Bis jetzt war es erst für Anger-Crottendorf ein Thema. Der Stadtbezirksbeirat Ost hatte dort die Einführung von Superblocks zur Prüfung beantragt, war damit aber auf eine Verwaltung gestoßen, für die das Thema noch regelrechtes Neuland war. Seit einem Jahr liegt eine ablehnende Stellungnahme auf dem Tisch. Aber am Samstag, 30. April, gab es die nächste Initiative zum Thema – diesmal in Neustadt-Neuschönefeld.

Das Verkehrs- und Tiefbauamt hatte den Antrag aus dem Stadtbezirksbeirat Ost abgelehnt – und da vor allem mit Argumenten, die aus Sicht des SBB eigentlich für die Einführung von Superblocks sprechen.

„Die zur Unterbindung von möglichem Durchgangsverkehr vorgeschlagene Einbahnstraßenregelung in der Friedrich-Dittes-, Neumann- und Sellerhäuser Straße verursacht zum einen für die Anlieger Umwege mit zusätzlichem Verkehr in den Nachbarstraßen und würde den jetzt für die Neumannstraße angenommenen Durchgangsverkehr nur in die parallele Sellerhäuser Straße verschieben. Aus diesen Gründen sind die Einbahnstraßenregelungen nicht zielführend“, kann man da lesen.

Und: „Auch die vorgeschlagenen Sperrpfosten können nicht angeordnet werden, da für sie, wie für jede Regelung nach StVO, gem. §§ 39 Abs. 1 und 45 Abs. 9 StVO nachgewiesen werden muss, dass sie aufgrund besonderer Umstände zwingend geboten sind. Diese besonderen Umstände sind hier nicht erkennbar. Ohnehin wird mit den vorgeschlagenen Einbahnstraßen und der Diagonalsperre das Ziel der erwähnten ‚Superblocks‘, nicht gewollten Verkehr auf die Hauptnetzstraßen zu verdrängen, nicht erreicht. Hier würden neben der Sellerhäuser Straße die Theodor-Neubauer- und Gregor-Fuchs-Straße zusätzlich belastet, die auch als Schulwege fungieren.“

Dass der Parkdruck hier hoch ist und wiederholt Parkverstöße die Folge sind, gestand das VTA zu. Aber es sah in der Einrichtung von Superblocks nach spanischem Vorbild keine Lösung, sondern eher in erhöhtem Kontrolldruck: „Die Durchsetzung der bestehenden Verkehrsvorschriften kann nur mittels entsprechender Kontrollen und Ahndung von Parkverstößen erfolgen, denen jedoch auch Grenzen der vorhandenen Kapazitäten und der Notwendigkeit stadtweiter Kontrolltätigkeit gesetzt sind.“

Was sich ja letztlich widerspricht.

Aber vielleicht brauchen auch die Mitarbeiter/-innen im Verkehrs und Tiefbauamt (VTA) erst einmal Zeit, sich mit dem Thema Superblocks zu befassen und sie als mögliche Lösung für Leipziger Verkehrs- und Parkprobleme in Betracht zu ziehen. Zum Beispiel in Neustadt und Volkmarsdorf, wo der Superblocks Leipzig e. V. am Samstag, 30. April, die Einführung von Superblocks rund um die Hildegardstraße im Leipziger Osten mit einer Straßenaktion thematisierte.

Dafür war ein Teil der Hildegardstraße abgesperrt, was als Straßenerlebnis auch mal wieder für spielende Kinder möglich wurde – bis auf die Momente, in denen Autofahrer sich dann doch wieder die rücksichtslose Durchfahrt erzwangen.

Aktion des Superblocks Leipzig e.V. in der Hildegardstraße. Foto: LZ
Aktion des Superblocks Leipzig e. V. in der Hildegardstraße. Foto: LZ

Da war schon sehr schön zu beobachten, wie sehr es in den Köpfen vieler Autofahrer verankert ist, dass Straßen prinzipiell dem Autoverkehr gehören und andere Verkehrsteilnehmer dort eher unerwünscht sind.

Aber mit Lebensqualität hat das nichts zu tun. Auch nicht in den relativ schmalen und baumbestandenen Straßen nördlich der Eisenbahnstraße. Bei der Gelegenheit stellte sich der Verein SUPERBLOCKS Leipzig e. V. im Leipziger Stadtteil Volkmarsdorf vor. Das aktuelle Projekt macht jetzt schon von sich reden. In einer Stellungnahme zu einem Antrag des SBB West zur Merseburger Straße hatte das VTA schon mal angedeutet, dass man dem Thema Superblock nicht mehr so fremd gegenübersteht.

Dort hieß es: „Aktuell begleitet die Verwaltung das vereinsgetragene Projekt ‚Neue Nähen – Superblocks Leipzig‘ im Leipziger Osten, aus dem sich Erkenntnisse auch für andere, vergleichbare städtische Situationen ergeben werden.“

Superblocks werden so wahrscheinlich nach und nach zu einem wesentlichen Instrument der Verkehrsberuhigung in Leipzig werden. Und sie werden ein Stück weit dabei helfen, die Straßen auch für andere Verkehrsteilnehmer wieder erlebbar zu machen. Neustadt/Volksmardsdorf jedenfalls würden sich von der Bauweise anbieten, hier erste Superblocks einzurichten.

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