In der Shakespearestraße im Zentrum-Süd könnte nach Vorstellung der Leipziger Stadtverwaltung in den kommenden Jahren eine kleine Grünfläche entstehen. Zu diesem Ergebnis kommen Stadtplanungsamt sowie Verkehrs- und Tiefbauamt nach monatelanger Prüfung, die der Stadtrat im September 2020 beauftragt hatte. Zunächst sind umfangreiche Straßensanierungen und -umbauten geplant.
Wörtlich teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage der LZ mit: „Im Ergebnis der Prüfung wird direkt am Shakespeareplatz eine neue Fläche mit Aufenthaltsqualitäten geschaffen. Diese Fläche kann, wenn später Mittel zur Verfügung stehen, über den gesamten Shakespeareplatz im Sinne eines Pocket Parks erweitert werden.“
Bauarbeiten ab Herbst
Planungen für eine Straßensanierung in der Shakespearestraße liefen in der Verwaltung ohnehin, wie aus der Antwort der Stadt hervorgeht. Voraussichtlich ab Herbst dieses Jahres sollen zunächst die Wasserwerke mit Erneuerungsmaßnahmen beginnen. „Der Straßenbau soll im II. Quartal 2022 starten“, erklärt die Stadt.
Im Zuge der Baumaßnahmen sollen die Gehwege verbreitert sowie Pkw-Stellflächen „umstrukturiert“ und zahlreiche neue Baumstandorte „aufgelockert“ werden, heißt es weiter. Durch Bauminseln werde die Fahrbahn schmaler angelegt, was zur Entschleunigung des Verkehrs führe. Der erste Bauabschnitt umfasse den Bereich von Karl-Liebknecht-Straße bis Arthur-Hoffmann-Straße. Der zweite Abschnitt die Arbeiten bis zur Kohlenstraße.
Mehr Bäume und Bänke für Aufenthaltsqualität
Der erste, über diese Planungen hinausgehende Schritt in Richtung einer Mini-Grünfläche bzw. eines „Pocket Parks“ wird nach Angaben der Stadt im Bereich der Shakespearestraße 7 gemacht. Dort befindet sich eine frei stehende Villa, die rechts und links von schmalen Gassen eingefasst ist, die wiederum den Namen Shakespeareplatz tragen. Es handelt sich dort also nach allgemeiner Vorstellung gar nicht um einen Platz. Vor allem die rechtsseitig verlaufende schmale Sackgasse dient aktuell als Parkplatz.
Vor der Villa halten Stadtplanungsamt sowie Verkehrs- und Tiefbauamt nach ihrer Prüfung und als Antwort auf den Stadtratsbeschluss zunächst „zusätzliche Baumstandorte sowie Sitzgelegenheiten“ für möglich. „Dies wäre ein Auftakt für eine separate Gestaltung des Shakespeareplatzes“, teilt die Verwaltung mit. In Zahlen geht es erst einmal um 240 Quadratmeter.
„Spannungsfeld zwischen Auto und Aufenthaltsqualität“
Wie es darüber hinaus weitergeht in der Shakespearestraße, ist nach Darstellung der Stadt Gegenstand weiterer politischer Aushandlungsprozesse. Langfristig könnten rund um die oben beschriebene Villa – der Idee des „Pocket-Parks“ folgend – mehr Flächen zum Treffen, Spielen und Ausruhen geschaffen werden. Die Verwaltung schreibt dazu: „Das bedürfte aber einer stadtweiten Diskussion im Spannungsfeld zwischen Auto und Aufenthaltsqualität. In jedem Einzelfall muss geprüft werden, welche Möglichkeiten jeweils ausgeschöpft werden können.“
Auslöser für den Stadtratsbeschluss und mithin die Prüfung durch die Verwaltung war eine Petition, die Anwohnerinnen und Anwohner im Frühjahr 2020 bei der Stadt eingereicht hatten. Mehrere hundert Unterzeichner forderten darin, die noch unbebauten Grundstücke Shakespearestraße 17–19 und Bernhard-Göring-Str. 28 zu einem „zusammenhängenden Stadtteilpark“ umzugestalten. Diese Forderung wies die Verwaltung zurück und begründete das mit dem bestehenden Baurecht der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB).
Anwohner kritisch
Holger Baars war einer der Mit-Initiatoren der Petition. Auf Anfrage der LZ bezeichnet er die beschriebenen Pläne als „absolute Mogelpackung“. Die Verwaltung nutze „eine sowieso geplante Straßensanierung, um zehn Parkplätze wegzurationalisieren und dafür den Gehweg zu verbreitern und dort drei Bänke aufzustellen und zwei Bäume mehr zu pflanzen.“ Aufenthaltsorte und Bäume an Straßen seien zwar löblich, aber hätten „nicht ansatzweise etwas mit einem Stadtteilpark zu tun“.
Aus Sicht der Anwohnerinitiative sei es daher umso wichtiger, wie die Freiflächengestaltung auf den LWB-Grundstücken aussehe, die in unmittelbarer Nähe bebaut werden sollen. Doch die LWB hält sich hier noch bedeckt. Sie teilte Anfang Juni auf Anfrage mit, dass die Planungen zwar vorliegen. Sie sollen aber – so sah es auch der Stadtratsbeschluss vor – zunächst im Stadtbezirksbeirat Mitte vorgestellt werden. Für die Sitzung am 8. Juli steht „LWB Neubauvorhaben Shakespearestraße“ dort tatsächlich ziemlich weit hinten auf der Tagesordnung. Es dürfte dann auch um die Gesamtsituation in der Shakespearestraße gehen.
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