Da haben sich Stadt und LVB gemeinsam ein tüchtiges Ei gelegt, als sie im Zuge des Umbaus der Straßenbahngleise an der Ratzelstraße auch einfach die Kappung der Schweinfurter Straße planten, darüber aber in den einschlägigen Bürgerversammlungen schlicht nicht informierten und erst auf Drängen der Anwohner mit den Details herausrückten. Die LVB bauen zwar in diesem Jahr an der Ratzelstraße, aber an der Überfahrt der Schweinfurter wird erst einmal nichts geändert.

Verblüffend war dann auch, wie schnell die Planer der Stadt klein beigaben, nachdem die Bewohner von Grünau-Siedlung richtig Rabatz gemacht hatten. Denn für sie ist die Schweinfurter Straße auch eine schnelle Verbindung zur Ratzelstraße – ohne Ampel. Anders als an der nächsten Kreuzung Kiewer Straße, wohin die Stadt eigentlich den Kfz-Verkehr lenken wollte, um an der Schweinfurter Straße auch etwas mehr Sicherheit für die Tram zu schaffen.

Doch all die Konflikte, die Stadt und LVB hier lösen wollten, bleiben jetzt erst einmal so stehen.

Fehlende Kommunikation rächt sich

Weil sie nicht vor Beginn der Planungen mit den Anwohnern sprachen und überhaupt Varianten zur Diskussion stellten. Um dann sogar noch mitten im Bauprozess so zu tun, als müsse man darüber nicht informieren. Das kam in Grünau ganz schlecht an.

Da wirkt es eher wie eine Ausrede, wenn das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) meint: „Im Rahmen des Bürgerdialoges am 09.06.2022 in der ‚Völkerfreundschaft‘ in Grünau wurde die Baumaßnahme an der Ratzelstraße und dabei die Gleisüberfahrt Schweinfurter Straße ausführlich vorgestellt und mit den Beteiligten umfassend diskutiert. Im Ergebnis auch dieser intensiven Diskussion wird die Schließung der Gleisüberfahrt Schweinfurter Straße mit der Baumaßnahme nicht realisiert und das Verkehrs- und Tiefbauamtes wird eine geeignete Lösung suchen, um die bestehende Straßenanbindung der Schweinfurter Straße über die Gleisanlage aufrechtzuerhalten.“

Der 9. Juni war eben mehr als ein halbes Jahr zu spät. Und so wird ein ganzer Projektbaustein bei der Gleissanierung an der Ratzelstraße nicht umgesetzt.

Was also nun?

Die Probleme an der Ausfahrt Ratzelbogen bleiben ungelöst

Der Verwaltungsstandpunkt, den dann auch der Stadtbezirksbeirat West so in Ordnung fand, stellt nicht nur den Verzicht auf diese Schließung der Schweinfurter Straße fest. Auch wenn das so im Zentrum steht: „Die Schließung der Gleisüberfahrt Schweinfurter Straße wird nicht mit der laufenden Baumaßnahme realisiert, der Oberbürgermeister wird beauftragt, eine geeignete Lösung zu suchen, welche die bestehende Straßenanbindung über die Gleisanlage der Schweinfurter Straße aufrechterhält.“

Denn jetzt sind die alten Probleme, die diese Überfahrt mit sich bringt, allesamt wieder ungelöst.

„Mit Offenhalten der Schweinfurter Straße ist die Signalisierung des Teilknotens Ratzelstraße/Schweinfurter Straße/Gleisausfahrt erneut auf funktionierende Lösungen hin zu betrachten“, schreibt das VTA. „Dabei sind auch bauliche Anpassungen des Knotenpunktes zu prüfen, um die angestrebten Verbesserungen im Verkehrsablauf erreichen zu können.“

Bestimmt gab es dafür im Amt einen fetten Blumenstrauß für den Sachbearbeiter, der für dieses Kommunikationsdesaster verantwortlich ist.

Denn auch für Fußgänger und Radfahrer sollte es an der Schweinfurter Straße eigentlich sicherer werden – und für die Straßenbahnfahrer übersichtlicher. Kleines Stichwort am Rande: Beschleunigung des ÖPNV.

Auch nicht mehr Sicherheit für Fußgänger

Und so hatte es die Stadt auch als Aufgabe für die LVB formuliert: „Auf Anforderung der Stadt wurden nach Prüfung Z-Übergänge in Höhe der Aschaffenburger Straße (verkehrssicherer Ausbau der Bestandsquerungsstelle) und in Höhe der Kissinger Straße (Neubau) in die Planung der Leipziger Verkehrsbetriebe integriert. – Bedingt durch die Signalisierung der Gleisausfahrt der Straßenbahn am Ratzelbogen wurde die bisher vorgesehene Schließung der Gleisüberfahrt Schweinfurter Straße und Ausbildung als Z-Übergang an dieser Stelle in der Planung zunächst vorbereitet.“

Die Ausfahrt aus dem Ratzelbogen lässt sich nun einmal besser signalisieren, wenn nicht auch noch aus der Schweinfurter Straße Fahrzeuge kommen.

Aber das alles ist jetzt Makulatur, das Problem nicht gelöst und sogar noch schwieriger geworden, wenn die Stadt jetzt auch noch die Offenhaltung der Schweinfurter Straße gewährleisten muss.

Da dürften die Sachbearbeiter für die Signalanlagen schon stöhnend die Köpfe auf die Schreibtischplatte haben fallen lassen: Eine Zusage in einem desolaten Kommunikationsprozess stellt sie jetzt vor die Aufgabe, den Gordischen Knoten zu lösen.

„Mit Offenhalten der Schweinfurter Straße ist die Signalisierung des Teilknotens Ratzelstraße/ Schweinfurter Straße/ Gleisausfahrt erneut auf funktionierende Lösungen hin zu betrachten“, formuliert das VTA ganz vorsichtig das so eifrig zusammengekochte Menü. „Dabei sind auch bauliche Anpassungen des Knotenpunktes zu prüfen, um die angestrebten Verbesserungen im Verkehrsablauf erreichen zu können.“

Der Stadtbezirksbeirat fand das gut und ließ deshalb auch den Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung stellen. Und der bekam dann auch die Zustimmung der Ratsversammlung. In der Abteilung Signalanlagen dürften jetzt die Köpfe rauchen.

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