Das jetzt schon erfolgreiche Bio-Cluster auf der Alten Messe soll weiter wachsen. Darum ging es am 14. Dezember auch in einer Vorlage, die vom Stadtrat ohne weitere Diskussion und einhellig beschlossen wurde. Denn die Zeit war knapp. Leipzig musste noch 2022 einen Förderantrag stellen, um ein neues Innovationszentrum für Biotechnologie und Life Science im Südteil der einstigen Messehalle 12 gefördert zu bekommen.
Um überhaupt eine Förderung beantragen zu können, muss die Leipziger Gewerbehof GmbH & Co KG als Bauherr einen Eigenanteil nachweisen. Und genau den bekam die LGH am 14. Dezember durch Beschluss des Stadtrates: 7,39 Millionen Euro als Kapitalrücklage.
Wofür wird die Kapitalrücklage gebraucht?
„Eine diesjährige Beschlussfassung ist Voraussetzung dafür, die Gesamtfinanzierung der Maßnahme sicherzustellen und auf Basis der Förderrichtlinie GRW Infra (Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur) eine Förderung für ein Gewerbezentrum einzuwerben“, betont die Vorlage der Verwaltung.
„Die Förderrichtlinie schließt die Städte Leipzig und Dresden nach 2023 von der Förderung von Gewerbezentren aus. Darüber hinaus sind die sächsischen Mittel begrenzt und werden nach dem Windhundprinzip vergeben. Der Antrag ist bereits gestellt. Die Förderaussichten sind gut. Eine Beschlussfassung im Einplanungsausschuss der Landesdirektion erfolgt aber nur, wenn eine gesicherte Finanzierung nachgewiesen werden kann. Die Vorlage bildet eine notwendige Grundlage hierfür.“
Die Vorlage für die Kapitalrücklage der LGH.
Und das Geld, das die Stadt hier als Rücklage gibt, ist gut angelegt. Denn: „Eine Umsetzung ohne Fördermittel wäre nicht abbildbar. Es bestünde die Gefahr, dass die Halle 12 teilweise als Ruine auf nicht absehbare Zeit bestehen bleibt und Lasten auf die LEVG übergehen. Hinzukommt, dass die finanziellen Mittel der Stadt nur noch 2022 zur Verfügung stehen. Eine Übertragung der Mittel sieht die neue Haushaltssystematik („Zero Budget“) nicht vor.“
Platz für Biotechnologie-Unternehmen
Immerhin soll dieser 3. Bauabschnitte in der ehemaligen Messehalle 12 satte 62 Millionen Euro kosten. Der Bedarf ist da, betont die Vorlage. Denn die Nachfrage nach Gewerbe- und Forschungsflächen in der BIOCITY ist groß und kann auch im Biocube nicht gedeckt werden, während die Biotechnologie-Branche in Leipzig immer weiter wächst und auch Startups aus der Biotechnologie möglichst nach Räumen in direkter Nachbarschaft zu den Forschungseinrichtungen suchen.
Da ist es logisch, den dritten Bauabschnitt der Halle 12 genau dafür herzurichten. Im zweiten Bauabschnitt sollen ja bekanntlich Ämter der Stadt unterkommen. Der 1. Bauabschnitt beherbergt das Stadtarchiv, das 2019 im denkmalgeschützten Teil eröffnet wurde und 30 Prozent der ehemaligen Messehalle einnimmt.
„Der hintere, westliche Teil (Richtung iDiv) und 3. Bauabschnitt der Halle 12 auf der Alten Messe soll als lnnovationszentrum für Biotechnologie und Life Science durch die Leipziger Gewerbehof GmbH & Co KG unter Zuhilfenahme von Fördermitteln für ca. 62 Mio. EUR ausgebaut werden“, betont die Vorlage.
„Hierfür soll die LGH GMBH & CO. KG mit einer zweckgebundenen Bareinlage in Höhe von 7.390.000 EUR unterstützt werden. Überdies soll der Betrieb in der Anfangszeit finanziell unterstützt werden. Die Fördermittel sind beantragt und befinden sich in der Prüfung durch Freistaat Sachsen und Sächsischer Immobilienbetrieb (SIB). Die daraus resultierenden Anforderungen hinsichtlich der Finanzierung spiegelt diese Vorlage.“
2024 soll der zweite Bauabschnitt mit den Büros für die Verwaltung fertig sein.
„Der 2. BA im Bereich des Mittelteils der Messehalle 12 wird entsprechend des Stadtratsbeschlusses vom Juli 2020 (VII-DS-00863-NF-01-Abschluss eines Mietvertrages bzw. eines 1. Nachtrages, Objekt Messehalle 12, 2. BA) durch die LEVG für die Stadtverwaltung (Verwaltungszentrum Jugend und Schule – Amt für Schule und Amt für Familie und Jugend) errichtet und wird anschließend langfristig durch die Stadt angemietet“, erläutert die Vorlage.
„Die für das Stadtarchiv notwendigen Erweiterungsflächen werden ebenfalls im 2. BA errichtet und zwischenzeitlich als Depotflächen städtischer Museen genutzt.“
Mit der Nutzung auch noch des verbliebenen Grundstücks bis zum Südportikus der einstigen Messehalle wird hier ein kompakter neuer Baukörper entstehen.
„Der 3. BA umfasst im Wesentlichen den Südportikus und einen Teil der Halle bis zur Grenze zum 2. BA und wird das geplante Innovationszentrum beherbergen. In Zusammenarbeit von LGH GMBH & CO. KG und LEVG wurde für den 2. und 3. BA eine gemeinsame Baugenehmigung erreicht“, heißt es weiter.
Und auch die Bedeutung des Innovationszentrums wird betont:
„Das Innovationszentrum stellt dabei ein niedrigschwelliges Angebot für Gründer und StartUps dar, die so von der Einrichtung eigener Infrastruktur vorerst entlastet werden. Ebenso bieten sie reiferen Unternehmen in den Zentren die Möglichkeit, Spitzenauslastungen in den eigenen Bereichen abzupuffern und bestimmte Arbeiten kurzzeitig auszulagern.
Zudem kann teures Spezialequipment angeschafft werden, wenn sich mehrere Nutzer dafür interessieren und langfristig für die Nutzung verpflichten. Darüber hinaus müssen verschiedene Angebote rund um das Thema Unternehmensfinanzierung etabliert werden, um Mieter in allen Phasen der Unternehmensentwicklung unterstützen zu können.“
Die Struktur des Innovationszentrums
„Im Innovationszentrum sollen in folgenden, voneinander sinnvoll abgegrenzten Zonen im Gebäude verteilt werden: Die Laborflächen sind in den Obergeschossen sowie einem Teilbereich des Erdgeschosses im Südportikus untergebracht, um optimale Leitungswege der verschiedenen Medien zu gewährleisten.
Im Erdgeschoss werden zusätzlich ein den Mietern zur Verfügung stehender Konferenzbereich sowie ein kulinarischer Gründertreff zur Sicherstellung der notwendigen Kommunikationskultur zwischen den verschiedenen Mietern eingerichtet. Letzterer soll Anlauf- und Begegnungsstelle für im Haus befindliche Unternehmen und Besucher aus den umliegenden Forschungseinrichtungen sowie ebenfalls Veranstaltungsstätte für kleinere Vorträge in ungezwungener Atmosphäre sein.
Im Erdgeschoss der beiden dem Atrium zugewandten Segmente befinden sich jeweils geeignete Räume zur Einrichtung von Maker Spaces, die anwendungsorientierter Entwicklung, Prototyping und Kleinserien vorbehalten sind. Die Obergeschosse sollen als reine Büroflächen, teilweise für Co-Working ausgebaut werden. Insgesamt entsteht somit ein vielfältiger Mix an Flächen, die jungen und innovativen Unternehmen aus technologieorientierten Branchen zur Verfügung stehen sollen.
Gleichzeitig profitieren diese von den benachbarten wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen und können somit Kern weiterer technologischer und wirtschaftlicher Entwicklung in Leipzig darstellen.“
Insgesamt sollen 7.840 m² Mietflächen und 1.534 m² Nebenflächen entstehen.
Die Vorlage jedenfalls bekam am 14. Dezember die einhellige Zustimmung der Ratsversammlung.
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