massiv erschweren, bzw. sogar gefährlich machen. Mit dem Bau eines Radschnellweges bekommt man schneller eine Medaille, als wen man sich um die vielen Schlaglöcher, Pfützen, Kopfsteinpflaster, glattgeschliffenen Kanaldeckel usw. kümmert und versucht, auch diese Probleme anzugehen.
In diesem Sinne freue ich mich als Radfahrer über einen Stadtrat, der diese Detailarbeit auf sich nimmt und auch Erfolge damit hat.