Da hat sich wohl das Planungsdezernat selbst ein Ei gelegt, als es auf eine Anfrage der Freibeuter-Fraktion hin erklärte, dass der neu gebaute Abschnitt des Heuwegs zwischen Nahle und Neuer Luppe nur 2,50 bis 3 Meter breit geworden ist. Und damit zwei Meter schmaler als der Steg, den der Stadtrat am 20. Januar beschloss.

Wusste Baubürgermeister Thomas Dienberg schon, dass der Weg (wieder) so schmal werden würde? Warum hatte er das dann in der Ratsversammlung am 20. Januar nicht gesagt, wollte FDP-Stadtrat Sven Morlok wissen und hakte auch immer wieder nach, als Dienberg auswich. Denn die Entscheidung, den von der Stadt geplanten 4 Meter breiten Steg zu canceln und dafür einen 5 Meter breiten Steg zu fordern, war knapp ausgefallen. Es hätte also sein können, so Morlok, dass die Stadtratsentscheidung mit dem Wissen um den viel schmaleren Heuweg anders ausgefallen wäre.

Planungsbeschluss soll verändert werden

Nach der Stadtratssitzung fasste Sven Morlok die Position der Freibeuter so zusammen: „Die
Ausweitung des Nahlestegs auf 5 m ist wenig sinnvoll, wenn die Breite davor und danach nur 2,70 m beträgt. Außerdem befindet sich der Heuweg im Bereich des Nahlestegs in einem Landschaftsschutzgebiet (LSG), Vogelschutzgebiet (SPA) sowie FFH-Gebiet. Man kann also auch gar keine Verbreiterung des Weges vornehmen. Der Nahlesteg wird eine Brücke mit Aussichtsplattform.“

In der Ratsversammlung am 20. Januar hat eine Mehrheit aus Linken, Grünen und SPD beschlossen, den Planungsbeschluss zu ändern und die Breite des Nahlestegs um einen Meter auf insgesamt fünf Meter zu verbreitern. Auf Anfrage der Fraktion Freibeuter gab die Stadtverwaltung zu, dass bereits vor dem Beschluss der Verbreiterung bekannt war, dass der Heuweg, der zu der Brücke führt, keinesfalls auf eine ähnliche Breite angepasst werden kann. Der Heuweg hat nun eine Breite von ca. 2,70 m.

Der Heuweg als Verbindungsstrecke

Verändert das jetzt die Sachlage? Aus Sicht von Sven Morlok schon. Noch in der Ratsversammlung am 15. März hat er dem Oberbürgermeister angeboten, durch einen neuen Freibeuter-Antrag die Verringerung der neuen Stegbreite auf 4 Meter zu erreichen. Jung stimmte insoweit zu, indem er erklärte, dass ihn niemand hindern würde, einen solchen Antrag zu stellen.

Ob er dann trotzdem eine Mehrheit findet, ist eine durchaus andere Frage. Denn das Verkehrsdezernat hatte auch betont: „Der Heuweg stellt eine wichtige innergemeindliche Hauptradwegverbindung (Kategorie IR III) zwischen den Stadtteilen Leutzsch und Möckern dar.“

Es wäre also an der Zeit, diese „wichtige Verbindung“ auch durchgängig gut auszubauen. Doch der Heuweg ist ein einziges Flickwerk. Mal wird der Steg über die Neue Luppe 5 Meter breit, dann wird der Nahlesteg mit 4 Meter geplant. Und der Weg dazwischen wurde einfach ohne Abstimmung mit den Stadtratsgremien auf 2,50 bis 3 Meter gebaut, obwohl hier mit genauso viel Begegnungsverkehr zu rechnen ist wie auf den Stegen.

Radverkehrspolitik wird konterkariert

Hier hat also mindestens ein Amt geschlampert und geschlafen und die Frage steht natürlich: Passt ein 5 Meter breiter Steg zu einem 3 Meter breiten Weg?

Und: Wie zukunftsfähig ist das alles, wenn dieselbe Verwaltung von einer weiteren Steigerung des Radverkehrsanteils redet?

Da kann es durchaus passieren, dass der Freibeuter-Antrag – wenn er denn kommt – genauso knapp scheitert und eher die Frage steht, warum das Leipziger Umweltschutzamt mit der DB keine bessere Lösung für den Heuweg gefunden hat? Oder ob da einfach nur ein paar Sachbearbeiter zu faul waren, in den anderen Abteilungen mal anzurufen. Denn dass hier zwei so gar nicht zueinander passende Verwaltungsentscheidungen aufeinander stoßen, sieht nicht nur lächerlich aus. Es konterkariert auch die Leipziger Radverkehrspolitik.

Die Debatte vom 15. März

Video: Livestream der Stadt Leipzig

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Die Argumentationskette wird teils etwas verdreht. Nur weil ein Stück zu schmal geworden ist, kann man das dann überall eben nicht auch so machen. Einmal falsch ist deswegen keine Entschuldigung.

Eigentlich müsste das Problem an der Wurzel gepackt werden und der Heuweg auf eine sinnvolle Breite. Und das sind nicht nur 2.50m für eine rege genutzte Radverbindung innerhalb Leipzigs.

Aber das haben ja 2 Ämter schildbürgerhaft verhindert:
“Zur Kompensation des natur- und artenschutzfachlichen Eingriffs im Rahmen der Baumaßnahme der DB wurden wegenahe Ausgleichspflanzungen entsprechend des landschaftspflegerischen Fachbeitrags durchgeführt. Die Kompensationsmaßnahmen waren mit dem Amt für Umweltschutz und Amt für Stadtgrün und Gewässer abgestimmt. Aufgrund dieser Gegebenheiten dürfte sich ein mittelfristiger Ausbau des Weges schwierig gestalten.“

Ob der Steg nun 4m oder 5m wird, ist fast egal.
Der Heuweg muss “gerettet werden”, bevor sich dieser für die nächsten 50 Jahre manifestiert.
Kann man die Ersatzpflanzungen jetzt, wo noch klein, an einen anderen Ort versetzen zugunsten einer umweltfreundlichen Verkehrsverbindung?

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