Es blieb ruhig, bis es dunkel wurde, doch dann krachte es in Connewitz. Am Abend vor der nun endgรผltig verbotenen โTag Xโ-Demo flogen Steine und Flaschen auf die Polizei (und geparkte Autos); diese antwortete mit Trรคnengas. Bis weit in die Nacht waren hunderte Polizist*innen mit schwerem Gerรคt im Stadtteil unterwegs; an vielen Orten brannten Feuer.
1:29 Uhr
Und damit beenden wir den Liveticker. Am Samstag werden wir natรผrlich wieder umfangreich รผber das Geschehen in Leipzig berichten. Die โTag Xโ-Demo wurde zwar endgรผltig verboten, aber einige Versammlungen werden trotzdem stattfinden: eine von โFridays for Futureโ, eine gegen die Demoverbote und eine aus dem โQuerdenkenโ-Spektrum.
Die spannende Frage bleibt, ob die โTag Xโ-Demo in irgendeiner Form trotz Verbots stattfinden wird. Oder ob es eher wieder zu Szenen kommen wird wie an diesem Abend. Aber vielleicht wird die Polizei auch so massiv prรคsent sein, dass gar nichts passieren wird.
Dann dรผrfte man sich aber auch fragen, warum so eine Prรคsenz nicht genutzt worden wรคre, um eine schon vor mehreren Wochen angezeigte Demonstration abzusichern. Man sieht: viele spannende Fragen.
Sollte in dieser Nacht in Connewitz (oder anderso) noch etwas Wichtiges passieren, werden wir das morgen natรผrlich nachtragen. Bis dann!
1:15 Uhr
Nun ist es endgรผltig: Die โTag Xโ-Demo bleibt verboten. Wie das Oberverwaltungsgericht (OVG) Bautzen kurz nach Mitternacht mitteilte, hat es eine Beschwerde gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Leipzig zurรผckgewiesen. Dieses hatte am Freitagnachmittag das Verbot durch die Stadt Leipzig bestรคtigt.
โAuch das Oberverwaltungsgericht ist der รberzeugung, dass die Stadt Leipzig einen zu erwartenden gewalttรคtigen Verlauf der Versammlung und damit eine unmittelbare Gefahr fรผr die รถffentliche Sicherheit plausibel prognostiziert hatโ, so das OVG.
Ein Verbot sei zwar ein โschwerwiegender Eingriff in das Grundrecht auf Versammlungsfreiheitโ, doch in Ausnahmefรคllen zulรคssig.
Weiter heiรt es: โAuf den 28 Seiten des angefochtenen Bescheids ist im Einzelnen und unter genauer Bezeichnung der Erkenntnismittel dargelegt, aus welchen Grรผnden eine hohe Wahrscheinlichkeit dafรผr besteht, dass die Teilnehmer der angemeldeten Versammlung Gewalttรคtigkeiten gegen Personen oder Sachen beabsichtigen oder ein solches Verhalten anderer Teilnehmer zumindest billigen werden.โ
0:52 Uhr
โEy, ich habโ ne Straรe gefunden, wo es nicht brenntโ, teilt eine LZ-Reporterin mit. Es war also schon etwas mehr als ein kleines Scharmรผtzel. Aber auch nichts, was man in รคhnlicher Form in den vergangenen Jahren nicht immer wieder erlebt hat.
0:41 Uhr
Mehr als ein Dutzend Polizeifahrzeuge blockieren aktuell noch das Connewitzer Kreuz. Bis weit in die Bornaische Straรe hinein bildet sich eine lange Schlange an Fahrzeugen.
0:32 Uhr
Auch heute lรคsst es sich nicht vermeiden, รผber Sebastian Weber zu schreiben, der fรผr die AfD im Kreisrat sitzt und das Geschehen wieder als โWeichreiteโ auf YouTube streamt. In einem Video ist zu sehen, wie er von einem Connewitzer erst leicht geschubst und dann leicht getreten wurde.
โWeichreiteโ forderte daraufhin die Polizei auf, ihm eine Anzeige zu ermรถglichen. Laut dem Pressekollektiv โCommuniqueโ landete anschlieรend eine Person in einer Maรnahme.
0:24 Uhr
Es ist nun deutlich nach Mitternacht und Connewitz befindet sich immer noch einem Belagerungszustand.
Nachdem es in dem Stadtteil in den vergangenen Jahren ja immer mal wieder Diskussionen darรผber gegeben hat, warum es nรถtig sei, immer wieder die Polizei nach Connewitz โzu holenโ, dรผrften diese Debatten neues Futter bekommen.
Andererseits ist es natรผrlich nicht so, dass die Polizei erst mit Beginn der Ausschreitungen nach Connewitz gekommen ist.
Heute war sie schon vorher da. Nach unseren Beobachtungen durchaus massiv, aber eher in Seitenstraรen oder nรถrdlich vom Connewitzer Kreuz.
23:59 Uhr
Ruhe ist hier รผbrigens immer noch nicht eingekehrt. Immer wieder fliegen Gegenstรคnde durch die Gegend, immer wieder rennen Polizeieinheiten รผber die Straรen.
23:49 Uhr
Stadtrรคtin Juliane Nagel (Linke) erinnert auf Twitter an einen Offenen Brief, den ihr Projektbรผro โLinxxnetโ vor einigen Tagen verรถffentlicht hat.
Darin heiรt es unter anderem: โWir wรผnschen uns von den Organisator*innen und Teilnehmer*innen, dass sie Leipzig und Connewitz nicht โzerkloppenโ.โ Stattdessen sollten Inhalte im Mittelpunkt stehen.
Nagel war gestern selbst in eine Auseinandersetzung mit der Polizei geraten (natรผrlich ohne Steine, Flaschen und Trรคnengas).
Nach dem Abschluss einer von ihr geleiteten Jugend-Demonstration wurde sie von der Polizei kurzzeitig in eine Maรnahme genommen. Sie soll einen Polizisten tรคtlich angegriffen haben. Nagel bestreitet den Vorwurf.
23:36 Uhr
Und noch ein paar Video-Eindrรผcke vom Abend:
23:32 Uhr
Unterdessen beobachten unsere Reporter*innen vor Ort, dass nun die Antifa die Verkehrsleitung รผbernommen habe: โAutos werden freundlich mit Handzeichen von den brennenden Barrikaden weggeleitet.โ
23:29 Uhr
Die ersten Reaktionen von Politiker*innen lassen nicht lange auf sich warten. โWas auch immer die politische Botschaft sein soll: Was gerade in Connewitz abgeht, ist groรer Mist, kontraproduktiv und durch nichts zu rechtfertigenโ, beklagt Grรผnen-Stadtrรคtin Monika Lazar. โHier das Viertel mit Gewalt zu รผberziehen, was soll das?โ
In den Kommentaren gibt es direkt Gegenwind. Mehrere Nutzer*innen merken an, dass sich Lazar jetzt deutlich รคuรern wรผrde, aber in den vergangenen Tagen geschwiegen habe.
โBei allem Verstรคndnis, ich hรคtte mir so viel Empรถrung auch zu den Grundrechtseinschrรคnkungen durch die Allgemeinverfรผgung gewรผnschtโ, schreibt etwa Irena Rudolph-Kokot vom Aktionsnetzwerk โLeipzig nimmt Platzโ.
23:23 Uhr
Offenbar hat sich die Lage schon nach kurzer Zeit wieder beruhigt โ zumindest fรผr den Moment. Die Feuerwehr ist bereits vor Ort und lรถscht erste Brรคnde. Ebenfalls vor Ort ist mit einem Groรaufgebot natรผrlich die Polizei, inklusive Wasserwerfer.
23:13 Uhr
Die Lage ist weiter unรผbersichtlich. Wir haben erste Video-Eindrรผcke vom Geschehen.
23:08 Uhr
Ab 20 Uhr hatten sich mehrere hundert Personen zum โMassencornernโ verabredet. Das war keine Demonstration, aber eine Veranstaltung mit klarer politischer Botschaft.
Sie richtete sich gegen das Verbot der fรผr morgen geplanten โTag Xโ-Demonstration. Ob es beim Verbot bleibt, wird sich erst am Samstag entscheiden. Die Organisator*innen haben auf Twitter angekรผndigt, zum Oberverwaltungsgericht Bautzen zu ziehen.
Seit etwa 22:30 Uhr steht in Connewitz die Polizei massiv unter Beschuss. Es fliegen zahlreiche Flaschen und Steine; betroffen ist unter anderem die Gegend um das โHaus der Demokratieโ in der Bernhard-Gรถring-Straรe.
Auf Videos ist zu erkennen, dass manche Autos deutliche Schรคden davongetragen haben. Ob es Verletzte gibt, ist bislang nicht bekannt. Die Polizei agiert teils zurรผckhaltend und steht in enger Formation mit ihren Schildern.
Laut unseren Beobachter*innen vor Ort brennen zahlreiche Barrikaden. โAlle paar Meterโ, so eine LZ-Reporterin, die auf der Straรe unterwegs ist.
Empfohlen auf LZ
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
Keine Kommentare bisher