โEins, zwei, drei im Sauseschritt lรคuft die Zeitโ, heiรt es bei Wilhelm Busch. โWir laufen mitโ, geht es weiter. Aber manche laufen schneller und sind der Zeit mal wieder voraus. Andere kleckern und trรถdeln. Und manchmal erscheint selbst Leipzigs Verwaltung wie ein Rennpferd gegenรผber dem Tempo, das zum Beispiel die sรคchsische Staatsregierung beim Laufen an den Tag legt. Und so gibt es nun eine Sporthalle im Lene-Voigt-Park ohne Begrรผnung.
Also wahrscheinlich ein ziemlich nackter Betonklotz, der die Eingangssituation in den Park verstellen wird. Sehr zum รrger des Stadtbezirksbeirats Sรผdost, fรผr den in der Ratsversammlung am 16. Juni Victor Weiler noch einmal eine Lanze brach. Aber vergeblich. Denn was sich in den Stellungnahmen der Stadt wie ein Schildbรผrgerstreich liest, ist tatsรคchlich sรคchsisches Gesetz, steht zum Beispiel in der Versammlungsstรคttenverordnung, die eine Fassadenbegrรผnung an Versammlungsstรคtten aus brandschutztechnischen Grรผnden untersagt.
Sรคmtliche รnderungsantrรคge abgeschmettert
Auch in Leipzig. Was mรถglicherweise auch der Grund dafรผr ist, dass der Begrรผnungsplan, den der Stadtrat bei der Verwaltung in Auftrag gegeben hat, noch nicht fertig ist. Aber er ist schon im Mitzeichnungsverfahren, verriet Schulbรผrgermeisterin Vicki Felthaus am 16. Juni, als sie im Grunde sรคmtlichen รnderungsantrรคgen zum Bau der Wilhelm-Busch-Schule (zu dem ja auch die groรe 6-Feld-Sporthalle am Lene-Voigt-Park gehรถrt) eine Absage erteilen musste.
Bis auf den neu gefassten Antrag der SPD-Fraktion, die jetzt die Stellplรคtze an der Schule nicht einfach nur halbiert haben will, sondern es in die Hรคnde der Stadt legt, die jetzt geplanten 16 Stellplรคtze kรผnftig zu verringern, wenn sich zum Beispiel die Stellplatzsatzung der Stadt รคndert.
Es war zwar auch fรผr SPD-Stadtrรคtin Ute Kรถhler-Siegel selbstverstรคndlich, dass eine Grundschule mitten in der Stadt so viele Stellplรคtze nicht braucht. Aber hier stecken auch noch Stellplรคtze fรผr die Sporthalle mit drin, lautet die Auskunft der Stadt. Also hat die SPD-Fraktion ihren Antrag abgeschwรคcht und es in die Hรคnde der Verwaltung gegeben, hier kรผnftig vielleicht doch zu reduzieren.
So konnte OBM Burkhard Jung den รnderungsantrag auch รผbernehmen.
Begrรผnte Fassaden an Versammlungsstรคtten sind untersagt
Nicht รผbernehmen konnte und wollte er den รnderungsantrag des Stadtbezirksbeirats Sรผdost. Denn die gesetzlichen Vorgaben bieten keinen Spielraum, an der Sporthalle eine Begrรผnung wachsen zu lassen. So รคhnlich war zwar auch der Grรผnen-Antrag gefasst, fรผr den Fraktionsvorsitzender Tobias Peter warb. Nur dass die Begrรผnung nicht gleich mit in den Bau einflieรen sollte, sondern die Mรถglichkeit einer spรคteren Begrรผnung vorgehalten werden sollte.
Aber auch das fand an diesem Tag in der Ratsversammlung keine Mehrheit, erst recht, nachdem insbesondere aus der CDU-Fraktion dringende Mahnungen laut geworden waren, jetzt nicht noch in die fertigen Planungen fรผr die Schule einzugreifen.
Denn das kรถnnte, so OBM Burkhard Jung, schnell 2 Millionen Euro Mehrkosten bedeuten und eine Bauverzรถgerung von 10 bis 12 Monaten.
Klares Votum fรผr den Schulneubau
Immerhin ist die fรผnfzรผgige Schule (fรผr 616 Schรผler) mit Sporthalle (fรผr 199 Besucher) und Freiflรคchen jetzt mit 57 Millionen Euro kalkuliert. Baubeginn soll im Januar 2023 sein. Das heiรt: Die Ausschreibungen mรผssen jetzt schleunigst raus, damit die Schule Ende 2025 fertig ist und Anfang 2027 Schรผler und Sportler einziehen kรถnnen.
Was ist da also tatsรคchlich an รnderungen durchgekommen, am 16. Juni?
Der Antrag aus dem Stadtbezirksbeirat Sรผdost zur Begrรผnung der Sporthalle wurde mit 16:38:2 Stimmen deutlich abgelehnt.
Nicht besser erging es dem Antragspunkt der Grรผnen, wenigstens die Option zur Fassadenbegrรผnung mit einzuplanen. Der fiel mit 16:40:2 Stimmen durch.
Dafรผr fand die Mehrheit der anwesenden Stรคdtrรคt/-innen den Grรผnen-Vorschlag gut, bei der sรคchsischen Staatsregierung mehr Druck zu machen, dass die Versammlungsstรคttenverordnung endlich modernisiert wird und darin auch Regeln fรผr eine brandschutzkonforme Fassadenbegrรผnung aufgestellt werden. Das fand auch Burkhard Jung gut. Und es fand mit 41:8:10 Stimmen seine Mehrheit.
Genauso wie der Baubeschluss selbst, der 51:3:4 Stimmen erhielt. Die Ausschreibung kann also raus und wenn Leipzig Glรผck hat, bekommt es die neue Wilhelm-Busch-Schule an der Breitscheidstraรe und die Mehrfeldsporthalle im Sauseschritt gebaut. Schneller wahrscheinlich, als sich die Staatsregierung zur Fassadenbegrรผnung รผberhaupt hat etwas einfallen lassen.
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