In der vergangenen Woche sagte der Haushaltsausschuss des Bundestages für die Sanierung der Lutherkirche in Leipzig 330.000 Euro aus dem Bundeshaushalt zu. Damit kann ein weiterer Baustein des „forum thomanum“ vollendet werden. Denn die Lutherkirche gehört dazu. Zwei Millionen Euro fließen insgesamt in die energetische Sanierung der Kirche am Johannapark.

Die Lutherkirche Leipzig, im Johannapark gelegen, wurde in den Jahren 1884 bis 1886 erbaut, brannte 1888 aus und wurde im gleichen Jahr saniert und nochmals geweiht. Sie bildet heute das Zentrum des international ausgerichteten Bildungscampus forum thomanum, der auf die 800-jährige Tradition der THOMANA „Glauben Singen Lernen“ aufbaut.

Auf dem Campus befinden sich Kindertagesstätte und Grundschule forum thomanum, Thomasschule, villa thomana sowie das Alumnat; das Gebäude der musicaccademia ist derzeit in Planung.

Für den Campus ist die Lutherkirche das zentrale Herzstück und Aula; es werden zukünftig Gottesdienste, Trauungen und Taufen, Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen, CD-Aufnahmen, Kinder- und Jugendarbeit stattfinden. Auch für die Kinderkirche auf dem Campus wird die sanierte Lutherkirche Heimat sein.

Die komplexe energetische Sanierung wurde zwingend erforderlich – unter Berücksichtigung des Denkmal- und des Klimaschutzes – ein Spagat. Als die konkreten Planungen vor vier Jahren begannen, war das Thema „Klimaschutz“ sowie Heizen mittels eines nachwachsenden Rohstoffs bei weitem nicht so präsent, wie es heute ist. Ganz in der Tradition Martin Luthers sind wir als Kirchgemeinde damit unserer Zeit voraus.

Was in der Kirche alles gemacht werden muss

Historische Kirchengebäude wurden nicht für eine tägliche und beheizte Nutzung erbaut. Die dauerhafte Beheizung steht erst einmal im Widerspruch zu den Qualitäten der Außenbauteile. Im Sinne des Klimaschutzes wurde ein Flächenheizsystem (Fußboden- und Wandheizung) mit geringen Vorlauftemperaturen ausgewählt, beheizt mit nachwachsenden Rohstoffen, in unserem Fall Pellets.

Hierfür musste der komplette Fußboden nebst Bodenplatte erneuert werden. Die historischen Bodenfliesen wurden ausgebaut und gesichert; sie werden derzeit unter Einsatz freiwilliger Helfer in mühseliger Arbeit von Mörtelresten befreit und im Eingangsbereich der Kirche unter der Orgelempore wieder eingesetzt. Rund 500 Stunden ehrenamtliches Engagement sind hier zu verzeichnen.

Die umfassende Dämmung des Dachstuhls wurde durch den Einbau einer mineralischen Einblasdämmung erreicht. Die größte Herausforderung war die Gestaltung und Ausführung der Fenster unter Denkmal- und Klimaaspekten.

Originalsubstanz ist kaum vorhanden, lediglich ein paar wenige Bruchstücke der historischen Bleiverglasungen haben den Krieg überlebt. Ein filigranes, thermisch getrenntes Rahmenprofil aus Stahl wird in den historischen Windverband zwischen die Bestandsklinker in der Leibung eingesetzt.

Zur Vermeidung von Kondenswasser, das bei Frost zu Abplatzungen am Vollklinkerstein führen könnte, wird eine Begleitheizung raumseitig unter Putz eingebaut. Zusätzlich wird innenseitig die historische Blechrinne, die bislang das Kondenswasser auffing und abführte, nach historischem Vorbild neu hergestellt.

Die neue Isolierverglasung wird zum Teil mit tischgegossenem Glas, zum Teil mit zweifach erhitztem, farbig behandeltem Glas hergestellt; ein sehr aufwendiges und zeitintensives Verfahren, um im Ergebnis im fertiggestellten Kirchenschiff eine Farbharmonie zu erzeugen.

Zusätzlich werden die Fensterrahmen mit Vorrichtungen versehen, um die originale Bleiverglasung wieder einzubauen und mit weiteren Elementen zu ergänzen und zusätzlich künstlerisch gestaltete Fenster im Chorraum, der nach Süden ausgerichtet ist, einzubauen.

Spenden und Förderung

Eine private Spende sowie die Unterstützung durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und der Sparkasse Leipzig ermöglichen diesen Bauabschnitt, teilt die Thomaskirchgemeinde, zu der die Kirche gehört, mit.

Die Realisierung der Gesamtmaßnahme ist nur durch das großzügige Engagement u. a. der Friede Springer Stiftung, der Evang.-Luth. Landeskirche Sachsens, sowie privater Spenden möglich. Grundlage für die Realisierung bildet ein Förderprogramm der SAB (komplexe energetische Sanierung). Insgesamt werden ca. zwei Millionen Euro verbaut.

Aufgrund der am 10. November 2022 erfolgten Förderzusage aus Mitteln des BKM in Höhe von 330.000 Euro ist es möglich, im nächsten Jahr die Sanierung des Innenraumes der Lutherkirche weitgehend abzuschließen.

Zur Adventszeit 2023 soll die Lutherkirche für alle Gruppen wieder zur nutzbar sein.

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Klimaschutz rufen, aber mit Holzpellets heizen? Was haben die denn gesoffen.

Da werden Wälder abgeholzt, zerhackt und dann mit Gas getrocknet und für die grün angemalte Wohlfühlatmosphäre verbrannt.

Aber ansonsten bin ich sehr froh, dass die Lutherkirche endlich vernünftig aussehen wird.

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