Vor dem Hauptbahnhof ist es nicht mehr zu รผbersehen. Hier kann niemand mehr so tun, als gรคbe es eine Mobilitรคtswende in Leipzig, wenn sich im StraรŸenraum trotzdem nichts รคndert. Was verstรคndlich macht, warum gerade die Leipziger CDU auf einmal das groรŸe Besteck rausholt und die Fahrbahnmarkierungen vorm Hauptbahnhof rechtlich prรผfen lassen will. Falls die CDU tatsรคchlich Klage einreichen sollte, zeigt sich Baubรผrgermeister Thomas Dienberg sehr gelassen.

Denn der StraรŸenabschnitt vor dem Hauptbahnhof ist seit Jahren Unfallschwerpunkt. Die hรคufigste Unfallart sind hier Kraftfahrzeuge, die sich beim Spurwechsel ins Gehege kommen. Was nur zu folgerichtig ist, wenn man sich das alte Ampelregime anschaut.

Danach bekamen sowohl die Kraftfahrer aus der Brandenburger StraรŸe als auch die aus dem Georgiring gleichzeitig โ€žGrรผnโ€œ, fuhren also jeweils zweispurig auf die vier Spuren vor dem Hauptbahnhof und dort begann dann das hektische Spurwechseln, das noch verschรคrft wurde durch die Tatsache, dass gleich auch noch drei FuรŸgรคngerampeln kommen.

Es war nicht mal der fehlende Radweg, der das Baudezernat jetzt zum Handeln gebracht hat, wie Thomas Dienberg am Donnerstag, dem 13. April, beim Vor-Ort-Termin betonte. Sondern eben diese Unfallhรคufung. โ€žWir hรคtten hier schon viel frรผher handeln mรผssenโ€œ, sagte er.

Markierungsarbeiten vor dem Hauptbahnhof - rechts ist noch das Schild zu sehen, das bisher das Radfahren auf der Fahrbahn untersagte. Foto: Sabine Eicker
Die Markierungsarbeiten vor dem Hauptbahnhof โ€“ rechts ist noch das Schild zu sehen, das bisher das Radfahren auf der Fahrbahn untersagte. Foto: Sabine Eicker

Und die einsichtige Lรถsung lautet: Die Verkehrsstrรถme aus Brandenburger StraรŸe und Georgiring werden entkoppelt, sie bekommen verschiedene Grรผn-Phasen zugewiesen, sodass sie vorm Hauptbahnhof keine Spur mehr wechseln mรผssen. Also braucht es auch nur noch zwei Geradeausspuren. Zwei Fahrspuren werden frei und kรถnnen umgewidmet werden.

Die Ampelschaltungen wurden schon seit Dienstag, dem 11. April, verรคndert. Sie sind eigentlich das aufwรคndigste Teilstรผck an dieser Neuorganisation des Verkehrs vorm Hauptbahnhof. Doch wer hier in den letzten Tagen entlang kam, konnte feststellen: Es rollt. Das Menetekel der Schwarzmaler ist nicht eingetreten.

Baubรผrgermeister Thomas Dienberg misst selber nach: Mehr Platz fรผr Radfahrer vor dem Hauptbahnhof. Foto: Sabine Eicker
Baubรผrgermeister Thomas Dienberg misst persรถnlich nach: mehr Platz fรผr Radfahrer vor dem Hauptbahnhof. Foto: Sabine Eicker

Praktisch der letzte Akt war am Donnerstag das Auftragen der Radspur, mit der zumindest erst einmal der Radverkehr in Ost-West-Richtung vor dem Hauptbahnhof auf der StraรŸe gefรผhrt wird, sodass er nicht mehr mit den FuรŸgรคngern vor den Hauptbahnhofeingรคngen in Konflikt gerรคt. Vor der Kurt-Schumacher-StraรŸe muss er zwar wieder aufs Hochbord. Aber auch das muss sich รคndern, wie Dienberg bestรคtigt, denn dass der Radverkehr bis hinter die GerberstraรŸe nicht geradlinig gefรผhrt wird, ist auch keine akzeptable Lรถsung.

Hier soll noch im Lauf des Jahres 2023 die Schaffung eines eigenstรคndigen Radweges bis zur LรถhrstraรŸe folgen โ€“ โ€žverkehrgrรผnโ€œ eingefรคrbt, damit sich Leipzigs Autofahrer auch hier an die Radfahrer auf der StraรŸe gewรถhnen.

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Es gibt 17 Kommentare

@Michel
Die Blรถd ist sich mal wieder nicht zu blรถd, irgendwelchen Quatsch zu verbreiten.
Die Definition fรผr einen Unfallschwerpunkt hat nicht die Stadt Leipzig (und schon gar nicht Dienberg im Jahr 2019) festgelegt. Die Definition kommt vom Land. Die Stadt hat allerdings auf die Ratsanfrage geantwortet, da sie als kreisfreie Stadt eine Verkehrsunfallkommission hat und diese arbeitet nun mal nach Kriterien.

Als gelernter Ossi mit kirchlichem Hintergrund und Erinnerungen an zahllose verrรผckte Schulhofappelle hallt es aus meinem Wald diesmal gerne tieffrequent und lautstark zurรผck, lieber Sebastian:

FREUNDSCHAFT!

Triggerwarnung: Aus dem nachfolgenden Kommentar wird ersichtlich, dass der Kommentator die LVZ gelesen hat. Dies kรถnnte ร„rger, Wut oder Verachtungsgefรผhle bei einigen Lesern hervorrufen. Desweiteren wird sogar die sog. โ€œB-Zeitungโ€ zitiert. Ich fรผge daher einen Absatz ein, der dem Leser (m-w-d) die Gelegenheit gibt, diesen Kommentar rechtzeitig zu verlassen.
๐Ÿ˜‰ Ok, SpaรŸ beiseite. Ich halte es fรผr richtig, ein Problem wirklich umfassend zu betrachten und zu analysieren und daher ist mir folgender Kommentar doch sehr wichtig.
Der LVZ habe ich entnommen, dass Herr Dienberg von einem Unfallschwerpunkt vor dem Hauptbahnhof sprach. Die Kriterien dafรผr sind โ€“ nicht โ€“ einheitlich festgelegt und werden teilweise von den Lรคndern und Kommunen unterschiedlich definiert. Die BILD-Zeitung berichtet nun, dass Herr Dienbergs Dezernat Kriterien fรผr Leipzig festgelegt hatte (was auch seine Aufgabe ist) und damit, nach seinen eigenen Kriterien, den Ring jedoch fรคlschlicherweise als Unfallschwerpunkt bezeichnet.
Zitat aus dem BILD-Artikel: โ€œSo begrรผndete Baubรผrgermeister Thomas Dienberg (60, Grรผne) noch am Donnerstag die Entscheidung auch damit, dass hier eine โ€žMassenunfallhรคufungsstelleโ€œ entschรคrft werde. Blanker Unsinn! Denn wie sich so eine โ€žMassenunfallhรคufungsstelleโ€œ definiert, hat ausgerechnet Dienbergs Dezernant 2019 auf SPD-Anfrage erklรคrt. Dies seien demnach โ€žKreuzungen oder Einmรผndungen mit 15 und mehr Unfรคllen eines Typs pro Jahr.โ€œ
Nun, dies fรผhrt dazu, dass ich den ร„rger einiger Mitkommentatoren teilweise verstehen kann, weil ich solche Mittel nicht mag. Ich schรคtze es keineswegs, wenn nach dem Motto โ€œDer Zweck heiligt die Mittelโ€ Argumente erfunden oder passend hingebogen werden.
Jetzt muss ich die Gegner der MaรŸnahme aber gleich wieder in den Frust zu stรผrzen, da ich nicht in Gefahr geraten will, dem anderen โ€œLagerโ€ zugeordnet zu werden. Die neue Verkehrsfรผhrung ist zu begrรผรŸen, auch wenn sie etwas populistisch ausgeschlachtet (Politik jeglicher Couleur ist immer auch ein Verkaufsprodukt) und โ€“ teilweise โ€“ mit etwas fadenscheinigen Argumenten begrรผndet wurde.
Um beim Bild des Verkรคufers zu bleiben: Die Ware ist trotz allem genieรŸbar und gut verdaubar, auch wenn die Werbung bewusst etwas reiรŸerisch und irrefรผhrend gestaltet wurde.
Und noch ein Bild: Die Verkaufskonkurrenz schreit jetzt wieder wie am SpieรŸ โ€œDie Anderen verstoรŸen gegen die Werberegeln โ€“ das Produkt ist daher ungenieรŸbar, glaubt es mirโ€
Und noch ein Bild: Ich weigere mich, weiterhin das verschimmelte Produkt zu mir zu nehmen, dass mir CDU, Linke (Teile davon), BILD usw. anbieten.

(Ursprรผnglich habe ich hier Links zu Wikipedia (โ€žUnfallschwerpunktโ€œ) und zur BILD (zum Artikel mit dem entsprechenden Zitat) eingefรผgt. Leider hab ich daher nicht bedacht, dass der Kommentar dadurch in der L-IZ nicht freigegeben werden kann. Dies auch als Hinweis fรผr die Redaktion)

Triggerwarnung:
Aus dem nachfolgenden Kommentar wird ersichtlich, dass der Kommentator die LVZ gelesen hat. Dies kรถnnte ร„rger, Wut oder Verachtungsgefรผhle bei einigen Lesern hervorrufen. Desweiteren wird sogar die sog. โ€œB-Zeitungโ€ erwรคhnt und verlinkt. Ich fรผge daher einen Absatz ein, der dem Leser (m,w,d) die Gelegenheit gibt, diesen Kommentar rechtzeitig zu verlassen.

๐Ÿ˜‰

Ok, SpaรŸ beiseite. Ich halte es fรผr richtig, ein Problem wirklich umfassend zu betrachten und zu analysieren und daher ist mir folgender Kommentar doch sehr wichtig.

Der LVZ habe ich entnommen, dass Herr Dienberg von einem Unfallschwerpunkt vor dem Hauptbahnhof sprach. Die Kriterien dafรผr sind โ€“ nicht โ€“ einheitlich festgelegt und werden teilweise von den Lรคndern und Kommunen unterschiedlich definiert. Die BILD-Zeitung berichtet nun, dass Herr Dienbergs Dezernat Kriterien fรผr Leipzig festgelegt hatte (was auch seine Aufgabe ist) und damit, nach seinen eigenen Kriterien, den Ring jedoch fรคlschlicherweise als Unfallschwerpunkt bezeichnet.

Zitat:
โ€œSo begrรผndete Baubรผrgermeister Thomas Dienberg (60, Grรผne) noch am Donnerstag die Entscheidung auch damit, dass hier eine โ€žMassenunfallhรคufungsstelleโ€œ entschรคrft werde. Blanker Unsinn! Denn wie sich so eine โ€žMassenunfallhรคufungsstelleโ€œ definiert, hat ausgerechnet Dienbergs Dezernant 2019 auf SPD-Anfrage erklรคrt. Dies seien demnach โ€žKreuzungen oder Einmรผndungen mit 15 und mehr Unfรคllen eines Typs pro Jahr.โ€œ

https://de.wikipedia.org/wiki/Unfallschwerpunkt
https://www.bild.de/regional/leipzig/leipzig-news/fahrradspur-am-hbf-in-leipzig-buergermeister-erfindet-unfall-schwerpunkt-83487972.bild.html

Nun, dies fรผhrt dazu, dass ich den ร„rger einiger Mitkommentatoren teilweise verstehen kann, weil ich solche Mittel nicht mag. Ich schรคtze es keineswegs, wenn nach dem Motto โ€œDer Zweck heiligt die Mittelโ€ Argumente erfunden oder passend hingebogen werden.

Jetzt muss ich die Gegner der MaรŸnahme aber gleich wieder in den Frust zu stรผrzen, da ich nicht in Gefahr geraten will, dem anderen โ€œLagerโ€ zugeordnet zu werden. Die neue Verkehrsfรผhrung ist zu begrรผรŸen, auch wenn sie etwas populistisch ausgeschlachtet (Politik jeglicher Couleur ist immer auch ein Verkaufsprodukt) und โ€“ teilweise โ€“ mit etwas fadenscheinigen Argumenten begrรผndet wurde.

Um beim Bild des Verkรคufers zu bleiben: Die Ware ist trotz allem genieรŸbar und gut verdaubar, auch wenn die Werbung bewusst etwas reiรŸerisch und irrefรผhrend gestaltet wurde.

Und noch ein Bild: Die Verkaufskonkurrenz schreit jetzt wieder wie am SpieรŸ โ€œDie Anderen verstoรŸen gegen die Werberegeln โ€“ das Produkt ist daher ungenieรŸbar, glaubt es mirโ€

Und noch ein Bild: Ich weigere mich, weiterhin das verschimmelte Produkt zu mir zu nehmen, dass mir CDU, Linke (Teile davon), BILD usw. anbieten.

Ja, das sind eben unsere jeweils persรถnlichen Standpunkte.
Freundschaft! ๐Ÿ˜€

@Sebastian

Ich bitte Sie um Entschuldigung. Sie haben recht, meine ร„uรŸerung(en) war(en) teilweise zu provokativ und eine Spur zu polemisch. Sie sind weitaus fรคhiger zum Diskurs als mancher, leider viel zu hรคufig auftauchender Typus von gesellschaftlich agierenden Mensch, den ich in meiner vorigen Betrachtung versucht habe darzustellen. Nicht jeder Mensch, der sich als Homo Politicus betrachtet, ist ein ebensolcher. Wer mir nur eine รคuรŸere Hรผlle prรคsentieren kann, in der letztendlich nur Luft steckt, verliert mich als Diskussionspartner.

Es bleiben natรผrlich trotzdem Punkte, in denen wir uns vermutlich nie einig werden. Doch wie langweilig wรคre das Leben, wenn es diese Spannungen nicht gรคbe ๐Ÿ˜‰

Und ein Dank, an die Betreiber dieses Mediums, die uns interessante Diskussionen ermรถglichen.

Jetzt gehts mir ein biรŸchen zu sehr um mich, aber trotzdem mal kurz, und weil man ja unmรถglich alle Kommentare vor Augen haben kann, und um das vielleicht auch mal zu spiegeln:
โ€“ ich benutze mein Auto nicht jeden Tag, sondern 1-3x die Woche
โ€“ seit ich hier wohne (2009) nehme ich fรผr die meisten Wege abseits des Zu-FuรŸ-Gehens das Rad. Die hรคufigsten Ziele sind die Innenstadt, die Arbeit, im Sommer die Seen, 1x pro Woche der Sport in der SรผVo. Und das geht alles.
โ€“ ich hatte kรผrzlich in einem Kommentar รผber die Beschleunigung des Radverkehrs zum Cossi geschrieben
โ€“ ich habe die aktuelle BaumaรŸnahme am HBF als โ€œok, wenn gut gemachtโ€ bezeichnet.
โ€“
Dass โ€œihrโ€, die ihr euch trotz dieser รถffentlich beschriebenen Dinge ein biรŸchen auf mich eingeschossen (es polarisiert halt manchmal) habt, darauf besteht, ich wรคre ausschlieรŸlich ein Autojรผnger, ist bestenfalls unterkomplex bis sachlich falsch und ein biรŸchen auch รคrgerlich. Genug dazu von meiner Seite.
โ€“
Der_Michel:
Ich kann mich Ihren ziemlich universell gรผltigen Gedanken zur Politik anschlieรŸen. Und danke der lobenden Worteโ€ฆjetzt kann es aber gern wieder um die Sache gehen.

@Sebastian

Willkommen zurรผck in der Diskussion ๐Ÿ˜‰

Ich habe mir gestern die Stelle genau angesehen. Es war jedoch nicht zur Hauptverkehrszeit (Feierabendverkehr) sondern schon eine Stunde danach. Zumindest zu dieser Zeit fiel mir รผberhaupt keine Behinderung des Autoverkehrs auf. Was mir zuerst ebenso komisch vorkam, war dass nicht einfach โ€“ eine โ€“ Fahrspur umgewidmet wurde. Da bin ich im Grunde genommen bei Ihnen. Der Grund wird vermutlich sein, dass man eine Lรถsung fรผr die Taxis finden musste. So wurde eine kurzes Stรผck der dritten Fahrbahn vorne und hinten schraffiert, so dass die Taxifahrer durch die Abbiegespur einfacher auf ihre Stellplรคtze kommen kรถnnen. Ob dies jetzt wirklich der Weisheit letzter Schluss ist, zeigt sich wohl erst, wenn die Sache abgeschlossen ist. Momentan fahren noch einige Autofahrer verkehrswidrig รผber die schraffierten Flรคchen und zwei Taxis haben in dieser halben Stunde verkehrswidrig den schon markierten neuen Radweg benutzt. Es ist ein halt eine Art Bypass geworden, so wie man eben versucht, ein BlutgefรครŸ am Herzen zu umgehen, das verstopft ist. Elegant ist diese Lรถsung auch nicht, doch es wird wohl gut funktionieren.

Mir kam auch schon vor lรคngerer Zeit in den Sinn, dass es โ€“ erst mal als Notlรถsung โ€“ sinnvoll gewesen wรคre, den bisherigen Radweg farbig zu markieren. Dies ist aber die zweitschlechteste Lรถsung. Es hรคtte ein bisschen was gebracht, doch es mรผssen die verschiedenen Verkehrsflรผsse eindeutig entflechtet werden. Anders geht es nicht auf Dauer.

Und wo wir vermutlich nie einer Meinung sein werden, ist die Sache, dass ich es als Selbstverstรคndlichkeit betrachte, dass FuรŸgรคnger und Radfahrer einen eigenen โ€œRingโ€ am Ring haben. Durchgehend und ohne Schlรคngeleien, ohne Durchmischung von Radweg und Gehweg und ohne Stรผckelei. Wenn es eine Mรถglichkeit gรคbe, als Radfahrer nicht neben den Autos fahren zu mรผssen (โ€œWer fรคhrt gerne im Lรคrm und atmet Abgase ein?โ€) wรผrde ich dies gerne tun. Doch dies geht nicht, sonst mรผssten die Radfahrer groรŸe Umwege fahren. Die VerhรคltnismรครŸigkeit wรคre dann nicht mehr gewahrt.

Meine Meinung zu Ihren Einwรคnden: Hรคngen Sie sich nicht stรคndig an der Frage auf, ob es jetzt so schrecklich ist, dass ganze zwei Fahrspuren auf 150 m Strecke nicht mehr fรผr Autos nutzbar sind. Die Fahrspuren sind โ€“ nicht! โ€“ verschwunden, sie kรถnnen immer noch fรผr die Mobilitรคt genutzt werden.

Wir mรผssen den Begriff StraรŸe vom Begriff Auto entkoppeln.

@Urs
Sie haben recht: @Sebastian ist mir auch in dieser Hinsicht meist positiv aufgefallen, da er meist recht ausgewogen argumentiert. Doch bei diesem Thema scheint der Trigger fรผr ihn zu stark zu sein.

Wie alle politischen Strรถmungen zeigt natรผrlich ebenso das in Leipzig vorherrschende links-grรผne Lager einen gewissen Sprachstil, eine gewissen Hang zu Theatralik und Symbolismus, der einen extrem nerven kann. Dies ist รผbrigens jedem politischen Lager eigen. Lรคcherlichkeiten und รœbertreibungen sind bei praktisch jeder politisch-gesellschaftlichen Gruppierung zu finden. Wenn man Glรผck hat, findet man Menschen in Parteien oder Gruppierungen, die den ganzen Mist beiseite lassen kรถnnen, wennโ€™s um die Bewรคltigung eines Problems geht. Da ist es eigentlich nicht wichtig, welche Moral man pflegt, ob man sich als industriefreundlich oder als Sozialist versteht, ob man gendert oder normal redet, ob man inklusive Sprache benutzt oder Diskriminierungen nicht an jeder Ecke wittert, ob man vegan isst oder Fleisch liebt, usw. usw. Es gibt Menschen, die in erster Linie als progressiv und fortschrittlich gesehen werden wollen und ihren Sprachcode und ihre Wertvorstellungen wie ein Schild vor sich her tragen, damit man nicht merkt, dass dahinter erstaunlich wenig persรถnliche รœberzeugung, Wissen und eigenstรคndiges Denken vorhanden ist. Daher klammert man sich in der Diskussion erst mal an die Frage, wie der Stil des Gesprรคches aussehen soll, will die Bestรคtigung der eigenen Werte hรถren und dann โ€ฆ vielleicht โ€ฆ hoffentlich โ€ฆ redet man รผber die Sache. Vorausgesetzt es ist รผberhaupt mehr vorhanden, als eine imaginรคre Wertvorstellung oder der Wunsch einfach dazuzugehรถren und alles nachzubeten was die sog. Peergroup von sich gibt.

Warum klammert sich User Sebastian wie ein Lรถwe an die Vorstellung, dass diese Verรคnderung wirklich so schlecht ist? Ist es vielleicht der Gedanke, dass das Autofahren im Grunde genommen doch wichtiger ist, als jede andere Fortbewegungsart?

Und: Wie siehtโ€™s bei User Urs aus?

Hallo der_Michel,
es gibt zu allen Dingen in der Politik Gegenargumente. Sonst wรคre es nicht Politik, sondern sowas wie Naturwissenschaft. Und ja, das sehe ich auch so, es wird aufgrund der enormen Subjektivitรคt in der Politik nicht immer zu EINEM Diskussionsergebnis kommen.
โ€“
> Vielleicht erklรคren Sie nochmals die Alternativen
โ€“ WENN man das Aufeinandertreffen beider Verkehrsstrรถme vom Augustusplatz und Brandenburger StraรŸe her kommend als horrendes Unfallszenario feststellt, dann hรคtte auch alleine die Umstellung der Ampelphasen genรผgt, um das zu entschรคrfen. Mรถglicherweise war ein Grรผne-Welle-Szenario die Idee hinter dieser Schaltung damals.
โ€“ WENN man dann feststellt, dass vier Spuren fรผr die dann reduzierten Verkehrsstrรถme รผberdimensioniert sind, hรคtte man auch eine wegnehmen kรถnnen, und diese zum Beispiel dem Radverkehr widmen.
โ€“ eine vernรผnftig markierte Radspur auf dem gepflasterten Bereich hรคtte viele Konflikte mit FuรŸgรคngern verhindert, weil diese dann eben auch erkennen kรถnnen, dass dort eine Radspur ist. Gegen Ignoranten und โ€œKampfradlerโ€ hilft auch keine Ampel, soviel ist sicher.
โ€“ wurden vor Gericht in Bautzen alle Mittel ausgeschรถpft? Der Grundsatz โ€œein Fahrrad muss รผberall, wirklich รผberall fahren dรผrfen kรถnnenโ€ erscheint mir in dieser Grundsรคtzlichkeit nicht begrรผndbar. Wir reden hier รผber theoretische Szenarien, weil das nicht passieren wird, aber dieser โ€œZwangโ€ den Radverkehr auf dem Ring tatsรคchlich auch direkt AUF der Fahrbahn stattfinden zu lassen, lieรŸe sich stellenweise, zum Beispiel mit der Spur auf der Pflasterung, wegdiskutieren. Zwei Meter weiter links oder rechts ist trotzdem โ€œauf dem Ringโ€.
Und: Wenn, dann hรคtte eine Spur weniger es auch getan. Dass es zwei sind, hat mit anderen Dingen als โ€œUnfallforschungโ€ zu tun.

Schon der Begriff โ€œNarrativโ€, sehr geehrter User โ€œCiskโ€, taugt als Etikett der Ausfรผhrungen des Users โ€œSebastianโ€ รผberhaupt nicht! Und auch sonst hat User โ€œSebastianโ€, dessen Kommentare in diesem Medium nicht selten ausnehmend rational und ausgewogen daherkommen, nichts von dem, auf was Sie anspielen, ausgedrรผckt. Von โ€œunbedingter Automobilitรคtโ€ und โ€œMenschheitsbeglรผckungโ€ war nicht im Ansatz die Rede. Ihr Statement โ€œJe eher man das akzeptiert, desto eher kommt man mit den neuen Verhรคltnissen klar.โ€ taugt hingegen als Beleg, daรŸ es anscheinend aufs gute Gefรผhl mehr ankommt, als gemeinhin gesehen wird. Als ob hier Ewiggestrige versuchen wรผrden, ihr Unwesen auszuleben. Im Gegenteil, ich etwa hatte mir vor 20 Jahren mal einen Termin in der StraรŸenverkehrsbehรถrde geben lassen und hatte die abenteuerlichen Gegegebenheiten fรผr Radfahrer am Hauptbahnhof (FuรŸweg โ€“ Radfahrer frei) und auf dem Augustuplatz (Radweg vom Grimmaischen Steinweg endet an Lichtmast) beklagt. Das hat man sich geduldig angehรถrt und mir entgegnet, daรŸ aus gestalterischen Grรผnden nichts geรคndert werden kรถnne, und ich saรŸ mit den Leuten, die fรผr Radverkehr zustรคndig waren, zusammen. Was mein Anliegen damals war, war eine klare Markierung von Pseudoradwegen (also besonders am Hbf) in einen richtigen Radweg. Das hรคtte man immer machen kรถnnen, u.U. allerdings gehรถrt das Areal bis zur bisherigen Fahrbahnkante der DB (oder wem auch immer der Hauptbahnhof gerade im Vorderteil gehรถrt), und u.U. hatte die was dagegen. (Die โ€œPromenadenโ€ beschallen seit Jahren die Leute dort mit kitschiger MusiksoรŸe, weil sie die Bettler damit zu vertreiben gedenken, ein selten zynisches Vorgehen, das man offiziell als musikalischen WillkommensgruรŸ an Reise verbrรคmt hat, und ich denke, wenn das Trottoir dort รถffentlicher Raum wรคre, dรผrfte die Beschallung nicht erfolgen.)

DaรŸ man jetzt auf Amtsebene durchgreift und die Fahrbahnen aufgibt, ist fuรŸt auf der รœberzeugung โ€œwer StraรŸen tilgt, wird weniger StraรŸenverkehr erntenโ€. Das wird bestimmt klappen.

Klappt es eigentlich jetzt mit den Grรผnphasen fรผr FuรŸgรคnger in Richtung Hauptbahnhof noch gut oder gar besser?

@Sebastian
Den Missionierungsdrang und den demonstrativ-symbolischen Aktionismus, die Sie im Handeln der Menschen sehen, die diese Verรคnderung eingeleitet haben, sehe ich stรคndig bei Ihnen โ€“ nur unter entgegengesetztem Vorzeichen.

Vielleicht erklรคren Sie nochmals die Alternativen, die โ€“ an dieser Stelle โ€“ Ihrer Meinung nach โ€“ zu einer โ€“ schnellen โ€“ Verbesserung gefรผhrt hรคtten. So dass ich als โ€“ FuรŸgรคnger und Radfahrer โ€“ die Verkehrsfรผhrung als gut gelรถst betrachten kรถnnte.
Bitte konkret โ€“ auf diese einen Ort bezogen โ€“ und nicht im Allgemeinen schweifen. Eine Aussage in der Art, dass erst einmal ein groรŸes Gesamtkonzept kommen muss und dies seine Zeit braucht usw., usw. wรผrde mir nicht helfen.
Dass auch diese MaรŸnahme wiederum nur ein Stรผckelwerk ist und es natรผrlich ein tragfรคhiges Gesamtkonzept braucht, ist mir klar. Nur: An dieser Stelle musste jetzt einfach mal etwas geschehen, um die Situation fรผr alle Verkehrsteilnehmer besser zu gestalten. Und dies nicht erst in 5, 10, 15, 20 Jahren.

Nein, die bisherige Lรถsung war fรผr mich und viele Andere keine ausreichende. Natรผrlich dรผrfen Sie dies anders sehen und aussprechen. Doch in diesem Falle wรผrden wir wahrscheinlich zu keinem Diskussionsergebnis kommen.

Hallo Cisk,
dieses verkrampfte Dutzen wirkt aber auch etwas albern. ๐Ÿ™‚
Ich hab in Ihren Worten keine substantielle Kritik lesen kรถnnen. Was war denn sachlich gesehen falsch an meinen Darstellungen? Rollte der Verkehr in dem Video flรผssig hinter Herrn Dienberg? Gibts denn vor dem HBF jede Woche viel Stau, aufgrund der โ€œMassenhรคufungโ€ an Unfรคllen, die jedes Mal umfahren werden mรผssen? Warum genรผgt Ihnen das, was Sie dort als Begrรผndung abgefilmt und erklรคrt finden, statt das die vรถllig mangelhafte Plausibilitรคt Sie Fragen stellen lรคsst?
Dass das Auto das einzig sinnvolle Verkehrsmittel sei, hab ich nicht gesagt, auch nichts von unbedingter Unterordnung oder anderen ausgedachten Sachen, die Sie hier erfinden, um mich blรถd zu machen. Ist nicht weiter schlimm, dass Sie es trotzdem versuchen, hat aber mit faktenbasierter Diskussion nichts zu tun.
โ€“
โ€œAutofahren an sich schon als quasi schรถpferischer Akt fรผr die Menschheitsbeglรผckung โ€
Ich hรคtte gern auch paar von Ihren Tabletten fรผr schlechte Zeiten. Keine Ahnung, woher Sie das nun wieder her habenโ€ฆ
โ€“
Wenn es gut gemacht ist, dann hab ich absolut nichts dagegen, wenn sich was verรคndert. Aber selbst wenn nicht โ€“ es spielt doch keine Rolle mehr! Man wird daran nichts รคndern, falls es Pfusch ist. Die Argumente, man habe alles betrachtet, simuliert und so weiter, niemandem geht es danach schlechter, der Bedarf ist gar nicht so hoch etc. pp., wurden alle im Vorfeld gebracht. Obwohl die anfรคnglichen Staus zwischen Runder Ecke und neuem Rathaus als โ€œbaustellenbedingt durch die Kรคthe Kollwitz StraรŸeโ€ abgetan wurden, stehen die Autos immer noch bis dorthin. Die โ€œKรคthiโ€ (dass da noch Keiner drauf kamโ€ฆ) ist lange wieder frei, aber nach DIESEM Argument krรคht heute kein Hahn mehr.
Warten wir es ab; Fra hat den Finger drauf.

@S.
Man kann aber auch wirklich auf Krampf alles so herunterschreiben, dass das eigene Narrativ von der unbedingten Automobilitรคt, der sich alles auf der Welt unterzuordnen habe, bedient wird.

Aber irgendwann wirds einfach nur albern.
Ein Punkt, der bei dir lรคngst รผberschritten wurde.

Leipzig ist mehr als ein Transitraum fรผr mรถglichst viele Kraftfahrzeuge.
Je eher man das aktzeptiert, desto eher kommt man mit den neuen Verhรคltnissen klar.
Die Zeiten, in denen Autofahren an sich schon als quasi schรถpferischer Akt fรผr die Menschheitsbeglรผckung gesehen wurde, sind vorbei!

Nein, eine โ€œHรถlleโ€ war dort nicht zu sehen. Ja, die Spurwechsel haben Aufmerksamkeit erfordert, vรถllig klar, aber wer es auf den 150 m (?) zwischen Zusammenfรผhrung der Spuren am Messehochhaus und den folgenden Kreuzungen nicht schafft, mit gesetzten Blinker und Schulterblick ganz einfach die Spuren zu wechseln, kann sich aus Berliner Verkehr gleich zurรผckhalten und ist meiner Meinung nach fraglich fรผr die Fรผhrerscheininhaberschaft. Anders als in Dresden wird in Leipzig doch eher mal ne Lรผcke gemacht fรผr blinkende Autos neben einem.
Leute, ganz ehrlich, was hier wieder an Dramatika aufgefahren werden! Dort wird keine Rallye gefahren oder gedriftet, man muss auch keinen Zombies ausweichen und dabei vor Angst Schwitzen das sie reinkommen โ€“ es war einfach nur eine gerade StraรŸe mit zwei Spurwechseln. Etwas, was man in der Fahrschule ganz normal lernt.
โ€“
Und auch die Show von Herrn Dienberg wieder. Nachdem er letztens in den Tagesthemen รผber den schlimmen Autolรคrm auf der Karli erzรคhlte, und dabei geschickt zwischen zwei StraรŸenbahntakten interviewt wurde, stellt er sich nun auf die StraรŸe und nimmt dem Bauarbeiter fast den Zollstock aus der Hand um festzustellen, ob er wirklich 2,50 m gemessen hat. Werner Beinhard, Teil 1, hat mal wieder ein Beispiel gefunden. Sicher hat die Firma den dรผmmsten Arbeiter zum Pressetermin geschickt, so dass der Chef besser noch mal selbst Hand anlegen musste.
Im Hintergrund des ganzen Interviews schieben sich langsam die (teils hupenden) LKW und PKW an ihm vorbei, wรคhrend er ausfรผhrt, dass sich keine Kapazitรคtsprobleme ergeben werden. Dass es ihm bei der MaรŸnahme um die Autos geht, merkt man daran, dass er nur die PKW erwรคhnt, die da lang fahren wรผrden.
Dann die Geschichte von der โ€œMassenunfallhรคufungsstelleโ€. Passt gut zu dem nun offenbar grundlegend entscheidenden Argument der โ€œKonflikteโ€, die aktuell immer wieder zu BaumaรŸnahmen fรผhren mรผssen. Zwangslรคufig. Konflikte darf es nicht geben!
Ich bin gespannt, wie mit den nun folgenden gelegentlichen RotlichtverstรถรŸen und daraus entstehenden Konflikten mit den FuรŸgรคngern umgegangen wird. Die Radler dort, so wie auch ich, waren es gewรถhnt mehr oder weniger einfach durchfahren zu kรถnnen, was nun bei rotem Licht auch mal anders sein kann. Aber gut, vielleicht wird es auch zukรผnftig mehrere Arten von Konflikten geben, und nicht alle gilt es zu lรถsenโ€ฆ

Endlich! Aus Autofahrerperspektive waren diese 4 Spuren und wilden Spurwechsel die Hรถlle. Ortsfremde wren dort komplett verloren. Aus Radfahrerperspektive bin ich sehr froh, dass man das Ampelgewusel, gerade mit am Bahnhof/Busbahnhof ankommenden Touristengruppen, endlich entzerrt. Die Strababahnsteige finde ich, gerade in der Rushhour, alle zu schmal.

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