Da waren ein paar Leipziger Stadträte nicht ganz unbeteiligt, dass wieder eine alte Diskussion aufflammte, welche die Angst schürte, Leipzigs Verwaltung wolle einfach so die Gottschallstraße, die den Arthur-Bretschneider-Park durchschneidet, komplett für Kraftfahrzeuge schließen. Eine Angst, die Ingo Zimmer zu einer geradezu verzweifelten Petition veranlasste: „Gegen die Schließung der Gottschallstraße in Höhe des Arthur-Bretschneider- Parks“.

Dabei war das der Stand der Diskussion von 2014. Inzwischen ist einiges passiert – auch die Anwohner wurden einbezogen. Aber das hat dann doch einige Stadträte, die gern klagende und vorwurfsvolle Pressemitteilungen schreiben, nicht erreicht. Und so war die Geschichte wieder in der Welt.

Und Ingo Zimmer schrieb: „Die Stadt Leipzig plant, die Gottschallstraße in Höhe des Arthur-Bretschneider-Parks umzugestalten. Dieser Straßenabschnitt soll dem Park zugeordnet werden. Ohne Autoverkehr und damit ohne dortige Parkmöglichkeiten. Hiermit erhebe ich dagegen Einspruch/Begründung: Eine Sperrung der Gottschallstraße in Höhe des Parks auf beiden Seiten (Kleiststraße und Geibelstraße) würde die Parkplatzsituation um ein Vielfaches verschärfen. Verkehrschaos im Umfeld ist vorprogrammiert!“

Pragmatismus ist gefragt

Das Dezernat Stadtplanung und Bau hat jetzt eine ausführliche Stellungnahme zum Stand der Dinge geschrieben und empfiehlt zwei Maßnahmen, welche die Situation gerade für Fußgänger entschärfen sollen. Denn um die geht es ja die ganze Zeit. Auch das vergisst man so gern.

Aber nach der Stadtratsdebatte von 2014 war klar, dass man hier nicht einfach tabula rasa machen kann, sondern Lösungen mit den Anwohnern vor Ort finden muss. Genau das ist auch geschehen.

„Eine mögliche Einziehung der Gottschallstraße im Abschnitt zwischen Kleist- und Geibelstraße – und damit eine Verbindung des südlichen und nördlichen Teils des Arthur-Bretschneider-Parks – war bereits 2014 kontroverses Thema des Stadtrats“, schreibt das Planungsdezernat jetzt in seiner Stellungnahme.

„Dazu wurden ein Haushaltsantrag, ein Änderungsantrag und eine Petition eingereicht. Beschlossen wurde letztlich: „Die Stadtverwaltung leitet ein Bürgerbeteiligungsverfahren zum Vorhaben Umgestaltung und Einziehung der Gottschallstraße im Arthur-Bretschneider-Park ein, in dessen Ergebnis dem Stadtrat ein Entscheidungsvorschlag unterbreitet wird.“

Am 20. August 2020 hatte die Verwaltung zum letzten Mal über den Stand der Umsetzung berichtet: „Die Umsetzung dieses Vorhabens ist mit einer extremen Verknappung des bestehenden Parkraums im angrenzenden Umfeld verbunden. Die Thematik wurde in der Vergangenheit mehrfach diskutiert. Ebenfalls diskutiert und derzeit geprüft wird die Thematik der Abfallentsorgung in den schmalen Straßen des angrenzenden Wohngebietes und den damit ggf. verbundenen erforderlichen Maßnahmen.

Eine weitere Verknappung des Parkraumangebotes wird deshalb derzeit nicht weiterverfolgt. Erst auf der Grundlage gesicherter Erkenntnisse aus dem Abfallentsorgungskonzept kann im Zusammenhang dieses Antrags sowie der Petition P-00661/14 ein Bürgerbeteiligungsverfahren eingeleitet werden.“

Bürgerbeteiligung zum Verkehrskonzept

2022 wurde dann die Bürgerbeteiligung aktuell: „Unabhängig davon wurde zwischen Juni und November 2022 vom Bürgerverein Gohlis und dem GeyserHaus e. V. ein mehrstufiges Beteiligungsverfahren für ein Verkehrskonzept rund um den Arthur-Bretschneider-Park organisiert. Finanziert und durchgeführt wurde das Verfahren über das Stadtbezirksbudget in enger Anbindung des Stadtbezirksbeirats Nord.

Im Ergebnis wurde aus diesem Verfahren empfohlen, in einem ersten Schritt eine pragmatische Lösung zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und Überquerbarkeit der Gottschallstraße im Abschnitt des Parks zu realisieren und damit auch weiterhin (verringerte) Stellplatzmöglichkeiten in dem Bereich zu erhalten. Der Vorschlag des Beteiligungsverfahrens wird übernommen. Die Wirkung der Maßnahme soll im Weiteren beobachtet werden.“

Eingangssituation an der Kleiststraße. Foto: Ralf Julke
Die Eingangssituation an der Kleiststraße. Foto: Ralf Julke

Die pragmatische Lösung sieht jetzt so aus und so empfiehlt es auch der Petitionsausschuss zum Beschluss:

1. Zur Verbesserung der Überquerbarkeit und Verkehrssicherheit werden in der Gottschallstraße im Abschnitt des Arthur-Bretschneider-Parks zwischen Kleiststraße und Geibelstraße optische Gehwegvorstreckungen (in Analogie zum Parkeingang in der Aurelienstraße) realisiert.

Zusätzlich werden Fahrradbügel zur Absicherung der Gehwegvorstreckung gesetzt, um baulich auszuschließen, dass der ruhende Verkehr die Parkeingänge blockiert.

2. Der Umsetzungsvorschlag wird dem SBB Nord im Vorfeld der Baumaßnahme in 2023 vorgestellt.

Man sieht: Die eigentlichen Probleme verursachen auch hier nicht die Fahrzeuge, die ordnungsgemäß abgestellt werden, sondern jene, die im Einmündungsbereich und auch an den Parkeingängen geparkt werden.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen könnten vielleicht sogar noch 2023 umgesetzt werden, wie das Planungsdezernat mitteilt: „Die Planung für die Maßnahme soll zum dritten Quartal 2023 erstellt und dem SBB Nord vorgestellt werden. Die Umsetzung kann darauf aufbauend ebenfalls noch in 2023 oder 2024 realisiert werden.“

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar