Es ist tatsächlich schon wieder über drei Jahre her, dass die Leipziger Ratsversammlung am 30. Oktober 2019 die Verwaltung beauftragte, die Aufenthaltsqualität am Brühl zu erhöhen. Da wird selbst eine CDU-Fraktion ungeduldig. Denn der Brühl ist zwar auf seinem westlichen Stück Fußgängerzone – aber ohne jegliche Aufenthaltsqualität. Das sollte doch mit wenigen Eingriffen zu ändern sein. Oder auch nicht, meint das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA).

Denn augenscheinlich wurde beim letzten Umbau dieser Straße nach Fertigstellung der „Höfe am Brühl“ nicht einmal daran gedacht, dass man vielleicht auch mal ein paar Bäume und Bänke in den Straßenraum einordnen könnte.

Gespräche mit den „Höfen am Brühl“

„Aufgrund des Leitungsbestandes und des vollgebundenen Oberbaus der Straße können Baumstandorte zur Aufwertung der Straße nur in Form von Baumkübeln eingeordnet werden. Dazu gibt es die schriftliche Zusage der Höfe am Brühl, 10 Baumkübel – abschnittsweise kombiniert mit Bänken – auf der Nordseite des Brühls zwischen Hainspitze und Am Hallischen Tor aufzustellen“, beschreibt das VTA zumindest die Gespräche, die man schon getätigt hat, um die Steinwüste im westlichen Brühl etwas aufzulockern.

Aber das augenscheinlich auch nicht ohne Vorbedingungen, denn die „Höfe am Brühl“ wollen bislang noch nicht als Laden genutzte Flächen künftig ebenfalls zu Ladenflächen umwidmen und damit die Verkaufsfläche im Einkaufscenter erhöhen.

Mit der Folge: „Darüber hinaus wird diesbezüglich ein ordentlicher städtebaulicher Vertrag zwischen der Stadt Leipzig und den Höfen am Brühl geschlossen, der spätestens zum Satzungsbeschluss über die 2. Änderung des B-Plans 45.5 ‚Höfe am Brühl‘ vorliegen muss (siehe Beschlusspunkt 3 des Aufstellungsbeschlusses VII-DS-07695-NF-01). Die Umsetzung durch die Höfe am Brühl ist spätestens für 2024 vorgesehen.“

Die Vorlage Bebauungsplan Nr. 45.5 „Höfe am Brühl“, 2. Änderung.

Und tatsächlich scheint sowieso nur die Nordseite des Brühls für diverse Installationen zur Verfügung zu stehen, wie das VTA erläutert: „Die Gespräche zur Aufwertung wurden lediglich mit den Höfen am Brühl als größtem Anlieger am Brühl geführt und betreffen die Nordseite des Brühls. Grund ist, dass die Südseite des Brühls als multifunktionale Fläche, insbesondere für das Funktionieren der Anlieferung, erforderlich ist. Auf der Nordseite ist es jedoch möglich, durch das Versetzen einzelner Radbügel, Baumkübel bzw. Sitzgelegenheiten einzuordnen.

Die unmittelbare Nähe zu den Höfen am Brühl legt nahe, mit dem direkten Anlieger, dessen Baulichkeiten die Hälfte der nördlichen Straßenkante zwischen Richard-Wagner-Platz und Goethestraße bilden, dazu zuerst zu sprechen. Die Gespräche verliefen zielführend.“

Aber eben mit Vorbedingungen, wie das VTA zuvor erklärte.

Warten auf das Andienkonzept: Beschluss erst Ende 2024

Dabei muss auch noch ein anderes Thema geklärt werden, welches der Stadtrat 2021 noch einmal untermauert hatte, als er die Verwaltung aufforderte: „Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessern – mehr Platz für Menschen“. Was zwingend zur Folge hat, die Routen und Ladezonen für den Lieferverkehr neu zu klären, was die Verwaltung im Rahmen der Vorlage „Überarbeitung Andienungskonzept Innenstadt“ prüfen möchte. Denn das betrifft dann auch die Katharinenstraße, ebenso die Ratsfreischulstraße, Burgstraße, Universitätsstraße, Ritterstraße, den Neumarkt, das Böttchergäßchen, Gewandgäßchen, die Kupfergasse und Magazingasse.

„Leider konnte die Bearbeitung des ‚Andienkonzepts Innenstadt‘ noch nicht wesentlich vorangetrieben werden, da im für die Bearbeitung verantwortlichen Sachgebiet dafür derzeit noch keine Kapazitäten zur Verfügung stehen“, teilte nun das VTA mit. „Wenn die entsprechende Bearbeitung anläuft, ist der Einbezug der Anlieger und Geschäftstreibenden entsprechend Teil der Aufgabenstellung.“

Also fehlen auch in dieser Abteilung die Planer.

Und auch das ist ein Punkt, der die CDU-Fraktion hibbelig macht, denn auf das Andienkonzept verweist die Verwaltung praktisch bei jedem Antrag aus der Ratsversammlung zur Innenstadt.

Was aber ziemlich witzlos ist, wenn es überhaupt kein Andienkonzept gibt. Wann kommt das also, wollte die CDU-Fraktion wissen. „Eine Bearbeitung der Vorlage kann erst im 3. Quartal 2023 starten, da die vorgesehenen personellen Kapazitäten hierfür erst im Laufe dieses Jahres zur Verfügung stehen“, vertröstet das VTA. „Eine Beschlussfassung ist deshalb nicht vor Ende 2024 zu erwarten.“

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