Leipzig versucht gleich den ganz großen Wurf, nachdem es 2019 zum letzten Mal die große Debatte über den künftigen Verlauf des freigelegten Pleißemühlgrabens ging. Damals setzte sich die Verwaltung im Stadtrat mit ihrem Vorhaben durch, den Pleißemühlgraben vor der Hauptfeuerwache neu anzulegen und den historischen Verlauf hinter der Feuerwache aufzugeben. Jetzt soll der Pleißemühlgraben nicht nur bis zu Ranstädter Steinweg geöffnet werden, sondern gleich in seinem historischen Verlauf bis zum Zoo.
Das entschied so am Montag, 13. Dezember, die Dienstberatung des Oberbürgermeisters. Ein erstaunlicher Vorschlag in Zeiten der knappen Finanzmittel. Denn eine erste – nun schon einige Jahre alte – Kostenkalkulation gibt es bislang nur für den Grabenabschnitt vor der Hauptfeuerwache. Hier wurde bislang mit 16 Millionen Euro Baukosten gerechnet, was natürlich in Zeiten der gestiegenen Baupreise so nicht haltbar sein wird.
Verbindung nach Zweitem Weltkrieg gekappt
Für den Grabenabschnitt in Höhe des Naturkundemuseums bis zum Zoo gibt es noch keine öffentlich vorliegende Kalkulation. Auch dieser Abschnitt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg verfüllt und damit die Verbindung von der Pleiße zur Parthe komplett gekappt. Dieser Abschnitt freilich spielt eine wichtige Rolle in den Hochwasserplänen der Stadt, denn hier kann Wasser aus dem Pleißemühlgraben über die Parthe umgeleitet und der Elstermühlgraben entlastet werden.
Den Planungsbeschluss für den nördlichen Abschnitt des Pleißemühlgrabens zwischen der Käthe-Kollwitz-Straße und der Parthe im Zoo Leipzig wurde in der Sitzung der Verwaltungsspitze am Montag gefasst. Mit Beschluss durch die Ratsversammlung sollen die Arbeiten ab dem Jahr 2022 ausgeschrieben und vergeben werden.
Was konkret geöffnet wird
Im Abschnitt zwischen Käthe-Kollwitz-Straße und Ranstädter Steinweg wird der Pleißemühlgraben, entsprechend dem Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2019, parallel zum Goerdelerring neu angelegt und erlebbar. Dabei stellt die Querung des Ranstädter Steinweges eine besondere planerische Herausforderung dar, betont die Verwaltung: Die frühere Frankfurter Brücke hatte eine Breite von 14 Metern. Heute beträgt die zu überwindende Straßenbreite 48 Meter.
Der Grund dafür war die Tatsache, dass der Elstermühlgraben bis in die 1950er Jahre in der Mitte des Ranstädter Steinwegs geführt wurde. Dort lag er auch verrohrt noch bis zu sein er kompletten Umverlegung an die Südseite im Jahr 2006.
Im Ergebnis ist der Ranstädter Steinweg so breit geworden. Eine neue Lösung für die alte Frankfurter Brücke wird also auch entsprechend aufwendig und teuer.
Bis zum Naturkundemuseum ist der Pleißemühlgraben seit 1951 teilweise verrohrt und mündet dort gegenwärtig noch in den Elstermühlgraben. Der ehemals weitere Verlauf bis zum Zusammenfluss mit der Parthe im Leipziger Zoo hinter dem Aquarium wurde in den fünfziger Jahren komplett verfüllt und soll nun im historischen Verlauf wieder geöffnet werden.
Im Rahmen der Planungsarbeiten soll auch ein Freiraumkonzept für die Flächen des ehemaligen Fleischerplatzes, dem Bereich vor der heutigen Hauptfeuerwache und IHK, sowie für den Vorplatz des Naturkundemuseums erstellt werden, der bislang vor allem als Parkplatz genutzt wird.
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