Der Siegerentwurf für das neue Stadtquartier Glesiener Straße in Möckern stammt aus dem Büro Hähnig I Gemmecke Architekten BDA PartGmbB, teilt das Stadtplanungsamt mit. Auf dem rund zwölf Hektar großen Planungsgebiet zwischen Max-Liebermann-Straße, der S-Bahn, dem Friedhof Möckern sowie der ehemaligen Heeresbäckerei soll ein Wohnquartier mit Nahversorger und gegebenenfalls einer Kita entstehen.
Die Tübinger Architekten haben sich in dem von der Stadt und den Grundstückseigentümern – der K&P Immobilien GmbH sowie der Baugenossenschaft Leipzig eG – ausgelobten städtebaulichen Wettbewerb gegen sieben Mitbewerber durchgesetzt.
Baubürgermeister Thomas Dienberg sagt zu dieser Entscheidung: „Ich freue mich über das einstimmige Ergebnis: Sowohl unsere Fachjury als auch die Eigentümer waren sich einig, dass der Entwurf aus Tübingen verwirklicht werden soll. Ein toller Auftakt für dieses Projekt.“
Aufgabe des Wettbewerbs war es, ein Gesamtkonzept für das momentan nur geringfügig bebaute Areal zu erstellen. Vorgegeben war, dass verschiedene Gebäudetypen und attraktive Grünflächen sowie ein verbesserter Zugang zur S-Bahn-Haltestelle Slevogtstraße geplant werden soll. Auch die räumliche Vernetzung mit den angrenzenden Vierteln war erwünscht.
Die Jurymitglieder heben in ihrer Begründung hervor: „Die angebotene Vielfalt, Flexibilität und Offenheit der städtebaulichen Struktur mit ihrer hervorragenden Freiraumqualität lässt ein klimaresilientes, anregendes, lebendiges und sozial nachhaltiges Quartier erwarten. Die Robustheit und Offenheit zugleich ermöglichen eine schrittweise Entwicklung des Areals, welche auf neue Erkenntnisse und Bedürfnisse reagieren kann.“
Die Jury empfiehlt trotzdem nun eine zeitnahe Überarbeitung des Entwurfs in einigen Details. Das Konzept soll dann Grundlage für den Bebauungsplan Nr. 453 „Stadtquartier Glesiener Straße“ sein, den die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Stadtplanungsamt derzeit erarbeiten.
Die acht Entwürfe aus dem Wettbewerbsverfahren sind noch bis zum 23. Dezember auf Plakaten und Modellen im Stadtbüro (Burgplatz 1, Zugang über Markgrafenstraße 3) zu sehen. Das Stadtbüro ist an fünf Tagen in der Woche geöffnet, Montag und Freitag von 13 bis 16 Uhr und Dienstag bis Donnerstag von 13 bis 18 Uhr.
Es gibt 2 Kommentare
Nachtrag: Ich habe mir heute den Entwurf des Wettbewerbssiegers aus Tübingen angesehen. Mehr als die Hälfte des verwunschenen Wäldchens ist komplett überplant. Die andere Hälfte wird durch neue Parkwege und sicherlich auch durch eine „Bereinigung“ des Unterwuchses naturschutzfachlich in starkem Maße entwertet. Aus einer kleinen urbanen Wildnis wird ein steriler und intensivst genutzter Park. Auch andere flächigere Baumbestände sind durch die intensiven Blockbebauungen überplant. Ich würde einschätzen, dass > 90 % des vorhandenen Gehölzbestandes der Überbauung komplett anheimfallen wird. Wertvolle andere Brachen-Strukturen wie z.B. ruderale Säume oder thermophile Spontanvegetation werden komplett verloren gehen.
Eine Bürgerbeteiligung gibt es bei solchen Wettbewerbsauslobungen ja nicht. Naturschutzverbände sind natürlich auch nicht eingebunden. Wie geht es jetzt weiter? Meine Prognose ist folgendermaßen: Es wird sich ein Planungsbüro finden lassen, welches naturschutzfachlich zum Ergebnis kommen wird, dass das B-Plangebiet aufgewertet wird. Die Vögel sollen ausweichen, es werden ein paar Nistkästen für Vögel und Fledermauskästen aufgehängt, das Landschaftsbild wird extrem aufgewertet werden (wie man das so kennt)… Das Amt für Umweltschutz wird sich den Plänen sicherlich nicht entgegen stellen. Hier wird sicherlich durch das zuständige Sachgebiet ein besonderer Wert darauf gelegt, dass die Landschaftsbildbewertung investorenfreundlich erfolgt und dass die naturschutzrechtlich eigentlich relevanten Zauneidechsenhabitate kleingerechnet werden… (wie man das so kennt). Viele Bürger und die Umweltverbände werden die Planungen ablehnen, diese Argumente werden aber locker-flockig weggewogen. Und wieder ist eine wertvolle Brache in Leipzig ausradiert worden.
Tatsächlich, das Gelände ist bisher nur wenig bebaut. Auf einem normalen google-maps-Luftbild kann man sich leicht ansehen, was hier u.a. für ein großflächiger und heterogener Gehölzbestand vorhanden ist. Das Wäldchen in der Mitte ist wunderschön, da war ich schon mal. Insgesamt eine sehr artenreiche Brache halt, von denen immer mehr verschwinden in Leipzig.
Klar ist, von den wertvollen Gehölz- und Brachestrukturen wird sehr viel verschwinden (die Entwürfe werde ich mir mal genauer ansehen). Und dennoch wird wieder von den städtischen Behörden und dem Baubürgermeister (von einer Partei, die sich grün nennt…) von neu geplanten attraktiven Grünflächen, hervorragender Freiraumqualität und klimaresielentem Quartier gefaselt. Soll man solches Greenwashing eigentlich wirklich noch glauben?…