Einen Radweg wollte Leipzigs Stadtverwaltung nicht darauf bauen, obwohl es der ideale Anschluss für den Elster-Saale-Radweg wäre. Stattdessen soll die ehemalige Bahnstrecke Lausen-Plagwitz-Pörsten entlang des Lausener Weges zu einer neuen Heimstatt für umzusiedelnde Zauneidechsen werden. Das teilte das Amt für Stadtgrün und Gewässer am Montag, 27. September, mit.

Am Mittwoch, 6. Oktober, sollen auf dem alten Bahndamm zwischen Miltenberger Straße und Neubauernstraße vorbereitende Arbeiten für Maßnahmen zum Schutz der Zauneidechse beginnen. Im Anschluss an die Herstellung der Fläche werden voraussichtlich zwischen April und September 2022 die Zauneidechsen von ihrem ehemaligen Standort am Sellerhäuser Bogen an diese Stelle umgesiedelt, so das Amt für Stadtgrün und Gewässer.Als erster Teil des Sellerhäuser Bogens soll ja – nachdem das historische Viadukt saniert wurde – bis 2024 das Aktivband von der Anger-Crottendorfer-Bahnschneise bis zur Eisenbahnstrecke Leipzig–Dresden gebaut werden. Das heißt: Auf dem Bahndamm ist für die Zauneidechsen kein Platz mehr. Sie müssen an einigen Stellen auch den nötigen Rampen weichen, mit denen Fußgänger und Radfahrer künftig auf den Damm kommen.

Und so nebenbei zeigt sich, dass man auch hier bei den Planungen zum City-Tunnel vor 20 Jahren nicht wirklich weitergedacht hat.

Denn im Rahmen des Bauvorhabens „City-Tunnel Leipzig“ war eine Maßnahme zum Artenschutz festgesetzt worden, die aufgrund des geplanten Parkbogens Ost nun verlagert werden muss. Den hier war der Sellerhäuser Bahnbogen, der nach Öffnung des City-Tunnels keine Rolle mehr im Netzplan der Bahn spielte, als Lebensraum für umzusiedelnde Zauneidechsen gedacht. Damit wäre es eine reine Art Naturoase mitten in der Stadt geworden, aber das Projekt Bahnbögen wäre damit unmöglich geworden.

Für die nicht mehr zur Verfügung stehende Fläche auf dem Sellerhäuser Bogen im Leipziger Osten wurde nun am Bahndamm Lausen eine gut geeignete Ersatzfläche gefunden, betont die Verwaltung.

Zunächst ist vorgesehen, auf der Fläche der ehemaligen Bahntrasse artenschutzgerechte Lebensräume zu schaffen. Dazu müssen Teilbereiche entlang des Bahndammes von Gehölzen befreit werden. Für mehr Sonnenlicht sind in Teilabschnitten und in Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde auch Baumfällungen notwendig.

Danach werden für die Zauneidechse einzelne Elemente wie zum Beispiel Totholzhaufen, Steinhaufen und Sandlinsen vorwiegend aus den dort vorhandenen Materialien und Substraten in einem lockeren Wechsel angelegt. Der ehemalige Bahnsteig sowie die dazugehörige südexponierte Mauer bleiben erhalten.

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Es gibt 6 Kommentare

Nein, ist nicht egal. Wenn die Gleise also weg sind und teilweise sogar schon ein Radweg existiert, würde es sich dann um eine Neubaustrecke handeln. Und dann stehen die Zauneidechsen “im Weg”.

(Aus ähnlichen Gründen wird auch der Südast der Linie 9 nicht wiederkommen, da die Trasse durch Naturschutzgebiet führte und nur noch Bestandsschutz hatte. Die LVB hatten die Gleise gezielt verkommen lassen und schließlich beseitigt. Das ging ganz schnell. Wie bestochen mit viel Geld von reichen Markkkeebergern, die keine Straßenbahn mehr sehen wollen.)

Es ist doch egal, ob doch noch Gleise liegen oder nicht. Meint man es mit der Mobiltätswende Ernst, dann gehört auch die Anbindung des ländlichen Raumes an die Zentren. Und hier handelt es sich um eine ehemalige Bahnstrecke. Diese sollte doch Vorrang vor dem Radweg haben. Aber so kommt es wieder zu den typischen Diskussionen….

Nein, die Gleise gibt es dort nicht mehr. Außerhalb von Leipzig ist der alte Bahndamm mittlerweile auch schon zu einem guten Radweg geworden.

Gibt es da noch die Gleise? d.h. der Betriebszustand ist quasi nur “stillgelegt” und nicht “aufgegeben”? Ich dachte, für die Zauneidechsen ist alles schon weggeruppt worden…

(Ich kenne die “Ecke” da “hinten” nicht, daher meine Frage…)

Ich verstehe die Maßnahme nicht. Alle reden von der Mobilitätswende wegen des Klimas.

Deshalb erwarte ich jetzt schnellstmöglich die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke.

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