Eigentlich war es eine kleine Niederlage, die das Jugendparlament am 9. November in der Leipziger Ratsversammlung erlebte. Und das mit einem Antrag, der schon ein volles Jahr auf dem Buckel hatte: „Bau eines Fahrradweges auf der Käthe-Kollwitz-Straße/Karl-Heine-Straße“. Rund 2.600 Radfahrerinnen und Radfahrer sind hier jeden Tag unterwegs Richtung Innenstadt. Mitten im Mischverkehr. Aber Radwege wird es hier vor 2026 nicht geben.
Dabei war der Wunsch aus dem Jugendparlament nur zu berechtigt.
„Die Stadtverwaltung wird beauftragt, bis zum Ende des Jahres eine Vorlage zu erstellen oder eine bestehende Vorlage zu ergänzen, die den Ausbau eines Fahrradweges auf der Käthe-Kollwitz-Straße und der Karl-Heine-Straße ermöglicht. Dieser sollte durchgängig vom Westplatz bis zur Kreuzung mit der Zschocherschen Straße bestehen. Besonders wichtig soll dabei sein, dass der Radweg möglichst durchgängig und ununterbrochen ist“, hatte das Jugendparlament vor einem Jahr beantragt.
„Durch den bisherigen nicht vollständigen und schlecht markierten Radweg kann die Sicherheit der Fahrradfahrer/-innen auf diesen von Autos stark befahrenen Straßen nicht gewährleistet werden. Durch einen gut markierten, durchgängigen Radweg würde die Stadt hingegen für die Sicherheit der Fahrradfahrer/-innen Sorge tragen und ihrem Ziel, Leipzig zu einer möglichst klimafreundlichen Stadt zu machen, gerecht werden.“
Marius Wittwer, Vorsitzender des Jugendbeirats, trug das Anliegen am 9. November im Stadtrat vor und betonte auch noch, wie begrüßenswert die jungen Parlamentarier den Änderungsantrag aus dem Stadtbezirksbeirat Altwest fanden, der vorgeschlagen hatte: Wenn schon vor dem geplanten Umbau der Straße keine regulären Radwege angelegt werden könnten, so könnte man doch wenigstens Pop-up-Radwege nach Berliner Vorbild einrichten.
Verwaltung rechnet mit großem Rückstau
Aber Leipzig ist nicht Berlin. Bis Leipzig tatsächlich einmal ein vollständig ausgebaute Radwegenetz bekommt, wird es noch Jahre dauern. Manche Straßen müssen wohl tatsächlich erst einmal komplett umgebaut werden, um unliebsame Effekte im Verkehrsgeschehen zu vermeiden.
So argumentierte ja auch das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA), als es zwar einen Alternativvorschlag zum Antrag des Jugendparlaments vorlegte, der aber im Kern eine Ablehnung war. Denn die Einordnung von Radwegen hatte man ja auch vorher schon vor – aber eben erst mit dem Komplexumbau der Käthe-Kollwitz-Straße, der ab 2026 eingeordnet werden soll.
„Es wurden bereits umfangreiche Untersuchungen durchgeführt, ob die Einordnung von Radfahrstreifen in der Käthe-Kollwitz-Straße im Abschnitt zwischen Westplatz und Klingerbrücke im derzeitigen Bestand möglich ist und welche Auswirkungen diese auf die angrenzenden Knotenpunkte und den Verkehrsablauf hätten“, konnte man in dieser Stellungnahme der Verwaltung lesen.
„Die Ergebnisse zeigen, dass bei einer dann einstreifigen Führung des MIV ein Rückstau von über 100 m sowohl stadtein- als auch stadtauswärts unter anderem an der Lichtsignalanlage Käthe-Kollwitz-Straße/Marschnerstraße auftreten würde. Da bei der Anordnung von Radfahrstreifen der Kfz-Verkehr vollständig auf dem Gleis geführt werden müsste, würde dieser Rückstau die Straßenbahn massiv behindern. Anpassungen an der Lichtsignalanlage zur Reduzierung des Rückstaus wurden geprüft, sind jedoch derzeit nicht in dem erforderlichen Umfang möglich.“
Was aus Sicht des VTA bedeutet: „Somit ist die Anordnung von Radfahrstreifen innerhalb der bestehenden Verkehrsanlage leider nicht umsetzbar und es bedarf einer Berücksichtigung bei den anstehenden Planungen für den gesamten Straßenraum.“
Eine Position, die am 9. November auch gar nicht mehr diskutiert wurde. In gewisser Weise verließ sich die Ratsversammlung darauf, dass der von der Stadt aufgezeichnete Zeitplan jetzt auch gilt.
Umbaupläne ab 2025 / 2026
Denn nach Auskunft des VTA soll die Käthe-Kollwitz-Straße ab 2026 umgebaut werden: „Der Abschnitt der Käthe-Kollwitz-Straße zwischen Klingerweg und Westplatz ist in der Maßnahmenliste II-10a des Rahmenplans zur Umsetzung der Mobilitätsstrategie unter der Nummer i-26 als Komplexmaßnahme enthalten. Der voraussichtliche Baubeginn ist dabei mit 2025-2026 angegeben. Inhalt der Komplexmaßnahme zum Ausbau der Käthe-Kollwitz-Straße wird neben der Errichtung barrierefreier Haltestellen der Straßenbahn auch die Einordnung von durchgängigen Radverkehrsanlagen sein. Die Planungen für die Komplexmaßnahme wurden EU-weit ausgeschrieben, die Vorplanung wird derzeit erarbeitet.“
In diesem Straßenabschnitt liegt freilich auch die Klingerbrücke, die inzwischen auch schon dringend saniert werden muss. Das ist für 2028 geplant.
Da CDU-Stadträtin Sabine Heymann am 9. November die Stellungnahme der Verwaltung zur Abstimmung stellte, wurde über diese abgestimmt und nicht über den Antrag des Jugendparlaments. Mit dem Ergebnis, dass die Position der Stadt ein klares Votum von 42:11 Stimmen bei einer Enthaltung bekam.
Es werden also kurzfristig keine Pop-up-Radwege angelegt, sondern die Radfahrer/-innen, die von Plagwitz aus Richtung Innenstadt wollen, müssen sich in der Käthe-Kollwitz-Straße weiterhin in den rollenden Verkehr einordnen.
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