„Die Stadtverwaltung prüft derzeit, wie die Sachsenbrücke langfristig und ohne massive Polizeipräsenz als öffentlicher Ort mit all seinen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung erhalten werden kann“, meldete am 2. Juli das Leipziger Ordnungsdezernat. Seit den Vorfällen in der Nacht vom 11. zum 12. Juni steht die Sachsenbrücke unter besonderer Beobachtung. Und die Stadtreinigung hat schon mal berechnet, was die Reinigung der Brücke nach einer Glasscherbenparty so kostet.
„Traurige Bilanz für die Sachsenbrücke“
Der Eigenbetrieb Stadtreinigung nennt es eine „Traurige Bilanz für die Sachsenbrücke“. Aber eigentlich hat ja selbst die Diskussion im Stadtrat gezeigt, dass man hier mit Emotionen, Weh und Ach nicht weiter kommt. Denn einerseits kann man den vorwiegend jungen Menschen, die in Leipzig jetzt nach dem langen Corona-Lockdown einen Ort zum gemeinsamen Feiern suchen, nicht einfach untersagen zu feiern.Dann entladen sich die Bedürfnisse anderswo. Und Stadt und Polizei sind ganz und gar nicht aus der Pflicht, die Einhaltung der Regeln, die die öffentliche Ordnung und Sicherheit gewährleisten, zu überwachen.
Das wird nicht erst mit der neuen Grünflächensatzung passieren, die Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal angekündigt hat.
Behörden wachen schon jetzt
Das ist auch jetzt schon möglich, wie das Ordnungsdezernat feststellte: „Täglich bis in die späten Abendstunden hinein kontrolliert der Stadtordnungsdienst im Bereich der Sachsenbrücke und führt mit den dort Anwesenden sensibilisierende Gespräche um möglichen Ordnungsverstößen von vorneherein entgegenzuwirken. Ab dem späten Abend sind insbesondere am Wochenende verstärkt Kräfte der Polizei und des Außendienstes des Ordnungsamtes vor Ort, um konsequent durchzugreifen.“
Für Verstärkeranlagen braucht es Sondergenehmigungen. Und gerade der massive Glasbruch auf dem Pflaster sorgte ja für besonderen Unmut: „In diesem Zusammenhang prüft die Stadtverwaltung stetig, ob die Lage ein Glasverbringungsverbot rechtfertigt. Solche Eingriffe in die Handlungsfreiheit der Bürgerinnen und Bürger sind an strenge rechtliche Bedingungen gebunden.“
Auch bauliche Veränderungen könnten helfen
Aber da man sich die Brücke jetzt etwas genauer angeschaut hat, hat man auch gemerkt, dass man hier auch baulich etwas verändern müsste: „Als ein weiterer Schritt sind derzeit auch Veränderungen an der Lichtsituation im Bereich der Sachsenbrücke im Gespräch. Gegenwärtig ist der Bereich der Sachsenbrücke unbeleuchtet. Allgemein bekannt ist, dass Dunkelheit mitunter bewusst für Straftaten ausgenutzt wird. Aber auch hinsichtlich der Vermüllung und den davon ausgehenden Gefahren können positive Effekte durch eine bessere Ausleuchtung erwartet werden.“
Und eigentlich drängt sich die vom Stadtrat schon oft diskutierte Frage nach öffentlichen Toilettenanlagen im Park auf. Denn nachts sind ja die Cafés im Park geschlossen. Wohin also mit der Notdurft? Aber mehr als eine Untersagung hat das Ordnungsdezernat bislang nicht formuliert: „Grundsatz ist, dass Anlieger und Passanten nicht belästigt werden dürfen. Wer ordnungswidrig handelt, muss mit einer Anzeige rechnen. Das betrifft die illegale Müllentsorgung gleichermaßen wie das gemäß § 3 Abs. 3 PolVO untersagte Verrichten der Notdurft auf öffentlichen Straßen, in den öffentlichen Erholungs- und Grünanlagen und Gewässern.“
Teure Abfallentsorgung
Wie viel Müll freilich bei einer solchen Party mit 1.000 Teilnehmer/-innen anfällt, hat die Stadtreinigung Leipzig jetzt mal vorgerechnet.
220 Glasflaschen und drei Säcke mit Glasscherben, Getränkekartons, Chipstüten und Co sammelten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Eigenbetriebes Stadtreinigung Leipzig am vergangenen Wochenende – also dem 26. und 27. Juni – auf der Sachsenbrücke ein.
Das kostet natürlich extra, weil das in den normalen Touren der Stadtreinigung so nicht vorgesehen ist. Die Reinigungskosten inklusive Einsatzleitung und Personal für Kehrmaschine, Papierkorbfahrzeug sowie für die Entsorgung belaufen sich an diesem einen Wochenende auf rund 1.400 Euro.
„Hochgerechnet auf einen Monat kommen allein für die Wochenenden etwa 5.600 Euro Reinigungskosten zusammen“, erklärt Thomas Kretzschmar, Erster Betriebsleiter des Eigenbetriebes Stadtreinigung Leipzig. „Hinzu kommen weitere Kosten für die Abfälle, die in der Grünanlage rund um die Sachsenbrücke von unseren Gärtnerinnen und Gärtnern aufgesammelt werden.“
Je mehr Bürgerinnen und Bürger auf der Sachsenbrücke feiern, umso mehr Abfallmengen müssen durch den Eigenbetrieb beseitigt werden. Mit Blick auf die vergangenen Jahre sind das bis zu 70 Prozent mehr an herumliegenden Abfällen.
Rosenthal appelliert an Feiernde: Die Parks sind für alle da!
„Nachvollziehbar sind diese Abfallmengen nicht, weil Entsorgungsmöglichkeiten vor Ort bereitstehen“, betont Thomas Kretzschmar. Derzeit prüft der Eigenbetrieb Stadtreinigung Leipzig deshalb die Aufstellung von Glassammelbehältern an der Anton-Bruckner-Allee.
„Wir bitten ausdrücklich darum rücksichtsvoll zu feiern, die gesetzliche Nachtruhe zu respektieren sowie das Vermüllen und Zerstören des öffentlichen Raumes zu vermeiden“, appelliert Heiko Rosenthal, Bürgermeister für Umwelt, Klima, Ordnung und Sport.
„Unsere Parks und Grünanlagen sind für alle da und sollen auch am Morgen danach zum Erholen einladen. Mit den sinkenden Infektionszahlen und Lockerungen zieht es viele Menschen zum Feiern ins Freie. Das ist nachvollziehbar, darf aber nicht zulasten des gemeinsamen Miteinanders sowie der Grün- und Parkanlagen gehen.“
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Keine Kommentare bisher
Die Stadtreinigung gibt sich hier wieder hysterisch. 1400 Euro für einmal Aufräumen?
Vermutlich eine Vollkostenrechnung, damit es beeindruckender aussieht: nach dem Motto, wir müssen 10 externe Müllwerker leihen und Kehrmaschinen extern anmieten. Bei Kostenfragen übertreiben politische Akteure immer gerne, weil selten nachgehakt wird, wie diese Zahlen zusammengerechnet werden.
Egal. Stellt einfach so Müllkisten auf wie im Lene-Voigt-Park und leuchtet die Sachsenbrücke ein bisschen auf, dann wird das alles auch besser.
Aber vermutlich kosten Müllkisten und Licht auch gleich wieder ein Vermögen.
Eigentlich will man das alles gar nicht. Die Jugend soll samstags nach dem Fußball vorm Fernseher verdämmern und montags um 6 am Fließband stehen.