Sie haben teilweise über 100 Jahre auf dem Buckel und kommen nun, eine nach der anderen, an die Grenze ihrer Haltbarkeit: die großen Brücken über die Weiße Elster, Elsterflutbett und Elsterbecken, die Leipzig mit dem Leipziger Westen verbinden. Das betrifft die Karlbrücke (die jetzt neu gebaut wird) genauso wie die Klingerbrücke und die Zeppelinbrücke. Wobei die Klingerbrücke noch länger auf ihre Ertüchtigung warten muss.

Die Sanierung der Zeppelinbrücke, die eigentlich 2023 beginnen sollte, ist aufgrund der massiv gestiegenen Baukosten erst einmal verschoben worden, muss aber zeitnah trotzdem angepackt werden, weil sie auch noch ein Nadelöhr für die neuen, breiteren Straßenbahnen der LVB darstellt, die ab 2024 in Dienst gestellt werden sollen.

Aber hält die Klingerbrücke denn noch ein paar Jahre durch?

Diese Frage bewegte Maximilian Hesselbarth in einer Einwohneranfrage.

Verstöße gegen Überquerungsverbot für LKW?

Darin ging er noch einmal auf die 215.000 Euro teure Traglastprüfung von 2021 ein: „Die knapp hundertjährige Klingerbrücke wurde aufgrund ihres Alters und Zustands 2021 zuletzt einer umfassenden Überprüfung unterzogen. Das aufwändige Gutachten hat ergeben, dass die Brücke für den LKW-Verkehr gesperrt werden muss, um ihre Lebensdauer bis zum geplanten Neubau 2028 zu sichern. Diese Entscheidung wurde getroffen, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.

Durch eigene Beobachtungen und diverse Videos in den sozialen Netzwerken ist allerdings zu verzeichnen, dass die Beschilderung (VZ 253) von zahlreichen LKW-Fahrzeugführenden missachtet wird. Ich habe bisher keine Maßnahmen seitens der Stadtverwaltung oder der Polizei bemerkt, um diese illegalen Fahrten, die die Tragfähigkeit der Brücke gefährden, zu verhindern …“

Monitoring für den Brückenzustand, doch Verkehrskontrolle obliegt der Polizei

Aber das kann die Stadt gar nicht kontrollieren, stellt das Dezernat Stadtentwicklung und Bau in seiner Antwort fest. Denn dabei geht es ja um den rollenden Verkehr. „Die Kontrolle der Einhaltung des Durchfahrtsverbotes für LKW obliegt der Polizei; inwieweit Kontrollen durchgeführt werden, kann daher nur seitens der Polizei beantwortet werden“, so die Stadt.

Was die Stadt machen kann und muss, ist, den Zustand der Brücke im Auge zu behalten.

„Zur regelmäßigen Kontrolle des Brückenzustands wurde ein Monitoring installiert, das die Beanspruchungen an signifikanten Stellen des Bauwerks erfasst. Größere Reaktionen infolge fortschreitender Schädigung oder wiederholter Belastung mit Schwerverkehr werden durch das permanente Messsystem registriert und ausgewertet“, so das Baudezernat.

„Während der normalen Nutzung sind bisher keine starken Einwirkungen auf die Brücke gemessen worden. Eine Neubewertung der Tragfähigkeit und Lebensdauer wird nur erforderlich, wenn während des Monitorings größere Reaktionen gemessen werden als in den Untersuchungen 2021. Dies könnte dann weitere Lastbeschränkungen der Brücke zur Folge haben.“

Die Brücke hält also erst einmal. Spannender wird es, ob sie 2028 dann auch problemlos saniert werden kann und sich die Baukostensituation in den nächsten Jahren wieder etwas entspannt.

Die Klingerbrücke wurde 1928 nach Plänen von Architekt Georg Wünschmann (1868–1937) gebaut und 1994 das letzte Mal saniert.

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