Das nasskalte Wetter hat auch etwas Gutes: Da werden die Reden kürzer und es gibt was Heißes am Glühweinstand. Auch wenn die elf neu gepflanzten Bäume und die 40 Büsche an der neu gestalteten Connewitzer Spitze am Mittwoch, 7. Dezember, schon so ziemlich blattlos waren und man noch ein bisschen Phantasie braucht, um sich vorzustellen, wie der neu gestaltete kleine Park aussehen wird, wenn’s wieder grün wird.
Auf der seit Jahrzehnten als hässlicher Stellplatz für Autos genutzten Brachfläche am Connewitzer Kreuz zwischen Wolfgang-Heinze-Straße und Biedermannstraße ist in den letzten Monaten eine Grünfläche mit attraktiven Sport- und Bewegungsangeboten entstanden.
Die bestehende Anlage um den Streetballplatz konnte damit erweitert werden. Das Vorhaben im Sanierungsgebiet „Leipzig/Connewitz-Biedermannstraße“ wurde komplett aus sanierungsrechtlichen Ausgleichsbeträgen finanziert.
Und es war eine direkte Anregung aus dem Stadtbezirksbeirat Süd, auf die Siegfried Schlegel nach den Reden von Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal und Baubürgermeister Thomas Dienberg hinwies. Schlegel kennt mancher noch als wortgewaltigen Stadtrat der Linken.
Inzwischen wirkt er im Stadtbezirksbeirat Süd mit und freut sich, wenn es der Stadt gelingt, in einer auch für Leipziger Verhältnisse sehr kurzen Frist von zwei Jahren den Vorschlag der Gestaltung einer Grünfläche an der Connewitzer Spitze nicht nur zu planen und mit 500.000 Euro aus Ausgleichsbeiträgen zu finanzieren, sondern auch umzusetzen.
Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal erklärte bei der Gelegenheit: „Gemeinsam ist es uns im stark verdichteten Connewitz zusammen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern gelungen, auf rund 900 Quadratmetern einen für die Freiraumqualität im Stadtteil sehr wertvollen, grünen Erholungsraum neu zu schaffen. Trotz zunehmender Bautätigkeit und hohem Nutzungsdruck auf die Flächen in der Stadt, konnten wir an dieser Stelle Stadtgrün, das ökologische und soziale Funktionen vereint, erweitern und stärken.“
Das hat er zwar nicht wörtlich so gesagt. Aber sinngemäß. Und er wies, da er ja auch Ordnungsbürgermeister ist, darauf hin, dass ihn Connewitz auch in dieser Funktion immer wieder gern beschäftigt. Mal mit deftigen Schlagzeilen um die Streetball-Anlage, die sich ja gleich neben der neuen Grünfläche befindet, mal mit kleinen Schneeballschlachten.
Und eine Protestaktion mit Schildern gab es vor der Eröffnung auch noch. Da wurden einerseits die 11.357 Euro plakatiert, die die Stadt bislang ausgegeben hat, um die Graffiti auf der Betonwand des Streetball-Platzes immer wieder zu übermalen.
Und Rosenthal als Ordnungsbürgermeister wurde auch vorgeworfen, jede Woche „den Faschos den roten Teppich auszurollen“. Womit wohl die montäglichen Demonstrationen mit Beteiligung diverser rechtsextremer Parteien gemeint sind.
Man kann so eine Grünfläche auch ein bisschen überfrachten mit Botschaften.
Denn vor allem erhöht sie die Aufenthaltsqualität in Connewitz.
Jetzt ist die Kreuzung dran
„Die neue Grünfläche an der Connewitzer Spitze ist eine gelungene Abschlussmaßnahme für das Sanierungsgebiet Connewitz: Der Platz wurde durch die Bevölkerung eingefordert und mitgestaltet, durch intensive Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung ermöglicht und durch die Ausgleichsbeträge der Connewitzer Grundstückseigentümer finanziert“, lässt sich Baubürgermeister Thomas Dienberg zitieren.
„Nach nun rund 30 Jahren der erfolgreichen Gebietsentwicklung kann das Sanierungsgebiet in Kürze aufgehoben werden.“
Aber Dienberg ließ sich die Gelegenheit auch nicht entgehen, darauf hinzuweisen, dass sich sein Dezernat jetzt um das nächste Problemfeld kümmern muss, das sich direkt an die Connewitzer Spitze anschließt: die riesige, ungestaltete Kreuzung. „Da müssen wir jetzt ran“, sagte Dienberg. So unübersichtlich wie diese ausufernde Kreuzung derzeit ist, kann sie nicht bleiben.
Und dabei werden die Planer auch die Gleise in die Wolfgang-Heinze-Straße mitbedenken müssen, auf denen einst die Linie 9 fuhr. Denn mit seinem Antrag, die Connewitzer Spitze zur Grünfläche zu machen, hat der Stadtbezirksbeirat Süd auch deutlich gemacht, dass die Gleiskurve zwischen der Brachfläche und der kleinen Insel mit dem Connewitzer Kreuz erhalten bleibt und künftig wieder eine Straßenbahn in der Wolfgang-Heinze-Straße fahren soll.
Dienberg wies aber auch darauf hin, dass für den kleinen Park auch der Connewitzer Bebauungsplan geändert werden musste. Denn vorher hatte die Stadt das Bestreben, die alte, im Zweiten Weltkrieg zerstörte Baukante wieder herzustellen. „Ich bin froh, dass wir das nicht gemacht haben“, sagte Dienberg.
Denn stattdessen bekamen die Connewitzer so auch ein Stückchen Grün, das in der Klimawandelanpassung der Stadt wichtig wird – als schattiger und kühler Ort zum Luftschnappen und Verpusten.
Was alles auf dem Platz entstanden ist
Das Amt für Stadtgrün und Gewässer plante und baute für insgesamt rund 490.000 Euro in direkter Nähe zum Kulturdenkmal „Connewitzer Kreuz“ ein grünes Areal mit neuen Wegen, das zum Verweilen einlädt. Es wurden elf Bäume und viele Sträucher neu gepflanzt. Die markanten Bäume in der Mitte wurden erhalten, in den Aufenthaltsbereich integriert und durch artenreiche Bodendecker- und Strauchpflanzungen hervorgehoben.
Neben dem Streetballplatz wurden zwei Tischtennisplatten, eine Parkouranlage, Fahrradanlehnbügel und Sitzelemente aufgestellt. Neuer Mittelpunkt der Fläche ist eine prägende Sitzskulptur des stadtteilansässigen Künstlers ARTikulat, deren Gestaltung an die Bank am Streetballplatz angelehnt ist.
Diese vom Connewitzer Künstler Daniel Schenk alias Califax gestaltete Mosaik-Bank ist der Hingucker in der neuen Parkanlage.
In dem bereits bestehenden Teil der Anlage wurden ebenfalls Wünsche der Bürgerschaft umgesetzt und weitere Bänke und ein Blühstreifen angelegt.
Die Stadt hatte im vergangenen Mai bei einer Zwangsversteigerung für 800.000 Euro den Zuschlag für das Grundstück nördlich des Streetballplatzes erhalten. Darauf befand sich ein Parkplatz mit desolater Schotterdecke.
Für die Umgestaltung der Fläche waren die Ideen der Anwohnerinnen und Anwohner gefragt: Deren zahlreiche Wünsche wurden zusammengetragen und in einen Entwurf überführt, neben der Begrünung wurden dabei auch Aufenthalts-, Freizeit- und Sportflächen integriert.
Es gibt 2 Kommentare
ich lese “park und grün” und sehe mehr als 50% der fläche versiegelt.
wie dies ein ausgleich sein kann ist für mich fragwürdig.
wurden denn die gefällten bäume/gehölze auf der fläche ausgeglichen?
Das ist natürlich schön, dass hier ausnahmsweise mal sogar 11 Bäume und einige Sträucher neu gepflanzt wurden und einige bestehende Bäume im Zuge einer Neuplanung eines Areals nicht abgeholzt wurden. Entsprechend feiern sich dann auch der Baubürger- und Umweltbürgermeister selbst.
Das kann natürlich nicht über die desaströse Bilanz der Grünflächenvernichtung in Leipzig, die die Verwaltungen planen und der Stadtrat stets durchwinkt, hinwegtäuschen. Ganz neu jetzt die Planung Glesiener Straße (s. L-IZ-Artikel von heute).