Seit heute 8 Uhr sind die Wahllokale geรถffnet, bis 18 Uhr kรถnnen alle Wahlberechtigten noch ihre Stimmen abgeben: Die Bundestagswahl 2021, die je nach Perspektive als โKlimawahlโ oder โgefรคhrlicher Linksrutschโ geframt wird, ist in vollem Gange. Wir wollen die Wahl in diesem Liveticker mit aktuellen Daten, Fakten und gegebenenfalls Einschรคtzungen begleiten. Dabei fokussieren wir uns auf Leipzig, werfen aber auch den Blick auf den einen oder anderen besonders spannenden Wahlkreis.
In Leipzig gibt es zwei Wahlkreise. Vor vier Jahren konnte Sรถren Pellmann (Linke) den Sรผden und Jens Lehmann (CDU) den Norden gewinnen. Beide treten in diesem Jahr wieder an. Insgesamt werben rund 30 Direktkandidat/-innen um die Stimmen der Wรคhler/-innen.Parallel zu diesem Daten/Fakten-Liveticker gibt es heute auf L-IZ.de einen zweiten Liveticker aus dem Neuen Rathaus, der Impressionen und aktuelle Stimmen der Parteien beinhalten wird.
00:25 Uhr: Wir verabschieden uns mit einigen offenen Fragen
Die Leipziger Wahlkreise sind ausgezรคhlt. Im Norden verteidigt Jens Lehmann (CDU) das Direktmandat denkbar knapp mit 20,5 Prozent vor Holger Mann (SPD) mit 20,2 Prozent. Mit etwas Abstand folgen die Kandidat/-innen von AfD und Linkspartei. Deutlicher war es im Sรผden: Dort gewinnt Sรถren Pellmann (Linke) mit 22,8 Prozent vor Paula Piechotta (Grรผne) mit 18,4 Prozent, Nadja Sthamer (SPD) mit 16,6 Prozent und Jessica Heller (CDU) mit 16,5 Prozent.
Mindestens Holger Mann und Paula Piechotta dรผrften als sรคchsische Spitzenkandidat/-innen รผber die Landesliste in den Bundestag einziehen, auch fรผr die Leipzigerin Nadja Sthamer (SPD) sieht es aufgrund des Stimmenzuwachses ihrer Partei in Sachsen auf Parteilistenplatz 6 sehr gut aus fรผr ein Mandat.

Werfen wir noch einmal einen kurzen Blick auf eine aktuelle Hochrechnung kurz vor 24 Uhr: Die SPD kristallisiert sich als Wahlgewinnerin heraus und die Linke rutscht sogar knapp unter die Fรผnf-Prozent-Marke; liegt nun bei 4,9 Prozent. Mit mindestens drei Direktmandaten wรผrde sie dennoch als Fraktion in den Bundestag einziehen โ eines davon hat sie sicher in Leipzig. Zwei weitere sind dank verspรคteter Auszรคhlung um etwa 1 Uhr in Berlin dazu gekommen, macht exakt 3.
In Sachsen ist die AfD wie erwartet die Siegerin der Wahl. Sowohl bei der Erst- als auch bei der Zweitstimme liegt sie deutlich vorne. Neun von 16 Direktmandaten hat sie sicher und im Leipziger Land ist noch nicht ausgezรคhlt; dort liegt sie derzeit knapp vor der CDU.


23:59 Uhr: Der Segen der Anderen
Kurz vor Mitternacht: Zeit, mal einen Blick auf diese โAnderenโ zu werfen, die bundesweit immerhin 9,1 Prozent bei den Zweitstimmen geholt haben. Zumindest, wenn man das aktuelle Zwischenergebnis betrachtet. Etwas mehr als die Hรคlfte der Wahlkreise sind kurz vor 0 Uhr ausgezรคhlt.
Die Freien Wรคhler sind die grรถรte Gruppe innerhalb der kleinen Parteien. Sie haben laut aktuellem Zwischenergebnis 3,1 Prozent der Zweitstimmen erhalten und im Vergleich zur letzten Bundestagswahl somit deutlich zugelegt (+1,9 Prozent). Bei der Tierschutzpartei haben 1,4 Prozent ihr zweites Kreuz gesetzt. Die PARTEI hat nach aktuellem Stand eine รคhnliche Unterstรผtzung wie 2017 (0,9 Prozent).
Insgesamt haben die kleinen Parteien in der Summe deutlich mehr Stimmen erhalten als bei der letzten Bundestagswahl. 2017 gaben fรผnf Prozent der Wรคhler/-innen den sonstigen Parteien ihre Zweitstimme.
22:57 Uhr: Erste Wahlkreise in Sachsen sind ausgezรคhlt
In Sachsen sind mittlerweile die ersten drei Wahlkreise vollstรคndig ausgezรคhlt: Mittelsachsen, Chemnitzer Umland โ Erzgebirgskreis II und Chemnitz. Zwei der drei Direktmandate gehen an die AfD. In Chemnitz hat der SPD-Kandidat Detlef Mรผller das Direktmandat geholt. Bei den Zweitstimmen liegt die SPD in der Kulturhauptstadt 2025 mit 25,1 Prozent ebenfalls vorn.
22:36 Uhr: Berlin will Deutsche Wohnen und Co. enteignen
In Berlin stand heute noch eine wichtige Entscheidung an: Der Volksentscheid fรผr die Enteignung groรer Wohnkonzerne. Laut einer ersten Hochrechnung haben knapp 57 Prozent fรผr โJaโ gestimmt.
Aktueller Stand zur Abstimmung @dwenteignen in #Berlin #dwenteignen pic.twitter.com/SXXaBzG9YP
โ Torben Otten (@torbenotten) September 26, 2021
21:55 Uhr: Ein Blick ins Blaue
Stand halb zehn sind in Sachsen rund 44 Prozent der Stimmen ausgezรคhlt und die Karte fรคrbt sich โ รberraschung! โ fast flรคchendeckend blau. Bei den Erststimmen liegt die AfD in elf von 16 Wahlkreisen aktuell vorn, der Vogtlandkreis ist als einziger von der CDU dominiert. In Chemnitz liegt die SPD รผberraschend vorn, dort hatte 2017 Frank Heinrich von der CDU das Mandat geholt.
Die drei Direktmandate, die die AfD bei der Bundestagswahl 2017 fรผr sich gewinnen konnte, waren allesamt in Sachsen verortet: Im Wahlkreis Gรถrlitz Tino Chrupalla, im Wahlkreis Bautzen I Karsten Hilse und im Wahlkreis Sรคchsische Schweiz-Osterzgebirge die kurz nach der Wahl aus der Partei ausgetretene Frauke Petry.
Betrachtet man die aktuellen Zahlen, haben Chrupalla (38,2 Prozent) und Hilse (35,7 Prozent) sehr gute Chancen, ihre Mandate zu verteidigen. Sie liegen beide mit deutlichem Abstand รผber den jeweiligen aktuell zweitplatzierten CDU-Kandidaten. Im Wahlkreis Sรคchsische Schweiz-Osterzgebirge tritt dieses Jahr Steffen Jahnich. Auch er hat Stand halb zehn gute Chancen, er liegt mit 34,1 Prozent deutlich vor der CDU-Kandidatin.

Bei den Zweitstimmen liegt die AfD ebenfalls deutlich vor den anderen Parteien. Sie konnte bisher 32,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, dahinter kommt mit klarem Abstand die CDU mit 17,1 Prozent.
รbrigens: Im sรผdthรผringischen Wahlkreis, wo Hans-Georg Maaรen von der CDU aufgestellt wurde, ist mittlerweile sicher, dass er das Direktmandat nicht fรผr sich gewinnen konnte.
21:07 Uhr: Blick auf die Zweitstimmen
Beim Zweitstimmenergebnis liegt die SPD derzeit in beiden Leipziger Wahlkreisen vorne. Allerdings ist es im Sรผden noch sehr knapp. Die SPD hat aktuell 21,1 Prozent; die Grรผnen kommen auf 20,6 Prozent. Mit unter 15 Prozent folgen Linke, CDU und AfD. Etwas deutlicher ist der Vorsprung im Norden. Hier liegt die SPD mit 20,9 Prozent auf Platz 1, gefolgt von AfD (16,3 Prozent), CDU (15,2 Prozent) und Grรผnen (14,9 Prozent). Linke und FDP sind ebenfalls zweistellig.
20:45 Uhr: Spannung im Norden, wohl frรผhe Entscheidung im Sรผden
In den beiden Leipziger Wahlkreisen sind etwa vier Fรผnftel der Stimmen ausgezรคhlt. Im Sรผden liegt Sรถren Pellmann (Die Linke) mittlerweile deutlich vorn und dรผrfte sein Mandat mit hoher Wahrscheinlichkeit verteidigen. Im Norden hingegen gibt es einen spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem aktuellen CDU-Mandatstrรคger Jens Lehmann (24.750 Stimmen) und dem SPD-Herausforderer Holger Mann (24.180 Stimmen).
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20:38 Uhr: Welche Koalitionen kรถnnten es werden?
Auf Grundlage der aktuellen Hochrechnungen kรถnnte es im kommenden Kabinett verschiedene Koalitionsoptionen geben. Was die Meisten im Laufe des Wahlkampfs wohl fรผr unwahrscheinlich gehalten haben, ist nun zur Bundestagswahl doch mรถglich geworden: Die sogenannte Groรe Koalition, ein Bรผndnis aus Union (CDU/CSU) und SPD, kรถnnte fortgefรผhrt werden.
Laut der aktuellen ARD-Hochrechnung (Infratest dimap) kommt die Union auf 24,5 Prozent der Zweitstimmen, die SPD auf 25,5 Prozent, womit Stand 20 Uhr exakt 50 Prozent erreicht sind. Obwohl dieses Farbspiel rechnerisch mรถglich ist, gilt die Weiterfรผhrung der GroKo unter den Parteien selbst als eher unbeliebte Option. Die Parteivorsitzenden schlieรen sie aber auch nicht aus.
Ebenfalls genau auf 50 Prozent kommen aktuell Union (24,5 Prozent), Grรผne (13,8) und FDP (11,7), die sogenannte Jamaika-Koalition. Die von vielen Seiten ebenfalls favorisierte Ampelkoalition aus SPD, Grรผnen und FDP ist mit 51 Prozent die dritte relativ wahrscheinlich Parteienkombination fรผr die kommende Regierung. Eine weitere mรถgliche Dreierkoalition ist die sogenannte Deutschlandkoalition aus Union, SPD und FDP, die aufgrund der rechnerisch bereits durch Union und SPD erreichten 50-Prozent-Grenze nun eher ins Hintertreffen geraten ist.
CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet sagte eben in der sogenannten Berliner Runde โ das traditionelle TV-Format am Wahlabend mit den Spitzenkandidat/-innen aller groรer Parteien โ dass er von einem Dreierbรผndnis ausgeht, was die Option GroKo noch unwahrscheinlicher wirken lรคsst.
Rot-Grรผn-Rot scheint โ betrachtet man die neusten Hochrechnungen โ keine Option zu sein. Gemeinsam kommen SPD, Grรผne und Linke auf 44,3 Prozent, was es sehr unwahrscheinlich macht, dass dieses Linksbรผndnis noch zustande kommt.
19:40 Uhr: In Leipzig wird es spannend
Mittlerweile sind in Leipzig die ersten Wahlbezirke ausgezรคhlt. Wirklich vielsagend ist das noch nicht โ wir reden hier von ein paar tausend Stimmen. Im Sรผden liegt Sรถren Pellmann (Linke) knapp vorne, im Norden ist es Jens Lehmann (CDU). Beide hatten schon vor vier Jahren die Direktmandate gewonnen. Aber wie gesagt: Wir stehen am Beginn der Auszรคhlung. Etwa ein Zehntel ist erst geschafft.
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Auch ein erster Blick auf die Landkreise in Sachsen ist noch nicht sooo aussagekrรคftig. Hier liegt beispielsweise insgesamt die Querdenken-Partei dieBasis aktuell vor den Grรผnen.

19:02 Uhr: Maaรen wohl nicht im Bundestag
Ein besonders spannender und beachteter Wahlkreis ist der mit der Nummer 196 in Sรผdthรผringen. Dort tritt der von Teilen der AfD รถffentlich unterstรผtzte Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaรen fรผr die CDU als Direktkandidat an.
Laut dem aktuellen Stand der Auszรคhlungen (etwa ein Viertel der Stimmen ist bereits ausgezรคhlt) schafft Maaรen den Einzug in den Bundestag nicht โ sein Konkurrent Frank Ullrich von der SPD holt mit hoher Wahrscheinlichkeit das Direktmandat. Auf Ullrich fallen Stand 19 Uhr rund 30 Prozent der Stimmen im Wahlkreis Suhl โ Schmalkalden-Meiningen โ Hildburghausen โ Sonneberg, auf Maaรen 24,5 Prozent.
Der AfD-Kandidat Jรผrgen Treutler in diesem Wahlkreis hat aktuell รคhnlich viele Stimmen wie Maaรen, er liegt bei 25,2 Prozent.
18:26 Uhr: Wohl keine Giffey fรผr Berlin
In Berlin findet heute parallel zur Bundestagswahl die Wahl zum Abgeordnetenhaus statt. Die 18-Uhr-Prognose lรคsst darauf schlieรen, dass die SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey nicht die nรคchste Bรผrgermeisterin der Hauptstadt wird.
Laut Prognose haben die Grรผnen, deren Spitzenkandidatin Bettina Jarasch heiรt, die hรถchste Zustimmung mit 23,5 Prozent. Dahinter kommt die SPD mit 21,5 Prozent. CDU (15 Prozent) und Linke (14,5 Prozent) liegen laut der ersten Prognose in etwa gleichauf. Die FDP kommt auf 7,5 Prozent, die AfD auf glatt sieben. Andere Parteien erhalten zusammen elf Prozent.
Erste Zahlen aus Leipzig sind gegen 19 Uhr zu erwarten.
18:00 Uhr: Die erste Prognose ist da
Die erste Prognose (spรคter folgen Hochrechnungen und das vorlรคufige Ergebnis) zur heutigen Bundestagswahl ist verรถffentlicht: Demnach liegen Union und SPD mit jeweils 25 Prozent gleichauf, AfD und FDP kommen auf jeweils elf Prozent. Die Grรผnen erreichen mit 15 Prozent ihr bisher bestes Ergebnis bei einer Bundestagwahl und die Linkspartei muss mit fรผnf Prozent um den Einzug in das hรถchste deutsche Parlament bangen.

17:16 Uhr: Probleme in einigen Wahllokalen in Berlin
In der letzten Stunde kamen vermehrt Nachrichten aus Berlin, wonach in mindestens vier Wahllokalen vorรผbergehend nicht gewรคhlt werden kann, weil die Stimmzettel nicht ausreichen. Der Bundeswahlleiter weist aus diesem Anlass darauf hin, dass auch noch nach 18 Uhr Stimmen abgegeben werden kรถnnen, sofern man sich vor offizieller Schlieรung der Lokale in der Warteschlange befand.
Laut Bundeswahlleitung sind โvertauschte Wahlzettelโ der Grund fรผr die langen Verzรถgerungen an einigen Berliner Wahllokalen. Der Bundeswahlleiter sei im engen Austausch mit der zustรคndigen Landeswahlleiterin in der Hauptstadt.
Vor vielen Wahllokalen in Berlin mรผssen die Wรคhler:innen mehr als 90 Minuten warten. Grund ist meist nicht der groรe Andrang, sondern laut Helfern und Bezirkswahlleitungen die Corona-Regeln, die vielen Stimmzettel und zu wenige Wahlhelfer โ viele sind abgesprungen. #Berlinwahl
โ Julius Betschka (@JuliusBetschka) September 26, 2021
17:00 Uhr: Wahlbeteiligung leicht hรถher
Ob sich die Wahlbeteiligung im Vergleich zur letzten Bundestagswahl 2017 (rund 76 Prozent bundesweit, rund 75 Prozent in Leipzig) noch einmal erhรถhen wird, wird sich im Verlauf des Tages zeigen. Stand 16 Uhr war die Wahlbeteiligung heute in Leipzig bei 69,4 Prozent. Vor vier Jahren lag die Beteiligung zum selben Zeitpunkt mit 67 Prozent knapp darunter. Somit liegt die Wahlbeteiligung zu diesem Tageszeitpunkt mehr als zehn Prozentpunkte รผber den Werten der vergangenen Stadtrats- bzw. Landtagswahl.
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