Vor einigen Jahren, als Leipzig geradezu verzweifelt nach Bauplätzen für neue Kindertagesstätten suchte, war auch das Areal hinter dem Volkshaus in der Diskussion. Stadt und Stadtrat sahen hier eine gute Gelegenheit, eine alte Kita wieder zum Leben zu erwecken. Doch da hatte man die Pläne ohne die Gewerkschaft gemacht. Deren Immobilienverwaltung hat jetzt eigene Pläne für dieses Areal vorgelegt. Der Stadtrat bekommt jetzt den Bebauungsplan Nr. 388 „Quartier am Volkshaus“ vorgelegt.
Die Immobilienverwaltungsgesellschaft IVG der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di mbH plant, das Areal hinter dem Volkshaus zu einem der modernen Arbeits- und Lebenswelt angepassten Quartier zu entwickeln, meldet Leipzigs Stadtverwaltung. Ein urbaner Nutzungsmix aus zukunftsorientierten Wohnformen und sozialgefördertem Wohnraum, Büro- und Konferenzräumen sowie Co-Working-Plätzen, Läden und Gastronomie soll im „Quartier Neuer Arbeit“ entstehen. Auch ein Sportstudio und eine Kindertageseinrichtung seien jetzt angedacht.Der entsprechende vorhabenbezogene Bebauungsplan Nr. 388 „Quartier am Volkshaus“ soll nach dem Willen der Verwaltungsspitze jetzt aufgestellt werden. Der Stadtrat entscheidet abschließend über den Aufstellungsbeschluss. Im Anschluss ist zur Konkretisierung des städtebaulichen Rahmens sowie der Zielstellung unter anderem ein städtebaulicher Wettbewerb vorgesehen.
Das rund 1,3 Hektar große Areal hinter dem Gewerkschaftshaus im Zentrum-Süd erstreckt sich bis zur Audorfstraße und liegt brach, ist teilweise versiegelt, teilweise stark begrünt und soll nun wieder städtebaulich verträglich genutzt und öffentlich zugänglich gemacht werden. Die Idee einer „Stadt der kurzen Wege“ mit familienfreundlicher Infrastruktur und soziokulturellen Angeboten im Nahbereich soll in diesem ruhigen, rückwärtig gelegenen Stadtgebiet idealtypisch umgesetzt werden.
Das „Quartier Neuer Arbeit“ will das denkmalgeschützte Volkshaus funktional mit den geplanten Bauten auf dem hinteren Grundstücksbereich verbinden. In Anknüpfung an die historische Nutzung ist dabei auch ein Veranstaltungssaal vorgesehen, als wesentlicher Baustein zur Vernetzung im Quartier. Auch ein barrierefreier Verbindungsweg für Fußgänger und Radfahrer zwischen Karl-Liebknecht-Straße und Audorfstraße ist geplant.
Neue, nachhaltige Arbeitsformen insbesondere im Dienstleistungssektor sollen auf dem Areal geschaffen werden. Um der aus dem Arbeitsumfeld erwachsenen Flexibilität Rechnung zu tragen, sind auch temporäre Wohnformen angedacht. Geplant sind bis zu 18.000 Quadratmeter Geschossfläche, wovon rund 3.600 Quadratmeter für Wohnungen vorgesehen sind. Davon sollen 30 Prozent als sozialgeförderter Wohnraum entstehen.
Was die Stadt so ausführlich nicht meldete, was aber in der Vorlage steht: Gebaut werden soll „ohne Tiefgarage und sonstige Unterkellerungen – auf einem ca. 13.000 m² großen Grundstück unter weitgehendem Erhalt des schützenswerten Baumbestands und weiterer Qualifizierung im Umgang mit Grün und Stadtklima.
Weiter gehört dazu auch die Neuordnung von Bau- und Nutzungsstrukturen wie die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum mit einem Gesamtwohnanteil von mindestens 20 % und davon 30 % sozialgeförderter Wohnraum, die Adressbildung des Quartiers, die Entwicklung einer zu den umgebenden Denkmälern verträgliche städtebauliche Figur, flächensparende Erschließung sowie Reduzierung des ruhenden Verkehrs um ca. 50 % je nach Mobilitätskonzept, das Freihalten von Grünflächen und das Schaffen von fußläufigen barrierefreien Querungsmöglichkeiten zur Anbindung an das bestehende Wegenetz.“
Der Vorhabenträger plant, die baufälligen Gebäude auf dem Areal noch in diesem Jahr abzureißen.
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