Dass in den Mauern des alten Gasthauses „Zum Arabischen Coffe Baum“ einige Überraschungen lauern würden, damit haben Leipzigs Planer schon gerechnet. Seit 2019 ist Leipzigs ältester Kaffeeausschank geschlossen. Und nun nimmt eine Vorlage der Verwaltung Museumsdirektor Dr. Anselm Hartinger jede Hoffnung, die dort platzierte Kaffeeausstellung noch 2023 wieder eröffnen zu können.
Es gibt nicht mehr wirklich viele Häuser aus dem 17. Jahrhundert in der Leipziger Innenstadt, die derart eine komplette Überholung ihrer Installation benötigen, wie das für den „Coffe Baum“ der Fall ist. Bis 2018 war auch die Gaststätte in Betrieb. Bevor aber ein neuer Pächter einzieht, musste die jahrzehntealte Installation samt Belüftung auf neuesten Stand gebracht werden.
Das Amt für Gebäudemanagement der Stadt Leipzig hat schon im Vorfeld mit einigen Komplikationen gerechnet. Aber die tatsächlichen Befunde, die dann 2021 und 2022 ans Licht kamen, machten dann auch den ohnehin schon vorsichtigen Planern klar, dass auch die geplanten Sanierungskosten deutlich höher ausfallen werden.
Nur wenige Firmen gaben ihr Angebot ab
„Die Kostenberechnungen insb. der Kostengruppen 300 (Baukonstruktion) und 400 (techn. Anlagen) haben sich teils erheblich erhöht“, legt das Amt für Gebäudemanagement jetzt in einer Vorlage für den Stadtrat dar.
„Obgleich bereits die Kostenberechnung (LP3) vom März 2021 zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktualisiert und auf Grundlage einschlägiger Preisquellen (u. a. STLB, bzw. Sirados) zzgl. einer prozentualen Zulage kalkuliert wurde, ist der Gesamtbetrag nicht auskömmlich. Die bisherigen Ausschreibungsergebnisse zeigen ein immer wieder gleiches Bild in den o.g. Kostengruppen: eine eher geringe Firmenbeteiligung und ein stark erhöhtes Angebotsniveau. Beispielhaft seien hier die Gewerke Rohbau, Fassadenarbeiten, Trockenbau oder auch Heizungs- und Sanitärarbeiten genannt.“
Die Vorlage des Amtes für Gebäudemanagement zum „Coffe Baum“.
Die gestiegenen Baupreise holen also auch dieses Projekt ein.
Unliebsame Überraschungen
Aber auch im Inneren des 1694 erstmals erwähnten Hauses gab es dann noch einige unliebsame Überraschungen, welche die Kosten nach oben treiben: „Im Rahmen der Abbrucharbeiten zeigten sich umfangreiche Abweichungen zu vorhandenen Bestandsunterlagen des Gebäudes. Demnach ist die Planung mit zusätzlich erforderlichem Zeitaufwand baubegleitend im erhöhten Maße fortzuschreiben.
Insbesondere im Bodenbereich des Erdgeschosses, in welchem der Grundleitungsbestand teilerneuert werden muss, zeigen sich auch hier Kostenerhöhungen durch den tatsächlichen Bestand, u. a. weil zahlreiche Leitungen in deutlich größerer Tiefe sondiert werden müssen als in Bestandsunterlagen dokumentiert. Leitungsverläufe müssen ebenfalls mit erhöhtem Aufwand und Mehrkosten neu geplant werden aufgrund der tatsächlich vorgefundenen Situation.
Auf Grundlage der Bestandsanalyse und im Hinblick auf die jüngsten, grundhaften Sanierungsarbeiten der 1990er Jahre konnte und wurde von nahezu einheitlichen Deckenkonstruktionen ausgegangen.
Dass sich nach Öffnung/Freilegung der erforderlichen Flächen die Decken entgegen o.g. Grundlage als nicht eindeutig definierbare Mischkonstruktionen zeigen, gebiert auch hier eine Neubewertung i. V.m. zusätzlichem Zeitaufwand und erhöhten Kosten, um Zulässigkeitsvoraussetzungen nach derzeit geltenden Anforderungen erzeugen zu können.“
Bereits im Baubeschluss habe man auf die historische Bausubstanz und ein damit verbundenes Risiko hingewiesen. Dieses Risiko habe sich nunmehr bestätigt.
Kosten steigen um mehr als 756.000 Euro
„Umfangreicher Aushub war im nicht unterkellerten Gebäudeteil erforderlich, um Trink- und Abwasserleitungen, Heizungsrohre und sonstige Versorgungsleitungen zu sondieren und einer Teilmodernisierung zu unterziehen“, merkt das Amt noch an.
Im Ergebnis erhöhen sich die Gesamtkosten jetzt von 3.017.678 Euro um 756.801 Euro auf 3.774.479 Euro. Und der zuvor geplante Fertigstellungstermin im dritten Quartal 2023 ist auch nicht mehr zu halten. Jetzt ist das zweite Quartal 2024 für den Nutzungsbeginn angepeilt, das heißt für die Wiedereröffnung sowohl der Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums im Obergeschoss als auch die Wiedereröffnung des beliebten Gasthauses „Zum Arabischen Coffe Baum“.
Keine Kommentare bisher