„In der ehemaligen Feuerwache in Anger-Crottendorf soll in den kommenden Jahren ein Nachbarschaftszentrum mit vielfältigen Angeboten etabliert werden. Die Stadt stellt das Objekt in der Gregor-Fuchs-Straße 45 daher in einem Konzeptverfahren für einen künftigen Nutzer bereit“, schreibt das Liegenschaftsamt der Stadt in seiner jüngsten Meldung. Und wer mit der alten Feuerwache Ost je zu tun hatte, fragt sich verdattert: Gibt es da nicht den Ostwache e. V., der sich seit sechs Jahren genau darum bemüht? Ja, gibt es. Wäre da nicht ein Stadtratsbeschluss aus dem Januar 2021 gewesen.

Denn damals wurde ein Antrag der Grünen-Fraktion abgestimmt, der genau das zum Thema hatte: eine Konzeptvergabe für die alte Feuerwache Ost. Das nahm die Ratsversammlung auch so an. Nur als ganz konkret die Konzeptvergabe an den Ostwache e. V. zur Abstimmung stand, kippte die Mehrheit.

Als stünden da gleich noch mehrere andere Vereine in den Startlöchern, sich für die Feuerwache ein tragfähiges Konzept auszudenken.

Also war die Stadt nun beauftragt, ein Konzeptverfahren auszuschreiben, statt einer Direktvergabe an den Ostwache e. V.

Der Verein, der den Zuschlag dann erhält, „würde das denkmalgeschützte Gebäude sowie die beiden Nebengebäude sanieren und das Begegnungszentrum betreiben. Geplant ist ein Ort der Begegnung für alle Generationen, des sozialen Miteinanders sowie für kulturelle Angebote. Auch Flächen für Kleingewerbe und die Kreativwirtschaft sollen dort entstehen“, betont das Liegenschaftsamt.

Baubürgermeister Thomas Dienberg sagt dazu: „Mit dem Beleben und Sanieren der Alten Feuerwache wird ein weiterer Baustein im Leipziger Osten entwickelt, der zeigt, wie viel Aufbruch und Gestaltungswillen in den dortigen Stadtteilen steckt. Zusammen mit dem nahe gelegenen Parkbogen Ost und der künftigen Schule entsteht ein pulsierender Anlaufpunkt für die Bürgerinnen und Bürger im Quartier und auch darüber hinaus. Wie spannend und vielfältig das werden kann, haben die Aktionen vor Ort zum Tag der Städtebauförderung bereits gezeigt.“

Der entsprechende Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Leipzig ist auf eine Laufzeit von 99 Jahren angelegt, bei einem jährlichen Erbbauzins in Höhe von 92.500 Euro.

Verfahrensstart ist der der heutige Samstag, 25. Juni. Die Konzepte können dann bis zum 31. Oktober beim Liegenschaftsamt eingereicht werden.

Alle potenziell interessierten Betreiber können die Gebäude am Dienstag, 12. Juli, jeweils 17 und 18 Uhr, besichtigen. Dafür ist eine Voranmeldung per E-Mail nötig unter marlen.foersterling@leipzig.de.

Bereits seit einigen Jahren ist die Verwaltung mit der Nachbarschaft, Projekten und Vereinen im Stadtteil im Gespräch darüber, wie die Feuerwache wiederbelebt werden kann. Langjährige Unterstützer sind nun ebenso aufgerufen, sich mit konkreten Nutzungsplänen an dem Konzeptverfahren zu beteiligen, wie Kulturbegeisterte, Ideengeber und gesellschaftlich Engagierte, betont das Liegenschaftsamt.

Zu den Pflichtvorgaben gehört ein dauerhafter Betrieb des Nachbarschaftszentrums, ein Nutzungskonzept für die Sanierung der Gebäude und nicht zuletzt ein solider Finanzierungsplan. Darüber hinaus werden unter anderem die Qualität des Konzeptes sowie darin erläuterte soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte des Vorhabens betrachtet.

Ein Auswahlgremium, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltung und der Politik, wird die eingereichten Konzepte bewerten. Während einer sich anschließenden Frist von sechs Monaten können die Entwickler die Planung und Finanzierung dann endgültig klären.

Die Geschichte der Feuerwache

Das ehemals als Feuerwache genutzte Gebäude wurde 1937 errichtet. Es liegt direkt am östlichen S-Bahnbogen, der durch den Bau des Citytunnels stillgelegt wurde, und nun als „Parkbogen Ost“ in ein grünes Aktivband mit Fuß- und Radwegen entwickelt werden soll. Anwohnern, Besuchern und Touristen soll hier aktive und ruhige Erholung ermöglicht und durch eine stärkere Verknüpfung des Wegenetzes die Barrierewirkung der Bahntrasse überwunden werden.

Das Konzeptverfahren ist Teil der Leipziger Strategie, die Liegenschaftspolitik der Stadt nachhaltiger zu gestalten. So sollen in der Regel alle Grundstücke, die früher zum Verkauf gestanden hätten, im Bestand der Stadt verbleiben und im Erbbaurecht vergeben werden.

Ausführliche Unterlagen sowie das Grundstücksexposé finden Interessierte zum Verfahrensstart ab 25. Juni online unter: www.leipzig.de/konzeptverfahren.

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