Das Leipziger Stadtbad ist ein Dauerthema. Es gibt nicht viele Städte, die noch so ein repräsentatives Stadtbad vom Beginn des 20. Jahrhunderts haben. Doch 2004 wurde es von der Stadt geschlossen, weil die Bausubstanz einen Weiterbetrieb unmöglich machte. Und während die Leipziger Wasserwerke 2006 eine Förderstiftung gründeten, um das Stadtbad zu retten, versuchte Leipzigs Verwaltung jahrelang vergeblich, das Gebäude privaten Investoren anzudienen. Aber wie ist eigentlich der Stand der Dinge?
Das wollte jetzt die Fraktion Die Linke im Leipziger Stadtrat wissen. Denn seit Juli 2021 steht fest, dass die Stadt das 1912 bis 1916 erbaute Gebäude nicht verkauft, sondern in Eigenregie entwickeln und wieder in Nutzung bringen wird.
Nur wird das natürlich nicht so passieren können wie 1916, als so ein Stadtbad noch ganz andere Funktionen erfüllen musste für eine Stadtgesellschaft, die in den seltensten Fällen über ein heimisches Bad verfügte.
Lokaler Erinnerungsort, Identifikationsfaktor, Zukunftsprojekt
„Das Leipziger Stadtbad im Herzen unserer Stadt ist für viele ein Ort der Erinnerung, der Identifikation mit Leipzig und potenziell auch künftig ein lebendiger Ort der Leipziger Stadtgesellschaft“, schrieb die Linksfraktion in ihrer Anfrage zum Stadtbad.
„Mit der Beschlussfassung von VII-DS-02065 wurde das Liegenschaftsamt durch den Stadtrat mit 250.000 Euro für eine Untersuchung von zwei Nutzungsvarianten ausgestattet. Leider sind selbst 2023 noch keinerlei Ergebnisse dieses Variantenvergleiches bekannt geworden. Um langfristig die Wiederbelebung des Stadtbades zu sichern, ist es notwendig, dass die Debatte über dessen Zukunft nicht weiter verschleppt wird und endlich Ergebnisse der Prüfungen auf den Tisch kommen.“
Aber so schnell schießen die Preußen nicht und werden auch keine Nutzungskonzepte erarbeitet, stellt das Liegenschaftsamt jetzt in seiner Antwort zur Linke-Anfrage fest.
Die Antwort des Liegenschaftsamtes zum Stadtbad.
„Die in Auftrag gegebene ‚Machbarkeitsstudie Leipziger Stadtbad‘ befindet sich derzeit beim beauftragten Planungsbüro noch in Arbeit, das noch umfängliche Analysen bezüglich der zwei möglichen Varianten für die künftige Nutzung des Stadtbades durchführt“, so das Liegenschaftsamt.
„Zur Erfassung der Bestandssituation wurden Grundlagenuntersuchungen zum baulichen Zustand des Gebäudes sowie zahlreiche fachplanerische Untersuchungen wie zum Beispiel Bodenuntersuchungen, eine Tragwerkplanung, bauphysikalische Untersuchungen, eine Analyse der technischen Systeme und umfangreiche Brandschutzprüfungen durchgeführt. Zudem sind Vorgaben des Denkmalschutzes und die Stellplatzsituation zu klären.“
Variantenuntersuchungen laufen noch
Was im Grunde auch zeigt, wie wenig belastbar alle Konzeptionen bislang waren, mit denen man private Investoren für das Gebäude interessieren wollte. Denn erst wenn man weiß, was die alte Gebäudesubstanz tatsächlich möglich macht, kann man über dauerhafte Nutzungen nachdenken.
Und auch in den Vorjahren wurde ja schon deutlich, dass einige städtische Ämter sehr wohl Vorstellungen davon haben, wie sie Räume in diesem Haus nutzen könnten. Das ist schließlich Bestandteil der Variantenuntersuchungen, die derzeit noch laufen, wie das Liegenschaftsamt betont.
„Es finden Abstimmungsrunden mit verschiedenen am Gesamtprojekt beteiligten Partnern statt, darunter mehrere städtische Ämter, die Sportbäder Leipzig GmbH und die Förderstiftung Leipziger Stadtbad. Dabei werden die unterschiedlichen Bedarfe erarbeitet und Voraussetzungen abgeleitet, die schlussendlich zusammen mit allen Analyseergebnissen in einer Kosten-Nutzen-Betrachtung münden“, so das Liegenschaftsamt. „Die Vor- und Nachteile der jeweiligen Nutzungsvariante werden den städtischen Gremien zur Entscheidung vorgelegt, erst dann kann eine tiefergehende Untersuchung der favorisierten Variante erfolgen.“
Und dass die Ratsversammlung 2022 noch keine Ergebnisse vorgelegt bekam, hatte einen simplen Grund, so das Liegenschaftsamt: „Die Grundlagenermittlungen zur Bestandssituation haben Ende 2021 durch das beauftragte Büro begonnen. Seitdem waren sehr aufwendige und umfangreiche Analysen mit Bezug auf die verschiedenen Gutachten notwendig, sowie verschiedenste Abstimmungsrunden zwischen den Fachämtern und der Förderstiftung Leipziger Stadtbad.“
Ein Aspekt stimmt schon jetzt optimistisch
Die Auswertung des Variantenvergleichs für beide Nutzungsmöglichkeiten der Machbarkeitsstudie soll den städtischen Gremien nun voraussichtlich Ende des zweiten Quartals 2023 vorgestellt werden.
Aber ein wesentlicher Aspekt wurde schon positiv geprüft, teilt das Liegenschaftsamt mit, denn die Beheizung des Stadtbades über die Abwärme des Gas-Kraftwerks in der Eutritzscher Straße ist möglich: „Erste Untersuchungen haben ergeben, dass eine Anbindung möglich erscheint. Im weiteren Verfahren müssen die baulichen und technischen Voraussetzungen weiter geprüft werden.“
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