Die seit April am Dittrichring und am Martin-Luther-Ring aufgetragenen grรผnen Radspuren sind erst der Anfang. Bis 2025 soll der komplette Promenadenring einen vollstรคndigen Radring erhalten โ€“ und zwar mรถglichst auf der Fahrbahn, gut sichtbar fรผr alle Kraftfahrer und eingetaktet in die Schaltung der Ampelanlagen. Aber manchen dauert das viel zu lange. Der Stadtbezirksbeirat Mitte macht jetzt ein bisschen Druck.

Ihm genรผgen die Radstreifen, so wie sie auf Dittrichring und Martin-Luther-Ring aufgetragen sind, nicht. Gerade da, wo sie fรผr Radfahrer mehr Sicherheit schaffen mรผssten, hรถren sie auf. Gerade zwei Stellen findet der Stadtbezirksbeirat problematisch und fordert dringend Abhilfe.

Eine Stelle ist der Martin-Luther-Ring, wo der Radfahrstreifen schon weit vor der RudolphstraรŸe aufhรถrt. โ€žEs wird geprรผft, den Radfahrstreifen auf dem Martin-Luther-Ring in sรผdlicher Richtung mindestens bis zur Kreuzung RudolphstraรŸe anstelle der rechten Kfz-Fahrspur weiterzufรผhrenโ€œ, beantragt der Stadtbezirksbeirat.

Und auf der Hรถhe Runde Ecke hรถrt der grรผne Radstreifen ja auch wieder auf und wird dann auf den eigentlich zu schmalen FuรŸweg geleitet.

โ€žEs wird geprรผft, den Radfahrstreifen auf dem Dittrichring und Goerdelerring in nรถrdlicher Richtung bis zur Kreuzung Trรถndlinring anstelle der rechten Kfz-Fahrspur weiterzufรผhrenโ€œ, beantragt der Stadtbezirksbeirat Mitte.

โ€žBei erfolgreicher Prรผfung wird eine Umsetzung der unter 1) und 2) genannten MaรŸnahmen unverzรผglich, jedoch spรคtestens bis Juni 2023, angeordnet. Der SBB Mitte wird รผber das Prรผfergebnis informiert.โ€œ

Denn der mit grรผner Farbe markierte Radstreifen soll ja vor allem den Radfahrern mehr Sicherheit bieten. Aber da, wo er Provisorium bleibt, hรถrt das Gefรผhl der Sicherheit schnell auf.

Das Problem an der RudolphstraรŸe

โ€žDer grรผne Radfahrstreifen auf dem Dittrichring und Martin-Luther-Ring in sรผdlicher Richtung stellt erstmals eine sichere Radfahrinfrastruktur an dieser Stelle dar und wird bereits nach wenigen Monaten hรคufig und gern genutzt. Die Nutzung wรผrde allerdings noch deutlich zu steigern sein, wenn das Ende des Radfahrstreifens nicht so abrupt in den flieรŸenden Verkehr mรผnden wรผrdeโ€œ, geht der Stadtbezirksbeirat auf das Problem kurz vor der RudolphstraรŸe ein.

โ€žDer Radfahrstreifen wird zugunsten einer zweiten Kfz-Spur ca. 20 m vor der Kreuzung Martin-Luther-Ring/RudolphstraรŸe aufgehoben und als Mischverkehr weitergefรผhrt. Allerdings ordnen sich die Autos direkt nach Aufhebung des Radfahrstreifens rechts ein und verhindern eine gleichberechtigte Nutzung der rechten Fahrspur im Mischverkehr. Vielmehr erzeugen die Autos am Ende des Radfahrstreifens den Eindruck einer Blechwand.โ€œ

Fรผr Radfahrer, die sich hier einordnen wollen, ein echtes Problem, wie der Stadtbezirksbeirat feststellt:

โ€žDie beiden Kfz-Spuren mรผnden direkt nach der Kreuzung Martin-Luther-Ring/RudolphstraรŸe in eine einzige Geradeausspur in Richtung HarkortstraรŸe und erzeugen dadurch die Notwendigkeit zum erneuten Einordnen. Das fรผhrt zu Verzรถgerungen und Konflikten, die mit einer einzigen Geradeausspur im Vorfeld vermeidbar wรคren.

AuรŸerdem fahren in der aktuellen Anordnung sehr viele Fahrzeuge auf die Kreuzung Martin-Luther-Ring/RudolphstraรŸe ein, ohne diese verlassen zu kรถnnen, weil durch die Einordnungen im weiteren Verlauf der Verkehr in Richtung HarkortstraรŸe nicht schnell genug abflieรŸt. Der so entstehende Rรผckstau auf der Kreuzung fรผhrt regelmรครŸig zu weiteren Behinderungen fรผr den querenden Verkehr, insbesondere FuรŸ- und Radverkehr aus Richtung LotterstraรŸe bzw. Apels Garten.โ€œ

Und da geht es dann darum, ob Radfahrer dieses Stรผck dann รผberhaupt noch nutzen, erst recht, wenn man bedenkt, dass die Stadt den Radstreifen eigentlich in der HarkortstraรŸe bis zur BeethovenstraรŸe weiterfรผhren will.

โ€žMit der Fortfรผhrung des Radfahrstreifens bis zur Kreuzung Martin-Luther-Ring/RudolphstraรŸe wรผrde dieser konsequent und sicher zu Ende gefรผhrt werden und eine deutlich hรถhere Nutzungsakzeptanz erreichenโ€œ, stellt der Stadtbezirksbeirat Mitte fest. โ€žGleichzeitig kรถnnte durch eine einspurige Fรผhrung des Kfz-Verkehrs รผber die genannte Kreuzung viel Konfliktpotential im weiteren Verlauf vermieden werden.โ€œ

Das Problem an der Runden Ecke

Und auch das abrupte Ende des รถstlichen Radstreifens an der Runden Ecke ist hรถchst problematisch.

โ€žIn nรถrdlicher Richtung mรผndet der Radfahrstreifen auf dem Dittrichring auf Hรถhe der โ€šRunden Eckeโ€˜ auf den FuรŸweg und wird dort als gemischter FuรŸ- und Radweg weiter in nordรถstliche Richtung bis zum Trรถndlinring gefรผhrt. Dass dieser FuรŸ- und Radweg, der sogar in beide Richtungen benutzt werden darf, viel zu schmal dafรผr ist, fรคllt vielen Leipzigerinnen und Leipzigern tรคglich auf, wenn man sich mรผhsam aneinander vorbeidrรคngt, auf Gegenverkehr wartet oder einzeln hintereinanderlaufen muss. Der Weg ist offenkundig vรถllig unterdimensioniert fรผr zwei der wichtigsten Verkehrsarten im Leipziger Zentrumโ€œ, stellt der Stadtbezirksbeirat dazu fest.

โ€žGleichzeitig wird der Dittrichring, der nach der Zusammenfรผhrung mit der Kรคthe-Kollwitz-StraรŸe als Goerdelerring weiter Richtung Nordosten fรผhrt, groรŸzรผgig mit drei Kfz-Spuren ausgestattet, die sich an der Kreuzung Goerdelerring/Trรถndlinring auf 5 Spuren aufweiten (1 linksabbiegend, 2 geradeaus, 2 rechtsabbiegend).

Unter der Berรผcksichtigung des aktuellen und zukรผnftig angestrebten Modal Splits in Leipzig ist eine Trennung von FuรŸ- und Radverkehr an dieser Stelle sowie eine separate, sichere Radverkehrsfรผhrung eine dringend gebotene Notwendigkeit zur Fรถrderung der allgemeinen Verkehrssicherheit und des Radverkehrs. Eine Umwidmung des rechten Kfz-Fahrstreifens auf dem Goerdelerring zwischen Dittrichring und Trรถndlinring erscheint daher verhรคltnismรครŸig und sinnvoll.โ€œ

Beides erscheint den Mitgliedern des Stadtbezirksbeirates ohne viel Aufwand lรถsbar, obwohl man jetzt schon ahnen kann, wie laut der Aufschrei der Autofahrer sein wird, wenn ihnen wieder ein Stรผck StraรŸe โ€žweggenommenโ€œ wird.

โ€žDa beide MaรŸnahmen (โ€ฆ) jeweils ohne bauliche Eingriffe auskommen, ist deren Umsetzung sowohl zeitlich als auch finanziell leicht und zรผgig zu bewerkstelligenโ€œ, meint der Stadtbezirksbeirat, der das Thema noch kurzfristig auf die Tagesordnung seiner Sitzung am 8. September gesetzt hat.

โ€žSie tragen jeweils zu einer Erhรถhung der Verkehrssicherheit und Nutzungsakzeptanz der bereits markierten Radwege auf dem westlichen Promenadenring bei und vollenden konsequent dieses wichtige Teilstรผck. Daher ist eine schnelle Prรผfung und Umsetzung zu begrรผรŸen.โ€œ

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Es gibt 9 Kommentare

Der gemeinsame FuรŸ- und Radweg zwischen Runder Ecke und Brรผhl ist nicht nur zu schmal. Es gibt auch noch mehrere Einmรผndungen von FuรŸwegen, welche durch die Bรผsche nicht bzw. nur im Winter einsehbar sind.

@fra
โ€œder Aufschrei der Autofahrerโ€ ist grammatikalisch korrekt und bezeichnet die Mehrzahl der Autofahrer. Nur Sie interpretieren da hinein, dass es sich hierbei um ausschlieรŸlich mรคnnliche Personen handelt. Endweder richtig gendern oder es ganz sein lassen. Ich persรถnlich in fรผr letzteresโ€ฆ

Vielleicht wird der neue Radstreifen aber auch noch nicht so angenommen, wie ihr euch vielleicht wรผnscht *weil* er noch nicht durchgรคngig ist? So wie die Diskussion ums 9-Euro-Ticket. โ€œEs gibt genau so viel Autoverkehrโ€. Ja sicher, wegen 3 Monaten verkauft auch keiner sein Auto. Gewohnheiten รคndern sich nicht in 3 Monaten. Genau wie nicht wegen 500 Meter Radweg im MLR jetzt alle Rad fahren werden. Erst wenn es bequem, einfach, schnell und sicher ist, wird sich etwas รคndern. Was bringt mir der schรถne grรผne Streifen, wenn ich am FloรŸplatz/Dufourstr. dann wieder โ€œfreiwildโ€ bin? (ich war jetzt 2 Jahre nicht mehr dort, oder gibt es da mittlerweile eine sichere Mรถglichkeit vom Norden kommend in die Dufourstr. einzubriegen?) usw.

Das es in Summe funktionieren kann zeigen ja genug Fahrradstรคdte, Mรผnster oder Bremen beispielsweise.
Aber eben erst in Summe.

@TLpz
Sie sind also auch der Meinung das alle Autofahrer (mรคnnlich) sich darรผber aufregen werden. Das sollten Sie sich glaube ich noch einmal รผberdenken. Die stรคndige Verallgemeinerung und Bezug nur auf das mรคnnlich Geschlecht ist einfach nicht mehr ZeitgemรครŸ.

Als Radfahrer finde ich diese grรผnen Radwege am Ring sinnlos, als Autofahrer finde ich sie โ€“ wie viele andere auch โ€“ einfach nur nervig. Als Radfahrer nehme ich wie fast alle die StraรŸe unterhalb der Thomaskirche. Der grรผne Streifen auf dem Ring wird kaum genutzt, in der Stunde haben diverse Verkehrszรคhlungen Werte von 30-70 Radfahrern ergeben. Dafรผr umso mehr Stau und Emissionen, wegen der Einspurigkeit. Das ist keine Verkehrspolitik, die auf Daten basiert, sondern auf Schnellschรผssen und einem Willen zur Symbolhaftigkeit, der jeder Ideologie zu eigen zu sein scheint.
Also, als Rad- und Autofahrer wรผrde ich sagen: weg mit Radstreifen da, das Geld und die Flรคche ist anderswo besser investiert โ€“ und Emissionen wรคren damit auch (wieder) gespart.

Solche schnellen, improvisierten Lรถsungen kommen eben dabei heraus, wenn einzelne Persรถnlichkeiten auf die Signalwirkung setzen und โ€œschnell mit viel โ€œLโ€โ€ auf die Umsetzung drรคngen, statt Dinge sinnvoll zuende planen zu lassen. So ist es eben nicht durchdacht, sondern hรถrt irgendwo einfach auf.
Angekรผndigt ist es doch lรคngst, dass weiter bis zur BeethovenstraรŸe gebaut werden soll. Der ร–kolรถwe hat es auch gefordert. Wer war noch nicht dran? Findet sich noch ein Gremium, was seine Wichtigkeit unterstreichen mรถchte?
Die Behauptung, dass der neue Weg oft und gern genutzt wird, kann ich nicht nachvollziehen. Meine Wahrnehmung der Wenignutzung wird ja auch unterstrichen vom Argument hier im Artikel, dass die geforderten Verรคnderungen die Akzeptanz des Weges erhรถhen wรผrden. Und auch die neue Wortschรถpfung der โ€œBlechwandโ€, die einen als Radfahrer vorn an der Kreuzung Richtung BVG erwarte, ist natรผrlich Kรคse eskalativer Art.

@fra
Recht hat der Autor aber mit diesem Satz. Und in Ihrem Kommentar verbergen sich leider auch zwei bรถse Worte: โ€œbaulich รคndernโ€. Wenn die Stadt sich mal zu einer echten Verkehrswende bekennen und auch die dafรผr notwendigen finanziellen Mittel in die Hand nehmen wรผrde, kรถnnte man schon etwas ansprechendes schaffen. Aber so bleibt es nur bei den Dingen, die mit ein paar Eimern Farbe machbar sindโ€ฆ

Ein sehr gutes Anliegen des Stadtbezirksbeirat das auf jeden Fall umgesetzt werden sollte. Vielleicht kรถnnte man die Kreuzung RudolphstraรŸe so baulich รคndern, das ein durchgรคngiger Fahrradweg bis zur Kreuzung HarkortstraรŸe sich ergibt.
Der Gesamteindruck des sehr aufschlussreichen Artikel leider etwas durch den Satz: โ€œobwohl man jetzt schon ahnen kann, wie laut der Aufschrei der Autofahrer sein wird, wenn ihnen wieder ein Stรผck StraรŸe โ€žweggenommenโ€œ wirdโ€ geschmรคlert. Den ich vรถllig unpassend und in seiner Verallgemeinerung auch schon fast beleidigend finde.

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