Einiges ist in der Leipziger Verkehrspolitik in letzter Zeit in Bewegung gekommen, was jahrzehntelang als nicht veränderbar galt. Dazu gehört auch der Straßenabschnitt der Prager Straße am Völkerschlachtdenkmal. Der muss sowieso umgebaut werden, damit ab 2025 breitere Straßenbahnen durchpassen. Aber gleichzeitig sollen sich endlich auch die Bedingungen für Radfahrer und Fußgänger verbessern. Umgebaut werden soll der Abschnitt 2024/2025.

Die Leipziger Ortsgruppe von FUSS e. V., dem Fachverband Fußverkehr Deutschland, begrüßt die in den Medien vorgestellten Planungen zum Umbau der Prager Straße zwischen der Einmündung der Straße An der Tabaksmühle und der Friedhofsgärtnerei ausdrücklich.

Die angedachte Verbreiterung der Straßenbahntrasse und der damit einhergehende Wegfall von zwei Fahrspuren für den Autoverkehr bedeuten nach Ansicht des Verbands eine deutliche Verbesserung für den öffentlichen Nahverkehr, für den Radverkehr und nicht zuletzt auch für das zu Fuß Gehen.

Stadtauswärts teilen sich Zufußgehende und Radfahrende gegenwärtig einen zwei Meter breiten Weg. Diese Situation ist für beide Verkehrsteilnehmergruppen ein Ärgernis, das gerade für Zufußgehende gefährliche Situationen erzeugen kann. Gemeinsame Geh- und Radwege müssen laut Straßenbaurichtlinien selbst bei geringster Verkehrsstärke zwischen 2,50 Metern und 3 Metern breit sein.

Dieser Platz ist aber in diesem Abschnitt der Prager Straße zwischen straßenbegleitender Baumreihe und Hecke nicht vorhanden. Stadteinwärts werden beide nichtmotorisierten Verkehrsarten heute getrennt im Seitenraum zwischen Baumreihe und Grundstücken geführt. Auch dabei werden Mindestmaße zum Teil deutlich unterschritten.

„Wird die Planung der Stadt und der Leipziger Verkehrsbetriebe umgesetzt, führt das zu deutlichen Verbesserungen für den Rad- und den Fußverkehr durch regelkonforme Verkehrswege“, erklärt Bertram Weisshaar, Sprecher der Leipziger Ortsgruppe von FUSS e.V.

„Damit fördert die Verkehrsplanung die umwelt- und stadtverträglichsten Verkehrsarten und erhöht außerdem die Verkehrssicherheit. Die das Stadtbild prägende Allee kann dabei erhalten werden.“

Planungen für den ÖPNV als Auslöser für den Umbau

Auslöser der Planung ist die notwendige Verlegung der Straßenbahngleise, da bereits ab 2024 hier breitere Straßenbahnfahrzeuge eingesetzt werden sollen. Die LVB baut hierfür seit den 1990-er Jahren ihr Netz sukzessive um.

Zwischen dem verbreiterten Bahnkörper und den Baumreihen finden keine zwei Fahrspuren mehr Platz. Diese Chance nutzt die Verwaltung, um den Radverkehr aus den viel zu schmalen Seitenräumen auf die Fahrbahn zu verlegen.

Unbestritten verschlechtert die Reduzierung der Fahrstreifenanzahl die Bedingungen für das Autofahren in der Prager Straße – dies jedoch begrenzt auf die werktäglichen Hauptverkehrszeiten.

Allerdings ist das nur konsequent, denn die Stadt hat sich in ihrer Mobilitätsstrategie 2030 dazu bekannt, den Umweltverbund insgesamt zu fördern und den Anteil des Motorisierten Individualverkehrs in Leipzig deutlich zu reduzieren.

Weitere Schritte notwendig

Nach fester Überzeugung des FUSS e. V. kann die Verkehrswende nicht allein dadurch gelingen, dass man dem Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr mehr Platz einräumt, ohne den Raum für den Autoverkehr zu reduzieren. Der öffentliche Raum ist nur einmal vorhanden, Umverteilungen von Flächen sind daher unausweichlich.

Die Leipziger Ortsgruppe von FUSS e. V. ermutigt die Stadtverwaltung, mit derselben Konsequenz an die Umgestaltung weiterer Straßenräume heranzugehen. Dies gilt nicht zuletzt für den Leipziger Innenstadtring.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 4 Kommentare

Grundsätzlich bin ich völlig bei Ihnen, cistorius, gerade bei ihren letzten zwei Sätzen. Und ich freue mich, dass noch Andere das so sehen.
Auf diesem Weg im Bild oben ist das Miteinander von Rad und Fußgänger (“Zufußgehende” – wunderbar!) wirklich kaum möglich, ich finde das Anlegen eines Radweges an der konkreten Stelle wirklich nicht verkehrt.

Witzige Nebeninfo: 2025 ist die “Engstelle” für die Straßenbahnwagen, die 2024 angeschafft werden, dem Plan nach behoben. Selbst eine Verspätung beider Pläne angenommen – wo fahren die Wagen denn bis dahin? Mich würden die Antworten auf die Fragen, die ich hier gestellt habe, wirklich interessieren.
https://www.l-iz.de/wirtschaft/mobilitaet/2022/12/lvb-68-millionen-landesfordermittel-nachste-strassenbahngeneration-490807

cistorus, der Wegfall der zweiten Spur je Richtung ist nicht primär durch die Radverkehrsführung verursacht, sondern durch die für das Gesamtnetz wichtige Aufweitung des Gleisabstandes. Die Verbesserung der Radverkehrsverhältnisse sind eher ein Nebeneffekt dessen. Abwägungen zum zumindest teilweisen Erhalt der Fahrspuren werden in mehreren Varianten in der Vorlage https://ratsinformation.leipzig.de/allris_leipzig_public/vo020?VOLFDNR=2006133 diskutiert, dort sind die Ihrer Darstellung nach nicht existierenden Argumente zum Entfall der jeweils zweiten Spur nachzulesen.

Als ich drei war, habe ich mir auch die Augen zugehalten und alles um mich herum war weg. Angebot induziert Verkehr, wird gesagt. Was wird den Einpendlern aus dem Speckgürtel mehr geboten? Und zum Zweiten kann auch schneller Radverkehr wunderbar entkoppelt werden durch Verlegung in parallele 30er Zonen ohne Ampeln oder noch bessser wären gar Fahrradstraßen. Aber vielleicht mußte die Fahrradstraße durch die Naunhofer Str. und Augustinerstr. auch scheitern, weil es dann keine Argumente mehr für den Entfall der zweiten Fahrspur in der Prager Str. gegeben hätte. Ich radle auf jeden Fall immer Augustinerstr. und Naunhofer Str. schon allein wegen der neuen unendlichen Wartezeit stadteinwärts an der Ecke der Kommandant-Prendel Allee, Auch die Feldstraße ist eine schöne Alternative zum unzumutbaren “Radweg” ab Endstelle Meusdorf bis OBI. Entkopplung ist die Lösung, alles andere halte ich nur für Argumente für den Zweck der Behinderung anderer. Meine Radfahrerstimme gibts nicht für diese Baumaßnahme und ich möchte auch nicht ein Radfahrer sein, wegen dem dies gebaut wird.

Schreiben Sie einen Kommentar