Am 23. August hatte Leipzigs Stadtverwaltung die Presse extra zu einer großen Stadtrundfahrt eingeladen, um alle aktuellen Baumaßnahmen im Straßenraum zu zeigen. Dazu gehörten auch drei Brückenbauten – die Fußgängerbrücke am Karl-Heine-Bogen in Plagwitz, die Tieferlegung der Eisenbahnbrücke über die Wiederitzscher Straße und die Gustav-Esche-Brücke II zwischen Nahle und Neuer Luppe. Doch dort ist längst Bauverzug.
Am 1. August hätten dort die Baumfällungen beginnen sollen. Mitten in der Vegetationsperiode. Ein Moment, der die Grünen auf den Plan rief, denn hier gab sich die Stadt augenscheinlich in Eigenregie wieder eine der vielen Ausnahmegenehmigungen, mit denen Baumfällungen auch mitten in der Vegetationsperiode ermöglicht werden.
„Wie die Baumfällungen etwa am Lindenauer Markt zu rechtfertigen sind oder warum die Baumfällungen an der Gustav-Esche-Straße mit immerhin 67 Bäumen mitten im Sommer durchgeführt werden müssen, ist nicht ersichtlich“, kritisierte Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek.
Markiert waren die Bäume alle. Aber die angekündigten Termine wurden alle gerissen. Man schafft so viele Bäume nicht einfach so aus dem Wald. Bis zum 6. August war gerade einmal das Unterholz gelichtet, am 14. August waren die ersten Starkbäume gefällt. Aber am 15. August sollte eigentlich schon die Umfahrungsrampe fertig sein und der Brückenabriss beginnen.
Noch am 23. August meldete die Stadt: „Der Neubau der Gustav-Esche-Brücke II über den Nebenarm der Nahle hat bereits begonnen. Radfahrerinnen, Fußgänger und der Kfz-Verkehr werden über die unmittelbar neben dem Brückenbauwerk befindliche Umfahrung umgeleitet.“
Aber die Umfahrung gibt es bis heute nicht. Dafür können Fußgänger und Radfahrer jetzt besichtigen, wie das aussieht, wenn mitten im Auwald 67 Bäume gefällt und abtransportiert werden. Was in diesem Fall nötig ist, weil ja auch die Umgehungsrampe noch Platz finden soll, da eine Umleitungsstrecke für die Gustav-Esche-Straße weit und breit nicht existiert.
„Die Umfahrung erfolgt westlich neben der Gustav-Esche-Straße, da hier ein geringerer Eingriff wie (sic!) östlich nötig ist. Der Linienverlauf wurde so weit wie möglich an die Gustav-Esche-Straße herangerückt, um so viele Starkbäume wie möglich erhalten zu können“, heißt es im Baubeschluss, der erst im April den Stadtrat passierte.
„Die Umfahrungsstrecke hat eine Länge von 165 m und wird als Damm hergestellt, welcher beidseitig von miteinander verspannten Spundwänden eingefasst wird, um die Eingriffe in die geschützten Bereiche des hochsensiblen Naturraumes so gering wie möglich zu halten.“
Fertig werden soll die neue Brücke, die auch einen schon lange vertrockneten Nebenarm der Nahle überspannt, im Dezember 2023.
Es gibt 4 Kommentare
@Christof
> Lösung mittels Ampelanlage zur halbseitigen Sperrung der G-Esche-Str. v… Hat das vta aber anscheinend nicht durchgespielt.
Vermutlich aus gutem Grund! Dann müsste man ja 2 halbe Brücken bauen. Und Platzbedarf für das Baufeld wird trotzdem benötigt, ergo müssten wahrscheinlich auch da Bäume gefällt werden. Den geringsten Eingriff (aber wohl auch nicht null) hätte man wahrscheinlich, wenn die Straße komplett gesperrt wäre. Dann würden Schäden durch Luftbelastung aber an anderer Stelle zusätzlich auftreten, denn die Autos verschwinden nicht.
Um Baumfällungen zu vermeiden, hätte das vta eine Lösung mittels Ampelanlage zur halbseitigen Sperrung der G-Esche-Str. von vornherein einplanen müssen. Hat das vta aber anscheinend nicht durchgespielt.
@A&O
Vielleicht weil eine nicht- räumliche Umfahrung der Baustelle weit größeren Schaden verursacht hätte?
Der schonenste Eingriff für die Natur wäre der gewesen, der vermieden worden wäre. Oder warum räumt man dem Anspruch, räumlich die Baustelle umfahren zu können, eine höhere Bedeutung ein als in einem FFH-Gebiet befindlichen Bäumen?