Wie schwer sich Leipzigs Verwaltung und auch der Leipziger Stadtrat noch vor elf Jahren taten, Leipzigs Bevölkerungswachstum überhaupt zu begreifen, macht jetzt ein Vorstoß der Verwaltung deutlich, den Bebauungsplan Nr. 341 „Seelenbinderstraße, Südlicher Teil“ aufheben zu lassen. Denn hier fehlt es – so sieht es jedenfalls die Verwaltung – nun auf einmal an einem Lebensmittelmarkt. Denn Möckerns Bevölkerung ist – wie 2011 eigentlich zu erwarten war – deutlich gewachsen.
Und zwar von 12.484 Einwohnern auf mittlerweile 16.887. Und einige von ihnen haben sehr weite Wege bis zum nächste Supermarkt. Dass nun das Quartier zwischen Georg-Schumann-Straße, der Laubestraße, der Kirschbergstraße und der Faradaystraße in den Fokus rückt, hat damit zu tun, dass hier wenigstens noch freie Fläche existiert, um eventuell einen Nahversorger anzusiedeln – falls sich ein solcher nicht längst schon bei der Stadtverwaltung gemeldet hat.
Als der Bebauungsplan 2011 verabschiedet wurde, stand auch noch der „Goldene Löwe“, jahrzehntelang so etwas wie das Wahrzeichen in diesem Straßenabschnitt. Doch es fand sich weder ein Investor noch ein neuer Gastwirt, die den alten Bau wieder aufgemöbelt hätte. Inzwischen ist er abgerissen und direkt an der Georg-Schuhmann-Straße, gleich gegenüber von Arbeitsagentur und Huygensplatz wäre Platz für einen Lebensmittelladen.
„Um die quartiersnahe Versorgung im Umfeld der Seelenbinderstraße in Möckern zu gewährleisten und bestehende Versorgungslücken zu schließen, muss der bestehende Bebauungsplan aufgehoben werden. Dieser verhindert derzeit, dass sich Einzelhandel bestimmter Sortimente in dem Gebiet ansiedeln kann. Deshalb hat die Stadtspitze jetzt den entsprechenden Aufhebungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 341 ‚Seelenbinderstraße, Südlicher Teil‘ auf den Weg gebracht, der Stadtrat entscheidet abschließend darüber“, teilte die Verwaltung am Donnerstag, 9. Juni, mit.
Der Bebauungsplan für das Gebiet zwischen der Georg-Schumann-Straße, der Laubestraße, der Kirschbergstraße und der Faradaystraße wurde 2011 aufgestellt.
„Damals hätte die entsprechende Ansiedlung städtebaulich negative Folgen für zentrale Versorgungsbereiche gehabt“, betont die Verwaltung.
„Seitdem haben sich jedoch die Rahmenbedingungen geändert: Die Bevölkerung im Stadtgebiet wächst, in den Stadtteilen verdichtet sich die Wohnnutzung – und entsprechend ändern sich die Anforderungen hinsichtlich der Nahversorgung der Bevölkerung. Die Aufhebung des Bebauungsplanes soll perspektivisch helfen, die fußläufige Nahversorgung mit Waren des täglichen Bedarfs zu verbessern und strukturprägende Lebensmittelmärkte im Plangebiet zu ermöglichen – ohne dass diese neuen Märkte bestehende zentrale Versorgungsbereiche in ihrem Bestand und ihrer Entwicklung gefährden.“
Und falls man hier Lebensmitteleinzelhandel ansiedelt, bringt man es vielleicht sogar einmal fertig, auf die üblichen großen Parkflächen zu verzichten. Denn die Corona-Zeit hat ja auch deutlich gemacht, dass die Leipziger/-innen sehr wohl bereit sind, öfter zu Fuß ihren Einkauf zu erledigen.
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