Den Beitrag machen wir jetzt einzig wegen des wunderschön aussagekräftigen Bildes: CDU-Stadtrat Falk Dossin am Rednerpult in Aktion. Aber Spaß beiseite: Dieser Moment in der Stadtratssitzung am 14. Juni hatte tatsächlich etwas Besonderes. Denn am Ende stand eine einhellige Zustimmung der Ratsversammlung zu einem CDU-Antrag, was im Leipziger Stadtrat dann doch ziemlich selten vorkommt.

Und das sogar mit einer klaren Positionierung gegen den vorgelegten Verwaltungsstandpunkt, der eigentlich so eine Art Zustimmung zum CDU-Antrag war. Denn an der Wodanstraße fehlt nun einmal ein Fußweg genauso wie ein Radweg. Der Grund ist simpel: Leipzig gehört nur das schmale Stück der Straße. Da passt gerade einmal eine Fahrbahn in jede Richtung drauf. Wer hier per Fahrrad von Thekla nach Heiterblick will, muss sich in den durchaus nicht ungefährlichen Verkehr einordnen. Zu Fuß auf dem Bankett neben der Straße würde das Falk Dossin sowieso niemandem raten. Das sei schlicht lebensgefährlich.

Und die Stadt stimmte ja dem CDU-Antrag inhaltlich vollkommen zu: Hier braucht es einen extra Fuß-/Radweg.

Nur im Kleingedruckten hat das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) das Anliegen der CDU, das parallel so auch in einer Petition auftaucht, missverstanden.

Die Planer aus dem VTA sahen dabei sofort wieder eine Straße, wie sie selbst eine bauen würden: „Die Wodanstraße ist nach 1989 noch nicht grundhaft erneuert worden und entspricht insgesamt nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Die Zeitschiene für Planung und Bau einer grundhaften Sanierung und ggf. verkehrlichen Neuordnung einschließlich einer Radwegverbindung wird in den Rahmenplan zur Umsetzung der Mobilitätsstrategie eingeordnet“, schrieben sie in ihrem Vorschlag.

„Als Vorgriff auf diese verkehrliche Neuordnung ist es sinnfällig, die angebotene Gesprächsbereitschaft zu nutzen und in Verhandlungen über einen Tauschvertrag mit dem privaten Grundstückseigentümer zu treten.“

Zu schmal für Fuß- und Radweg: die Wodanstraße. Foto: Sabine Eicker
Zu schmal für Fuß- und Radweg: die Wodanstraße. Foto: Sabine Eicker

Und dabei gerieten sie gleich in einen Konflikt: „Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass es sich bei einem Großteil der im Raum stehenden Flächen mittlerweile um Wald im Sinne des SächsWaldGesetz handelt. Auch nach einem erfolgreichen Tausch ist daher nicht unmittelbar und zwangsläufig der Bau eines separaten Fuß- und Radweg ohne weitere Prüfungen möglich.“

Wir wollen keine Bäume fällen

„Aber so haben wir das gar nicht gemeint“, sagte Falk Dossin dann am 14. Juni. Und verwies in seiner Rede noch einmal auf die eigentlich recht genau formulierten Punkte aus dem CDU-Antrag: „Die Stadt Leipzig nimmt Verhandlungen mit Grundstückeigner REWO auf und zielt dabei auf den Abtausch oder Kauf der für einen Fuß- und Radweg nötigen Flächen entlang der Wodanstraße ab. – Nach positivem Verhandlungsergebnis stellt die Stadt dort einen Fuß- und Radweg her, der parkähnlich angelegt wird und sich damit in die Umgebung einpasst.“

Was man sich bei einem möglichen Grundstückstausch also wünscht, wäre ein richtiger Waldweg. „Wir wollen keine Bäume fällen“, so Dossin. Im Gegenteil: Radfahrer und Fußgänger hätten mit der Straße dann gar nichts zu tun, sondern würden unter Bäumen zum Einkaufen fahren oder laufen. Was natürlich viel angenehmer ist. „Wir wollen auch keinen Meter mehr betonieren“, erklärt Dossin.

„Ein grundhafter Ausbau der Wodanstraße kombiniert mit der Schaffung von Rad- und Fußweg ist zu teuer und würde außerdem erheblich Zeit kosten“, hatte die CDU-Fraktion in ihrem Antrag geschrieben. „Der Eigentümer der angrenzenden Flächen signalisiert, dass er für Gespräche für die Abgabe eines Streifens an der Straße bereit wäre. Diesen Streifen könnten man nutzen, um einen parkähnlichen Weg entlang der Bäume zu schaffen, und so einen Rad-/Fußweg herzurichten.“

Den Verwaltungsstandpunkt stellte dann aber niemand zur Abstimmung, sodass allein der CDU-Antrag abzustimmen war. Und dann staunte selbst Torsten Bonew als Erster Bürgermeister, der die Sitzung leitete, was da auf der Anzeigetafel passierte, sagte erst „Och“ und dann „Das hätte ich jetzt so nicht erwartet.“

Denn die Tafel füllte sich mit zustimmendem Grün. Der Antrag der CDU wurde einstimmig angenommen. Und damit wurde der Beschluss auch gültig für die Petition zur Wodanstraße. Die Stadt kann jetzt mit dem Eigentümer des bewaldeten Grundstücks darüber verhandeln, ob und wie man dort Platz für einen Fuß- und Radweg bekommt. Parkähnlich natürlich.

Da muss kein Beton fließen und kein Baum gefällt werden. Es wäre – wenn der Grundstückseigentümer mitspielt – einmal ein Beispiel für eine unkonventionelle Lösung, die ein Problem zeitnah behebt, das bei einem nötigen Straßenumbau erst in vielen Jahren zu einer Lösung kommen würde.

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