Man sieht es ihr nicht an, außer dass die Fahrspur schon künstlich eingeengt ist und eine Begrenzung auf 9 Tonnen ausgeschildert ist. Aber die Leibnizbrücke, die im Verlauf der Leibnizstraße den Elstermühlgraben überquert, ist reif. Reif für den Neubau. In den Jahren 2027/2028 muss sie dringend erneuert werden, heißt es in einer Informationsvorlage des Verkehrs- und Tiefbauamtes, dass jetzt zwingend mit den Planungen beginnen muss.

Dass diese Brücke schon so einiges auf dem Buckel hat, erzählt die Vorlage natürlich auch: „Die vorhandene Leibnizbrücke (II/29) wurde 1954 erbaut, wobei die Unterbauten/Widerlager bereits um 1860 errichtet wurden. Beim Überbau handelt es sich um eine zweifeldrige Trägerrostbrücke aus Stahlträgern ohne Durchlaufwirkung. Der Überbau wurde mit Mauerziegeln/Trümmermaterial ausgewölbt. Der Brückenpfeiler und die Widerlager sind in Massivbauweise mit Flachgründung errichtet worden. 1974/1975 erfolgte die Verbreiterung der Gehwege durch Nachrüstung von jeweils zwei Doppel-T-Trägern und unter Verwendung von konstruktiv bewehrtem Stahlbeton.“

Wann genau die ursprüngliche Brücke tatsächlich gebaut wurde, weiß niemand so recht. Das „um 1860“ ist nur eine Annäherung und bezieht sich auf zwei Daten. Das eine Datum ist die Benennung der Leibnizstraße im Jahr 1861, was nicht bedeutet, dass es da schon ein repräsentatives Brückenbauwerk gab.

Das andere Datum ist ein Schreiben des Raths-Bauamtes von 1872, in dem von der „Leibnitzbrücke“ die Rede ist. Dass die Brücke freilich vorher schon existiert haben muss, zeigt eine Karte aus dem Jahr 1864, sie auch im Band 3 der Leipziger Stadtgeschichte abgebildet ist. Die Bezeichnung „um 1860“ kommt der Sache wohl sehr nahe.

Nur ist auch der Aufbau von 1954 mittlerweile spröde.

„Entsprechend der letzten Nachrechnung des Bauwerkes hat sich eine Brückenklasse nach DIN 1072 von 9/9 ergeben. Die Fahrbahnbreite wurde durch Errichtung von Gleitwänden reduziert und die zulässige Verkehrsbelastung auf 9 t beschränkt. Das Bauwerk weist zahlreiche, teils erhebliche, konstruktiv bedingte Schäden auf. Alle Hauptbauteile (Längsträger, Mauergewölbe) sind von irreversiblen Verschleißschäden gekennzeichnet. Eine Instandsetzung ist aufgrund des statischen Ausnutzungsgrades wirtschaftlich nicht vertretbar. Daher wird die Errichtung eines Ersatzneubaus angestrebt“, schreibt das VTA.

Das VTA rechnet für Planung und Bau zum jetzigen Zeitpunkt mit 3 Millionen Euro brutto. Davon entfallen ca. 200.000 Euro auf Baunebenkosten.

So nebenbei merkt die Vorlage auch an, dass die Leibnizstraße keine Radfahrstreifen hat, obwohl die Straße und die Brücke nicht nur für Anlieger eine wichtige Rolle hat: „Die Leibnizstraße dient als Quartiersstraße im Waldstraßenviertel vorrangig der Erschließung und verbindet den Ranstädter Steinweg mit dem Zöllnerweg/der Emil-Fuchs-Straße. Damit erfüllt sie insbesondere für den Fuß- und Radverkehr eine Verbindungsfunktion bis ins Rosental und darüber hinaus.“

Der Übergang zum Rosental erfolgt über eine Fußgängerinsel.

Eine offizielle Benennung der Leibnizbrücke ist übrigens nicht nachweisbar, wie Bettina Weil in ihrer Übersicht „Leipziger Brücken II“ anmerkt. Hier hat sich der Name wahrscheinlich einfach eingebürgert, weil die dorthin führende Straße so heißt.

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