Eigentlich war der Antrag des Jugendparlaments, innerhalb der Käthe-Kollwitz-Straße kurzfristig Radfahrstreifen anzulegen, an Leipzigs Verkehrsverwaltung elegant abgetropft. Die hatte in ihrer Stellungnahme darauf hingewiesen, dass es die Radwege zwar geben werde – aber in der Käthe-Kollwitz-Straße erst, wenn die Straße ab 2025 umgebaut wird. Und weiter westlich in der Karl-Heine-Straße auch erst ab 2027. Eine Auskunft, die auch in den Stadtbezirksbeiräten Altwest und Mitte auf Unverständnis stieß.
„Die bereits laufende Planung zur Käthe-Kollwitz-Straße und die avisierte Planung zum Ausbau der Zschocherschen Straße/Karl-Heine-Straße beinhalten u. a. die Prämisse der Einordnung durchgehender Radverkehrsanlagen. Dem Antrag wird insoweit bereits Rechnung getragen“, hatte das Verkehrs- und Tiefbauamt beruhigt.Und dass in der Käthe-Kollwitz-Straße im aktuellen Zustand keine Radstreifen unterzubringen seien, hatte das VTA so begründet: „Es wurden bereits umfangreiche Untersuchungen durchgeführt, ob die Einordnung von Radfahrstreifen in der Käthe-Kollwitz-Straße im Abschnitt zwischen Westplatz und Klingerbrücke im derzeitigen Bestand möglich ist und welche Auswirkungen diese auf die angrenzenden Knotenpunkte und den Verkehrsablauf hätten.
Die Ergebnisse zeigen, dass bei einer dann einstreifigen Führung des MIV ein Rückstau von über 100 m sowohl stadtein- als auch stadtauswärts unter anderem an der Lichtsignalanlage Käthe-Kollwitz-Straße/Marschnerstraße auftreten würde. Da bei der Anordnung von Radfahrstreifen der Kfz-Verkehr vollständig auf dem Gleis geführt werden müsste, würde dieser Rückstau die Straßenbahn massiv behindern. Anpassungen an der Lichtsignalanlage zur Reduzierung des Rückstaus wurden geprüft, sind jedoch derzeit nicht in dem erforderlichen Umfang möglich.
Somit ist die Anordnung von Radfahrstreifen innerhalb der bestehenden Verkehrsanlage leider nicht umsetzbar und es bedarf einer Berücksichtigung bei den anstehenden Planungen für den gesamten Straßenraum.“
Aber das bedeutet eben für Radfahrer/-innen, dass ihre Lage sich bis zu Baubeginn 2025 nicht verbessert und bis dahin genauso gefährlich bleibt. Denn wer diese Route Richtung Stadtzentrum nehmen muss, landet dann ja trotzdem in einer Straße, in der das VTA die Verkehrsbedingungen für zu beengt einschätzt.
Diskutiert wurde das Problem in der Sitzung des Stadtbezirksbeirats Altwest am 2. Februar und im Stadtbezirksbeirat Mitte am 3. Februar. Und dort ist man ganz offensichtlich mit der Begründung der Stadtverwaltung nicht zufrieden. Denn was die verlässliche Radwegestrukturen in Leipzig betrifft, ist die Stadt an einem Scheideweg.
Nicht nur Jugendliche empfinden die Löcher im Netz immer mehr als Zumutung und wünschen sich mehr sichere Radwege, wie ja auch die Bürgerumfrage 2020 bestätigte. Mittlerweile bremst das löcherige Radnetz die Entwicklung des Radverkehrs in Leipzig massiv aus.
Und 2020 kam hinzu, dass sich Leipzigs Verwaltung vehement weigerte, die Corona-Zeit zu nutzen, um kurzfristig mehr Pop-up-Radwege einzurichten. Der Grund kann natürlich sein, dass dafür schlicht die Voruntersuchungen fehlten – anders als in Berlin. Was wiederum daran lag, dass die Planungsabteilung für den Radverkehr seit Jahren personell völlig unterbesetzt war.
Aber diese Versäumnisse – das lässt sich aus dem gemeinsamen Antrag der beiden Stadtbezirksbeiräte herauslesen – dürfen nicht weiter auf dem Rücken der Radfahrer/-innen ausgetragen werden. Und so beantragen beide Stadtbezirksbeiräte gemeinsam: „Ergänzend zum Antrag des JuPa: Sollte die kurzfristige Einrichtung eines Fahrradweges nicht möglich sein, sind die Einrichtung einer Pop-Up-Bikelane nach Berliner Vorbild oder eine andere temporäre Radverkehrsanlage zu prüfen.“
Die Begründung soll in der nächsten Ratsversammlung dann mündlich erfolgen.
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