Die über die Weiße Elster führende Karlbrücke in der Industriestraße zwischen den Stadtteilen Schleußig und Plagwitz soll ab Januar 2023 neu gebaut werden. Wie aus der Sitzung der Verwaltungsspitze hervorgeht, ist das bisher vorhandene dreifeldrige Ziegelgewölbe in einem äußerst kritischen Zustand und soll durch einen zweiteiligen aufgeweiteten Stahlbogen mit aufgeständerter Beton-Fahrbahnplatte ersetzt werden.

Was natürlich Folgen für den Verkehr hat: Während der Bauzeit von insgesamt zwei Jahren muss die Industriestraße für den Durchgangsverkehr zwischen Nonnenstraße und Holbeinstraße voll gesperrt werden. Die Umleitung für den motorisierten Individualverkehr wird in beide Richtungen über die Antonienstraße, die Erich-Zeigner-Allee und die Karl-Heine-Straße geführt.

Der Fußgänger- und Radverkehr im Zuge bleibt aufrechterhalten – in der ersten Bauphase vorerst auf der nördlichen Seite der Bestandsbrücke mit durchgängig drei Metern Breite. In den nachfolgenden Bauphasen wird auf der südlichen Seite eine drei Meter breite Behelfsbrücke errichtet, die an die vorhandene südliche Gehbahn angebunden wird.

122 Jahre auf dem Buckel

Die Karlbrücke ist rund 34 Meter lang, 11 Meter breit und besteht aus einem 3-feldrigen Ziegelgewölbe.  Das Verkehrs- und Tiefbauamt plant den Ersatzneubau für das um 1900 gebaute Brückenbauwerk. Eine Instandsetzung der vorhandenen Brücke ist aufgrund des Schadenumfangs und des eingetretenen Materialverschleißes wirtschaftlich nicht vertretbar, ein Neubau ist zwingend erforderlich, teilt die Verwaltung mit.

Die Karlbrücke ist dabei wahrscheinlich ein ursprünglich privat gebautes Projekt noch aus den Zeiten der Westendbaugesellschaft, die die Arbeit Carl Heines in Plagwitz fortsetzte. Benannt wurde sie augenscheinlich nach der hier verlaufenden Carlstraße, der heutigen Industriestraße, die diesen Namen erst seit 1956 trägt.

In „Leipziger Brücken II“ diskutiert Bettina Weil die Herkunft des Namens. Und nur mutmaßlich könnte der Name Carlstraße (und damit auch der Name der Karlbrücke) auf Carl Heine zurückgehen. Genaueres geben die erhaltenen amtlichen Unterlagen nicht her.

Die Nordseite der Karlbrücke über die Weiße Elster. Foto: Marko Hofmann
Die Nordseite der Karlbrücke über die Weiße Elster. Foto: Marko Hofmann

Die Gewölbe, Pfeiler und Widerlager weisen offene Fugen, herausgebrochene Steine und Risse auf. Aus Sicht des unterführten Gewässers – der Weißen Elster – ist die Bauweise mit zwei Stützungen und drei tief heruntergeführten Gewölben im Überflutungsbereich hydraulisch ungünstig.

Hochwasserabflüsse werden nicht effektiv abgeleitet. Durch Errichtung eines pfeilerlosen Ersatzneubaus soll der Weißen Elster perspektivisch der gesamte Fließquerschnitt ohne Brückenpfeiler zur Verfügung stehen.

Das Vorhaben stimmt mit den strategischen Zielen des INSEK 2030 und der nachhaltigen Mobilitätsstrategie 2030 überein. Die Radfahrerinnen und Radfahrer werden im Brückenbereich künftig auf einem Radweg mit 2,50 m Breite geführt.

Die geplanten Kosten für den Neubau betragen rund 9 Millionen Euro.

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