Was für eine lange Vorgeschichte. Wer immer da jetzt den ersten Spatenstich setzen wird für den Leipziger Stadthafen – die wenigsten werden sich noch an die lange Vorgeschichte erinnern, mit der Leipzigs Umweltverwaltung versucht hat, den Stadthafen am Elstermühlgraben gebaut zu bekommen. Die ersten Bemühungen stammen noch aus dem Jahr 2004. 17 Jahre später beginnen nun die bauvorbereitenden Maßnahmen.

Der erste Beschluss zum Stadthafen wurde 2004 im Bau- und Finanzierungsbeschluss zum Bauvorhaben „Öffnung Elstermühlgraben“ gefasst. 2009 gab es dann die erste Neufassung, noch im selben Jahr die zweite. Und 2017 dann die dritte, da war sich das Umweltdezernat sicher, dass es den Hafen für knapp 4 Millionen Euro gebaut bekommen würde.Jetzt in eigener Regie, nachdem in den vorhergehenden 11 Jahren mögliche Investoren nur müde abgewinkt hatten. Der Versuch, irgendeinen Investor dafür zu gewinnen, den Hafen zu bauen und kostendeckend zu betreiben, war gründlich gescheitert.

Aber das Umweltdezernat wollte den Hafen unbedingt, nunmehr als festen Bestandteil des Wassertouristischen Nutzungskonzepts (WTNK). Also lotete es die Möglichkeiten aus, den Hafen vielleicht mit Fördergeldern gebaut zu bekommen.

Doch die gab es damals nicht: „Die Errichtung des Hafenbeckens (Wasserbau), welches mit 3.978.684 € Baukosten allein schon etwa 55 % der Gesamtinvestition darstellt, war bis 2017 trotz intensiver Bemühungen seitens der Stadt Leipzig und dem Fördermittelgeber nicht klar und eindeutig in einem Förderprogramm abbildbar. Erst mit Novellierung der Förderrichtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr zur Förderung der wirtschaftsnahen Infrastruktur im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe ‚Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur‘ (GRW-Infra) vom 27.10.2017 wurde erstmals die klar formulierte Voraussetzung zur Förderung von Häfen geschaffen.“

Stadthafen Leipzig Ende Oktober. Foto: LZ

Ein Hafen aus Fördermitteln

Erst mit der Förderzusage des Landes konnte das Hafenprojekt endlich aufgesetzt werden, auch wenn inzwischen die Baukosten deutlich gestiegen waren. Weshalb es 2019 dann einen neuen Baubeschluss im Stadtrat geben musste. Jetzt aber mit einem neuen Kostenrahmen von rund 7,2 Millionen Euro mit 90-prozentiger Förderung. Baubeginn sollte 2020 sein.

Aber auch das gelang nicht. Baubeginn wird jetzt wohl 2022 sein. Denn alles, was nach Mitteilung des Amtes für Stadtgrün und Gewässer in dieser Woche begonnen hat, sind erst einmal die bauvorbereitenden Maßnahmen. Wie der Hafen einmal aussehen soll, kann man auf der Homepage der Stadt anschauen.

Am 14. Oktober hat inzwischen auch der Stadtrat entschieden, wer die Konzession zur Betreibung des Stadthafens bekommen soll.

Am 16. November soll diese Konzession nun auch offiziell unterschrieben werden. „Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal sowie Nadine Thärichen und Jan Benzin von der Stadthafen Leipzig GmbH werden am Dienstag den Konzessionsvertrag für den Betrieb des künftigen Stadthafens sowie die Errichtung mehrerer Hochbauten unterzeichnen“, teilt die Stadt mit.

„Damit übernimmt die Stadthafen Leipzig GmbH die Aufgabe einer Hafenmeisterei und sorgt künftig für einen geordneten und kundenorientierten Betrieb des Stadthafens sowie die Pflege des Areals.“

Womit der Betreiber der jetzt schon bestehenden Anlagen an der Hafenmole auch den Stadthafen bewirtschaften wird.

Was passiert jetzt?

In dieser Woche haben erst einmal die ersten bauvorbereitenden Maßnahmen am Stadthafen Leipzig begonnen, so das Amt für Stadtgrün und Gewässer. Zunächst wird ein Teil der bereits vorhandenen öffentlichen Steganlage verlegt. Außerdem sind Baumfällungen erforderlich, die ab der nächsten Woche auf dem Areal vorgenommen werden.

Ab Januar 2022 starten dann die Abrissarbeiten und die Untersuchung des Areals auf Kampfmittel. Im Zusammenhang mit der Kampfmittelsondierung erfolgt auch der Voraushub für das künftige Hafenbecken.

In Ergänzung zu den bereits seit 2010 vorhandenen Steganlagen des äußeren Stadthafens im Elstermühlgraben – der sogenannten Hafenmole – soll auf dem Areal zwischen Friedrich-Ebert-Straße, Käthe-Kollwitz-Straße, Schreberstraße und dem Elstermühlgraben bis Mitte 2025 der Stadthafen Leipzig mit einem Hafenbecken einschließlich Bootsanlegestelle, Bootsliegeplätzen, Kanuverleih und einem Servicegebäude für Gastronomie und Hafendienstleistungen entstehen.

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Es gibt 2 Kommentare

Wieder mal so eine Verschwendung öffentlichen Geldes. Geld, dass besser für Kindergärten, Schulen, Soziales, Umwelt usw. usf. verwendet worden wäre. Wo sollen diese ganzen Boote, für die dort so großkotzig geplant wird, langfahren? Wenn die dann da sind, wollen und werden die auch durch den Auwald fahren wollen und werden die Flüsse nach und nach noch mehr zuschanden reiten, inklusive weiterer negativer Auswirkungen auf die Umwelt. Es wird sich immer ein wohlstandsverwöhnter Freizeitkapitän finden, der dann nach einer Wasserschlange Markkleeberg oder einem Elster-Saale-Kanal plus Milliardenteures Schleusenbauwerk krakeelt. Für das Amüsement weniger wird das Geld aller verschwendet und auch noch Umwelt (Wasser!) als menschliche Lebensressource vergeudet. Für sowas also hat man Milliarden über, aber dafür, dass bspw. Kranken- und Altenpfleger ein gescheites Gehalt bekommen, hat Deutschland nichts mehr da, hups, da sind die Kassen plötzlich leer. Spannend wird es, wenn dann in weiteren Trockenjahren die Flüsse nicht mehr befahrbar sein werden für größere Boote, für die dort aber auch geplant wird – wenn es arg kommt mit dem Klimawandel, eine sinnlose Investitionsruine. Erst wenn der letzte Fluss nur noch eine stinkende Brühe ist und das eiszeitliche Wasserreservoir der Mulde zur Neige geht oder mit Pestiziden verseucht sein wird, wird uns aufgehen, dass man Geld nicht trinken kann und Motorboote nicht essen kann.

Ein Gymnasium kostet 50 Millionen, einen Stadthafen gibt’s für 8 Millionen. Muss ich das verstehen?

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