Jahrelang war das ein regelrechtes Tauziehen zwischen der Deutschen Bahn, der die Grundstücke an der Schulze-Delitzsch-Straße gehören, und der Stadt Leipzig. 2016 waren die Kaufverhandlungen sogar eingestellt worden, weil man sich über den mittlerweile dort ansässig gewordenen Wagenplatz nicht einigen konnte. Ab 2017 machte der Stadtbezirksbeirat Ost Druck, denn seit Jahren wartet Volkmarsdorf auf den versprochenen Stadtteilpark. Jetzt endlich ist es so weit.

Der Kaufvertrag ist unterschrieben. Jetzt fehlt nur noch die Freigabe der Gelder, um das Gelände endlich in die Obhut der Stadt zu bekommen. „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, den bereits notariell beurkundeten Grundstückskaufvertrag mit dem Verkäufer zum Ankauf von zwei Teilflächen der Flurstücke 363/59 der Gemarkung Volkmarsdorf, Schulze-Delitzsch-Straße zum Kaufpreis in Höhe von 600.000,- € zzgl. Nebenkosten in Höhe von 66.000,- € nachgenehmigen zu lassen“, lautet deshalb die jüngste Vorlage für den Grundstücksverkehrsausschuss.Wobei die Stadt nicht das komplette Gelände von 32.000 Quadratmetern kauft, sondern nur zwei Teilflächen von rund 14.000 und rund 9.000 Quadratmetern. Der Bodenrichtwert für baureifes Land, das es ja ist, liegt aktuell bei 60 Euro/m².

Aber Leipzig will ja nicht bauen, sondern die Fläche genauso nutzen, wie es die Deutsche Bahn schon getan hat: „Die Fläche wurde mit Planfeststellungsbeschluss für das Bauvorhaben City-Tunnel Leipzig als Entsiegelungsmaßnahme und Anlage von Gehölzstrukturen planfestgestellt. Obwohl die Fläche von Bahnbetriebszwecken freigestellt ist, unterliegen Änderungen dem Zustimmungsvorbehalt des Eisenbahnbundesamtes.“

Weshalb man sich auf einen niedrigeren Kaufpreis geeinigt hat: „Dies entspricht einem Wert von 25,75 €/m² für eine Teilfläche von ca. 23.303 m².“

Im Untergrund könnten durchaus noch ein paar Altlasten liegen, auch wenn die Bahn hier schon Sanierungsarbeiten vorgenommen hat:

„Auf dem Grundstück befindet sich der Altlastenstandort einer ehemaligen Galvanotechnik. Das Gelände wurde im Jahre 2017 beräumt, vorhandene Belastungen im oberen Auffüllungshorizont sowie im unmittelbaren Bereich der Galvanotechnik durch Bodenaustausch saniert. Zur Sicherung der tieferen Bodenbelastungen wurde im Sanierungsbereich eine Teichfolie eingebaut. Laut Gutachten vom März 2021 ist davon auszugehen, dass die oberflächennahen Verunreinigungen am Standort vollständig entfernt bzw. abgedeckt wurden.

Damit ist der Wirkpfad Boden – Mensch überall unterbrochen und entsprechend kann ein Gefährdungsrisiko für die menschliche Gesundheit ausgeschlossen werden. In tieferen Bodenbereichen ist jedoch mit lokalen Restbelastungen zu rechnen. Im Grundwasser konnten aber keine erhöhten Chrom-Gehalte nachgewiesen werden. Das von der ehemaligen Galvanotechnik ausgehende Gefährdungsrisiko wird im Ergebnis als gering bzw. tolerabel eingeschätzt.“

Die Aufforstung der Fläche wurde bereits durch die DB durchgeführt. Ab 2024 soll dann das Amt für Stadtgrün und Gewässer (ASG) die Pflege der Fläche übernehmen.

Postwendend gab es dann am Dienstag auch gleich die Meldung aus der Dienstberatung des Oberbürgermeisters:

Stadt erwirbt Flächen für einen urbanen Wald an Schulze-Delitzsch-Straße in Volkmarsdorf

Für rund 700.000 Euro hat die Stadt jetzt auf der Schulze-Delitzsch-Straße in Volkmarsdorf zwei Flächen von der DB Netz AG erworben – auf einer der letzten größeren Brachflächen in zentraler Lage. Sie sind Teil des langfristigen Liegenschaftsmanagements der Stadt und sollen perspektivisch für einen urbanen Wald oder eine Spiel- und Aufenthaltsfläche nördlich der Mariannenstraße genutzt werden.

Dies hat Oberbürgermeister Burkhard Jung jetzt auf Vorschlag von Baubürgermeister Thomas Dienberg auf den Weg gebracht. Dienberg sagt: „Der Leipziger Osten ist ein dicht bebautes, bevölkerungsreiches Gebiet und braucht weiterhin mehr Grün. Diese Fläche ist heute schon begrünt und daher ideal für einen Stadtteilpark für Volkmarsdorf geeignet.“ Der Grundstücksverkehrsausschuss entscheidet voraussichtlich am 27. September abschließend darüber.

Die Deutsche Bahn hatte im Juni 2019 die insgesamt rund 4.500 Quadratmeter großen Teilflächen eines Grundstücks im Bereich der Schulze-Delitzsch-Straße öffentlich ausgeschrieben, die Stadt Leipzig war jeweils Höchstbietende. Weitere knapp 19.000 Quadratmeter Grünfläche rund um das Areal sollen noch erworben werden, um diese ebenfalls als städtischen Wald zu nutzen. Auch wird geprüft, ob alternativ auf der Fläche eine Schule oder Turnhalle gebaut werden könnte.

Eine Teilfläche wird aktuell noch gewerblich genutzt, die bestehenden Mietverträge übernimmt die Stadt. Ein weiterer Bereich ist derzeit durch eine Wagenburg besetzt. Über weitere Planungsschritte sollen die Anwohner und Akteure vor Ort sowie die politischen Gremien unterrichtet werden.

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