Gut Ding will Weile haben. Aber irgendwann muss man es anpacken. Und die Heinrich-Mann-Grundschule in Meusdorf wird dringend gebraucht. Aber genauso dringend ist hier eine Komplettsanierung. Was die Verwaltung zum Zustand des 1936 erbauten Gebรคudes aufgeschrieben hat, dรผrfte noch fรผr einige der bislang unsanierten Schulgebรคude in Leipzig gelten.
โDie Barrierefreiheit ist nicht gegeben
โ Kรผche und Mensa sind unzureichend
โ Die Fenster sind stark verwittert, zum Teil defekt und undicht
โ Unzureichender Sonnenschutz bzw. erforderlicher Sonnenschutz nicht vorhanden
โ Baulicher und anlagentechnischer Brandschutz fehlen bzw. sind unzureichend
โ Vorhandene sicherheitstechnische Mรคngel sind abzustellen
โ Die Innentรผren und Bodenbelรคge sind stark verschlissen
โ Schallschutz und Raumakustik sind unzulรคnglich
โ Heizungs-, Sanitรคr- und Elektroanlagen sind veraltet und lรคngst abgeschrieben
โ Der Pausenhof bzw. die Freiflรคche mรผssen neugestaltet und hergerichtet werden.โ
Eine nur allzu vertraute Bilanz. Aber mit ein bisschen Reparieren geht da nichts mehr, auch wenn der Stadtrat die Verwaltung mittlerweile dazu verdonnert hat, auch jรคhrlich Millionen in die Instandhaltung der Gebรคude zu investieren, damit sie eben nicht urplรถtzlich zum Sanierungsfall werden.Aber das beseitigt nicht die Schรคden, die durch jahrzehntelang unterlassene Modernisierungen entstanden sind. Da ist zwar noch die Gebรคudehรผlle irgendwie intakt, aber die Komplettsanierung kostet mittlerweile so viel, wie vor wenigen Jahren noch der Neubau einer Grundschule gekostet hรคtte.
Die Vorlage zum Baubeschluss beschreibt eigentlich das Leipziger Dilemma, dass jahrzehntelang nie genug Geld da war, um die bestehenden Schulgebรคude im Bestand zu erhalten: โIn den zurรผckliegenden Jahren wurden am Objekt einzelne kleinere Baumaรnahmen realisiert, u. a. Brandschutz in einem 1. Bauabschnitt, Erneuerung Heizkessel, WC-Rรคume in Schule und Hort, Dacheindeckung Sporthalle. Die erforderliche Instandsetzung und Instandhaltung des Gebรคudekomplexes wurde รผber die Jahre auf ein Minimum begrenzt. Viele Bauteile sind stark abgenutzt, das Untergeschoss der Schule weist, bedingt durch die veraltete und nicht funktionierende Grundstรผcksentwรคsserung, starke Nรคsseschรคden auf. Eine Erneuerung dieser ist Grundvoraussetzung fรผr die Trockenlegung. Der energetische Standard ist schlecht.โ
Da hilft nur noch eine Komplettsanierung, bei der dann auch das Hortgebรคude durch einen funktionaleren Neubau ersetzt werden muss.
Im Januar 2020 erfolgte der Planungsbeschluss fรผr die Schule im Schwarzenbergweg 4, damals noch in der Hoffnung, das Projekt fรผr 13,6 Millionen Euro gestemmt zu bekommen.
Aber selbst ein Jahr bedeutet schon massive Steigerungen bei den Baukosten. Die Stadt muss in den sauren Apfel beiรen, es geht gar nicht anders: โDas Ergebnis dieser Untersuchungen sieht die Komplettmodernisierung der unter Denkmalschutz stehenden Gebรคudeteile, Schule, Verbinder und Sporthalle, nach Abbruch des bestehenden Hortgebรคudes, vor. Das Flรคchendefizit wird durch einen neuen Erweiterungsbau, in welchem sich grรถรtenteils die Nutzung des Hortes wiederfindet, kompensiert. Es ist vorgesehen, den Erweiterungsbau gemรคร der historischen Planung von 1937 des denkmalgeschรผtzten Bestandes, wieder entstehen zu lassen.โ
โSporthalle und Erweiterungsbau werden durch einen neuen Verbinder miteinander verbunden, die fehlenden Sanitรคrflรคchen der Sporthalle werden durch einen kleinen Erweiterungsbau an der Sporthalle gewรคhrleistet. Es entsteht ein Gebรคudekomplex, der baulich und haustechnisch, brandschutztechnisch und bauphysikalisch, den heutigen Anforderungen entspricht. Denkmalpflegerische Aspekte wurden berรผcksichtigt. Die Freianlage wird neu gestaltet und wie der Schulkomplex barrierefrei ausgebildet.โ
Im November sollen die Bauarbeiten beginnen. Im Dezember 2023 soll alles fertig sein, sodass die Kinder und die Lehrer/-innen nach den Winterferien 2024 wieder einziehen kรถnnen. In eine Schule, die ihren Freiluft-Charme dann auch wieder zeigen kann.
Oder mit den Worten der beiden am Bau beteiligten Dezernate: โDer modernisierte Schulkomplex wird den baulichen und funktionalen Rahmen fรผr eine moderne und zeitgemรครe Schule bieten. Die Schule ist auรerdem barrierefrei, sodass Inklusion und Integration beste Voraussetzungen haben. Die Lehrerschaft/Erzieher und die Schรผler erhalten optimale Bedingungen.โ
Vorher muss freilich der Stadtrat noch seine Zustimmung zum Baubeschluss geben. Immerhin geht es jetzt um 17,4 Millionen Euro, die die Stadt hier einsetzen muss.
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