„Dem Antrag wird zugestimmt. Das Anliegen entspricht dem Ziel der Verbesserung des Erscheinungsbildes sowie der Aufenthaltsqualität der Haltestelle sowie den Zielen des Präventionskonzeptes Graffiti“, meinte auch Leipzigs Verwaltung. Wieder einmal rannte das Jugendparlament offene Türen ein. Jetzt ist die DB Station & Service gefragt, ob der S-Bahn-Haltepunkt MDR mal schöner werden darf.
Recht bildhaft schilderte in der Ratsversammlung vom 12. Oktober Marius Wittwer für das Jugendparlament, wie der S-Bahn-Haltepunkt an der Semmelweisstraße auf Fahrgäste wirkt. Eigentlich die komplette Betonröhre, durch die die S-Bahnen hinter dem S-Bahn-Haltepunkt unterm Bayerischen Bahnhof fahren. Eine Augenweide sieht anders aus. Und durch viele illegale Graffiti und die folgenden Beseitigungsversuche sind die kahlen Betonflächen noch unansehnlicher geworden.
Jugendparlament plädiert für künstlerische Auflockerung
„Seit der Eröffnung im Dezember 2013 zeigt sich der Haltepunkt ‚Leipzig-MDR‘ im Unterschied zu den Tunnelhaltepunkten ohne jede baukünstlerische Eigenheit und er wirkt damit wie auch der Haltepunkt Leipzig-Nord sehr technisch – bietet aber durch seine Seitenwände Gestaltungspotential“, befand deshalb das Jugendparlament.
„In den letzten Jahren sind an den blau angestrichen Wänden zunehmend illegale Graffiti und entsprechende Entfernungsspuren zu sehen. Das lässt den Haltepunkt zunehmend unsauber und kalt erscheinen. Für wartende Fahrgäste besitzt diese Station wenig Aufenthaltsqualität. Durch die Entwicklung des neuen Stadtteils südlich des Bayrischen Bahnhofes und der möglichen neuen kulturellen Nutzung des benachbarten Ringlokschuppens und des Gleisdreiecks bietet sich hier die Gelegenheit einer der Umgebung angemessenen farblichen Überarbeitung.
Leipziger Streetart- und Graffitigruppen sollen in den Entstehungsprozess mit eingebunden werden, um dort eine angemessene künstlerische Lösung zu realisieren. Dadurch werden auch illegale Malereien verringert, wenn nicht gar vermieden und die städtischen Vereine hätten eine neue Repräsentationsfläche. Ebenfalls würde der Haltepunkt Leipzig-MDR bedeutend ästhetischer und für alle Reisenden optisch angenehmer.“
Große Diskussionen blieben aus
Und wer dann am 12. Oktober eine große Diskussion im Stadtrat erwartet hatte, bekam sie nicht. Denn sowohl Verwaltung als auch Ratsfraktionen sehen das genauso.
Das Amt für Jugend und Familie formulierte die Zustimmung durch die Verwaltung so: „Zusätzlich kann mit einer legalen Gestaltung das Erscheinungsbild der Haltestelle MDR deutlich aufgewertet werden. Im Ergebnis wird durch eine legale Gestaltung nicht nur eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität für Zugreisende erreicht. Da Bahnhöfe als ‚Tore zur Stadt‘ oft das erste sind, was Menschen von einer Stadt wahrnehmen, haben sie eine prägende Wirkung auf das Gesamtbild der Stadt. Durch eine Gestaltung des Haltestelle MDR kann daher auch die Wahrnehmung des Stadtbilds von Leipzig positiv beeinflusst werden. Das Amt für Jugend und Familie ist bereits im Gespräch mit dem Jugendparlament und prüft Optionen der Antragsumsetzung.“
Stadt kann hier nicht walten, wie sie will
Nur kann die Stadt hier nicht allein agieren. Denn ihr gehört die S-Bahn-Station nicht.
„Die Station ‚Leipzig MDR‘ ist Eigentum der DB Station & Service, eine Gestaltung mit Graffiti ist daher ausschließlich über den Eigentümer bzw. mit dessen Zustimmung möglich“, betonte deshalb der Verwaltungsstandpunkt. „Es ist zudem davon auszugehen, dass ggf. Urheberrechte am Entwurf der Station bestehen, sodass auch eine Einwilligung des Entwurfsverfassers notwendig sein kann, die der Eigentümer abklären müsste.“
Das wäre dann zumindest wieder ein echter Eulenspiegelstreich: Urheberrechte an diesem einfallslosen technischen Nutzbauwerk.
„Im Eigentum der Stadt stehen allein die Widerlagerwände der sich an die Station anschließenden Semmelweisbrücke“, so die Stadt. „Soweit eine einmalige Gestaltung der Widerlagerwände mit einem Graffiti vorgesehen werden soll, bestehen seitens des VTA dagegen keine Einwände. Es ist in diesem Fall jedoch aufzunehmen, dass zur Realisierung periodisch notwendiger Bauwerksprüfungen vorbehalten ist, die Flächen partiell oder komplett reinigen lassen zu müssen und die dafür notwendigen Kosten von derzeit 16,-€/qm nicht im Budget des VTA gedeckt wären.“
Antrag angenommen – nun kommen Gespräche
Was jetzt erst einmal nachrangig ist, denn zunächst ist die Stadt beauftragt, mit der DB Station & Service über eine mögliche künstlerische Ausgestaltung des Haltepunktes zu reden.
Denn der Antrag des Jugendparlaments wurde am 12. Oktober von der Ratsversammlung einstimmig angenommen. Er lautet: „Die Stadtverwaltung wird bis zum I. Quartal 2023 beauftragt, in Zusammenarbeit mit der DB Station & Service bzw. anderen erforderlichen Akteuren eine Gestaltung des Haltepunktes ‚Leipzig MDR‘ durch lokale Graffiti- bzw. Streetartgruppen zu prüfen.“
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