Eigentlich hatte man noch so ein bisschen Debatte erwartet um die Vorlage des OBM zur Halle 7 in der Spinnerei, die die Stadt jetzt für 8,9 Millionen Euro kaufen will. Das ist ja ein ganz schöner Batzen Geld. Aber die Zeiten, dass Immobilien in Leipzig billig zu haben waren, sind vorbei. Und eine Lösung für die Halle 7 war seit 2018 überfällig, seit klar wurde, dass die Statik der Halle den Umbau für das Naturkundemuseum nicht hergab.

Seit 2020 ist klar, dass das Naturkundemuseum künftig im ehemaligen Bowlingtreff unterkommen soll. Aber die Räume in der alten Fabrikhalle, die derzeit noch nicht von den beiden im Obergeschoss untergebrachten Theatern Lofft und LTT genutzt werden, braucht die Stadt trotzdem. Schon seit 2020 plant die Verwaltung hier die Unterbringung des Digital Hub als Gründerschmiede für junge Start-ups. Im selben Jahr beschloss der Stadtrat deshalb auch: Dann soll die Stadt die Halle 7 nicht nur anmieten, sondern kaufen.

Verhandlungen von zwei Jahren

Nicht ahnend, dass das ganz und gar nicht so einfach werden würde, wie Oberbürgermeister Burkhard Jung am 13. Juli in der Ratsversammlung ausführte. Quasi in Personalunion als noch amtierender Wirtschaftsbürgermeister. Die Verhandlungen waren hart, betonte er, und haben nicht grundlos zwei Jahre gedauert. Aber man sei aus Sicht der Stadt zu einem guten Ergebnis gekommen.

Die stadteigene Liegenschaftsgesellschaft LGH wird die Halle für 8,9 Millionen Euro kaufen und weitere 10 Millionen Euro in die Sanierung der Räumlichkeiten investieren, damit das Digital Hub einziehen kann. Dafür bekommt die LGH Geld als Bareinlage von der Stadt, damit sie das Projekt auch stemmen kann.

Leipzig fehlen die Atelierräume

Die Linksfraktion hatte auch noch einen Änderungsantrag geschrieben, verfasst von Stadträtin Mandy Gehrt, die sich nach Bekunden von Thomas Kumbernuß auf dem Weg der Besserung befindet. Sie hatte darin thematisiert, dass es den bildenden Künstler/-innen in Leipzig mittlerweile genauso geht wie den Musiker/-innen: Jene finden kaum noch Probenräume, weil die einst so reichlich verfügbaren leeren Fabrikhallen und Gewerbegebäude verschwunden sind. Und die Kunstschaffenden finden keine bezahlbaren Ateliers mehr.

Weshalb die Linksfraktion beantragte, wenigstens zu prüfen, ob in der Halle 7 nicht auch noch Platz für weitere Atelierräume zu finden ist. Das könnte schwierig werden, wie SPD-Stadtrat Heiko Bär und Grünen-Stadträtin Annette Körner betonten.

Aber das Anliegen kam trotzdem bei der Stadtratsmehrheit gut an.

Der Prüfauftrag der Linksfraktion bekam eine klare Mehrheit von 29:23 Stimmen. Die Verwaltung muss also zumindest prüfen, ob man doch noch ein paar Ateliers mit unterbringt.

Alles im grünen Bereich

Dass die Vorlage der Verwaltung selbst, die ganze Halle zu kaufen, noch deutlichere Zustimmung bekommen würde, war in den Redebeiträgen schon hörbar. So viel Lob bekommt auch Burkhard Jung selten in einer Stadtratssitzung zu hören.

Am Ende war die Abstimmungstafel komplett grün. Von den anwesenden 53 Stimmberechtigten stimmten alle für den Kauf der Halle, sodass die unterschriftsreifen Kaufverträge jetzt umgesetzt werden können.

Für die beiden schon im Haus befindlichen Theater ändert sich damit lediglich der Vermieter, ihre Nutzungsentgelte bleiben bei den schon vereinbarten 1,03 Euro pro Quadratmeter.

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