Das war dann noch einmal haarscharf: Bekommen die Radfahrerinnen und Radfahrer vor dem Leipziger Hauptbahnhof endlich einen eigenen Radweg oder wird an der alten, ungenügenden Gehweg-Lösung weitergebastelt? Letzteres hatte sich die CDU-Fraktion gewünscht: „Der bestehende Radweg vor dem Hauptbahnhof wird farblich gekennzeichnet.“ Nur gibt es da gar keinen Radweg.

Nur einen Gehweg, der für Radfahrer freigegeben ist. Und der zu permanenten Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern führt. Darauf wies auch Bürgermeister Thomas Dienberg (Grüne) am 12. Oktober in der Ratsversammlung hin, in der die Petition von Felix Winter zu diesem konfliktreichen Brennpunkt aufgerufen wurde.

Der CDU-Antrag lief im Grunde darauf hinaus, die Konflikte dort zu belassen, wo sie sind: Auf dem Gehweg, der aus Sicht der CDU-Fraktion einfach farblich gekennzeichnet werden sollte, um so zu einem Radweg zu werden.

Nur auf der Fahrbahn wollte die Fraktion die Radfahrer nicht sehen: „Mit der Reduzierung auf drei Autofahrspuren vor dem Hauptbahnhof würde zudem ein neuer potenzieller Unfallschwerpunkt geschaffen, da an dieser Stelle aus Richtung Georgiring sowie aus Richtung Brandenburger Straße jeweils zwei Autofahrspuren vor den Bahnhof führen.“

Wie sieht eine dauerhafte Lösung aus?

Was dann eigentlich das Gegenteil dessen wäre, was Felix Winter ursprünglich beantragt hat. Denn der sah das Problem aus Radfahrersicht:

„Durch die bestehende leichte farbliche Trennung des Bereichs vor dem Bahnhof in zwei Wege entsteht für Fahrradfahrer der Eindruck, dass dies ein Radweg sei. Außerdem geht der Weg auf beiden Seiten des Bahnhofs praktisch fließend in einen offiziellen ‚richtigen‘ Radweg über.

Deshalb fahren viele Radfahrer schnell und rücksichtslos am Bahnhof vorbei und stellen eine Gefährdung für Fußgänger dar. Eine gefährdungslose Nutzung würde für Radfahrer praktisch ein vorsichtiges Vortasten in Schrittgeschwindigkeit bedeuten.

Dies ist eine schwerwiegende Behinderung des Verkehrsflusses und steht im direkten Widerspruch zu einem klimafreundlichen modernen Verkehrskonzept und stellt ein komplettes Versagen der Stadt in der Infrastrukturplanung dar.

Anstatt dieses Problem (wie schon seit Jahren) weiterhin vor sich herzuschieben, ist die Stadt hier in der Verantwortung eine dauerhafte Lösung zu finden und Bürgern Möglichkeiten des sicheren und effizienten Fuß- und Radverkehrs zu eröffnen.“

Die Verwaltung sieht das Thema genauso. Außerdem ist es längst Teil der Strategie, endlich einen vollwertigen Radring um den Promenadenring zu schaffen.

„Daher wird bereits die Einordnung eines Radfahrstreifens zulasten einer Kfz-Fahrspur vor dem Hauptbahnhof geprüft“, hatte die Verwaltung in ihrer Stellungnahme geschrieben.

„Voraussetzung dafür ist u. a., neben baulichen Maßnahmen wie Bordabsenkungen oder Rampen, die Überarbeitung der Steuerung der Lichtsignalanlage Willy-Brandt-Platz/Brandenburger Straße, da die derzeitig gleichzeitige Freigabe des linksabbiegenden Kfz-Verkehrs aus Richtung Augustusplatz und des Verkehrs aus der Brandenburger Straße dann nicht mehr aufrechterhalten werden kann.“

Noch einmal alles verhindern?

Etwas, was aus Autofahrersicht noch nicht wirklich vorstellbar ist. Das wurde in der kurzen Debatte am 12. Oktober deutlich.

Andererseits ist genau das ein Zeichen dafür, wie verbaut der Innenstadtring tatsächlich ist und wie er vor allem für einen beschleunigten Kfz-Verkehr angelegt wurde, bei dem Radfahrer und Fußgänger ihr Dasein am Rand zu fristen haben.

Doch am 12. Oktober zeigte sich noch einmal, wie stark das Beharrungsvermögen auch der ehrenamtlich gewählten Autofahrer ist. Der Änderungsantrag der CDU-Fraktion, alles im Grunde beim Alten zu lassen und den Gehweg irgendwie farblich hervorzuheben, scheiterte nur knapp mit 28:29 Stimmen bei zwei Enthaltungen.

Womit dann wieder keine dauerhafte Lösung für die Radfahrer geschaffen worden wäre. Und das Vorhaben der Verwaltung, endlich einen richtigen Radweg auf der ganzen Nordseite des Rings zu schaffen, ausgehebelt worden wäre.

Selbst Burkhard Jung schien über die Knappheit dieser Abstimmung erstaunt zu sein.

Doch als dann der Beschlussvorschlag des Petitionsausschusses zur Abstimmung kam, der im Grunde die Petition von Felix Winter unverändert übernahm, gab es ein viel deutlicheres Ergebnis. Jetzt stimmten 32 der Anwesenden für den Vorschlag, nur 22 dagegen.

Und da Winter ja die Verwaltung aufforderte, eine „dauerhafte Lösung zu finden und Bürgern Möglichkeiten des sicheren und effizienten Fuß- und Radverkehrs zu eröffnen“, ist das im Grunde die Aufforderung an das VTA, seine Pläne für einen eigenständigen Radweg auf der Fahrbahn auch umzusetzen. Das VTA hatte auch schon angedeutet, wann der Radweg auf der Tagesordnung steht: „Voraussichtlich zwischen IV. Quartal 2022 und II. Quartal 2023“.

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Es gibt 2 Kommentare

@ Elke
Diese Verbesserung sehen viele Autofahrer leider nicht. Die lesen nur “aus 4 Spuren werden 3” und dann geht das Theater los. Die Weiterführung Richtung Pfaffendorfer Str. wird aber wirklich nur unter Wegnahme eienr Fahrspur realisiert werden können. Dort fehlt selbst ein breiter Fußweg mit dem man argumentieren könnte. Die jetzige Querung über die Verkehrsinseln könnte das VTA allerdings auch noch optimieren, man muss an den 4 Ampeln beim Queren aktuell nur an 2 Ampeln warten. Da ist noch Luft nach oben… 🙂

Gerade für Autofahrer wird es durch die angedachte Lösung deutlich sicherer und entspannter.
Auch wenn die 4 Fahrstreifen theoretisch aufgehen für das gleichzeitige Ankommen, so will doch die Mehrzahl der von rechts Kommenden geradeaus weiter und muss dazu 2-3 mal nach links wechseln, die Hälfte der von links Kommenden will nach rechts in die Gerberstraße, und muss dazu nach rechts wechseln…
Wollen wir hoffen, dass das VTA mit dem Radstreifen nicht einfach wieder Stückwerk nur am Hauptbahnhof macht, sondern gleich die Verlängerung bis zur Pfaffendorfer Straße mit plant und fertig stellt. Und die Abbiege-FS Richtung Gerberstraße bitte rechts von der Radspur geradeaus…

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