Der Rahmenplan für die künftige Entwicklung am Sportforum, den OBM Burkhard Jung am Mittwoch, 21. Juli vorstellte, war durchaus auch eine Überraschung, weil die Verwaltung an einigen Punkten neue Lösungen gefunden hat, die neue Entwicklungen ermöglichen. Aber da ist noch mehr drin, findet die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen, gerade wenn es um Verkehrslösungen jenseits des Autos geht.
Denn grundsätzlich begrüße die Fraktion den seitens der Verwaltung der Presse vorgestellten Zwischenstand der Planungen für das Stadionumfeld, mahnt aber bis zur Fertigstellung des Masterplanes deutliche Verbesserungen an. Die kommunizierten Planungen seien nach wie vor zu autozentriert. So sei unbedingt die Feuerbachschleife in die Planungen zu integrieren und das Thema Renaturierung und Stärkung des Umweltverbundes sei vorrangig zu bearbeiten.„Der Stadionvorplatz soll ohne Parkplätze mit einer hohen Aufenthaltsqualität als Stadtplatz denkmalschutzgerecht gestaltet werden. In diesem Zusammenhang sollte auch der autofreie Teilbereich der Friedrich-Ebert-Straße ausgeweitet werden. Auf Grundlage eines aktualisierten Verkehrskonzeptes ist die Gesamtanzahl notwendiger Stellplätze für das Stadion und Stadionumfeld weiter zu reduzieren“, mahnt der Fraktionsvorsitzende Dr. Tobias Peter an. „Im Zuge der Gesamtplanung ist zwingend auch die Erweiterung der Feuerbachschleife mit ausreichenden Straßenbahn-Abstellkapazitäten vorzusehen, um den ÖPNV leistungsfähiger zu gestalten.“
Genau das aber sehen die Pläne der LVB nicht vor. Sie wollen die Feuerbachschleife in der aktuellen Kapazität sanieren. Die Stadtplaner setzen lieber darauf, die Kapazität der beiden Haltestellen in der Jahnallee zu erhöhen, damit dort mehr Fußballanhänger schnell mit der Straßenbahn fortkommen können.
Und der Stadionvorplatz soll auch künftig als Parkplatz dienen – vor allem für die Bewohner des Waldstraßenviertels, die im Viertel selbst keinen Parkplatz mehr finden. Das Problem dabei: Während der Fußballspiele muss der Platz freigeräumt werden und dürfen dort keine Autos stehen, damit die deutlich wachsende Zahl von Fußballgästen hier ungehindert zu den Stadioneinlässen kommt.
Ein Pluspunkt – auch aus Sicht der Grünen – ist die Tatsache, dass der nördliche Teil der Friedrich-Ebert-Straße verkehrsberuhigt wird und sich damit auch die Sicherheit für die Kinder aus den beiden angrenzenden Schulen verbessert.
„Das Thema Biotopverbund und Grünflächen findet leider noch zu wenig Berücksichtigung“, merkt der umweltschutzpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion Jürgen Kasek an und sieht die Erweiterungspläne von RB Leipzig am Cottaweg sehr kritisch.
„Sollte die Kleinmesse mittelfristig umziehen, ist nicht die Ausweitung des Trainingsgeländes von RB Leipzig das erste Thema, sondern die Stärkung des Umweltverbundes, so wie sie im INSEK hinterlegt ist. Auch bei der Idee eines zusätzlichen Brückenschlages sind vorrangig Umweltschutzbelange zu berücksichtigen. Erst wenn der weitere Umgang mit dem Elsterflutbett in diesem Bereich klar ist und die Stärkung des Biotopverbundes, kann über eine Brücke gesprochen werden.“
Von der Brücke träumt ja OBM Burkhard Jung schon seit seiner Zeit als Olympiabeauftragter der Stadt vor fast 20 Jahren. Da gehörte die Brücke zum Olympiakonzept, aber niemand machte sich wirklich Gedanken darüber, ob das schmale Stück Auwald am Elsterbecken überhaupt noch seine verbindende Funktion im Leipziger Auensystem erfüllt.
Die Brücke würde gerade dieses wertvolle Biotop mittendurch zerschneiden. Und sämtliche Vorstöße, das Elsterbecken zu renaturieren und den Fluss hier wieder sichtbar zu machen, hat Leipzigs Verwaltung in der Vergangenheit immer wieder abgelehnt. Sie träumt noch immer den alten Traum, das Elsterbecken zu einer olympiatauglichen Regattastrecke zu machen. Was dem Artenschutz an dieser Stelle nichts, aber auch gar nichts nützt.
Anders sieht es beim geplanten Weg an der Nordanlage aus: Diese Planungen einer Durchwegung des Stadionumfeldes von der Goyastraße zum Elsterbecken wird von den Grünen ausdrücklich begrüßt.
„Irritiert nimmt die Fraktion jedoch zur Kenntnis, dass der vom Stadtrat auf Initiative der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen in Auftrag gegebene Masterplan und dessen inhaltliche Zielstellungen lediglich der Presse zu entnehmen waren, statt diesen zunächst transparent dem Stadtrat vorzulegen und vorzustellen“, kritisiert der Fraktionsvorsitzende Tobias Peter.
„Eine Übergabe des Masterplanes durch den Oberbürgermeister an den Stadtrat und eine Einbringung in die Gremien ist offenkundig erst für August/September vorgesehen. Dies widerspricht den demokratischen Regeln der Zusammenarbeit zwischen Stadtrat und OBM.“
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